..oder: wie dekadent darf eine Nation sein?
Wer mich kennt, und meine Beiträge liest, weiß, dass mich das Fernseh-Programm, schon seit längerem nervt. Nicht nur, dass die Beiträge so trivial sind, dass es interessanter ist, sich vor die Waschmaschine zu setzen, und der Wäsche beim schleudern zu zuschauen, sie werden leider auch noch in 14tägigem Rhythmus wiederholt, damit auch ja jeder Bundesbürger diese Ergüsse intelligenten Multimedia-Journalismus mitbekommt.
So hatte ich gestern leider wieder ein Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art. Es ging um Amerika. Dem Land der unbegrenzten Perversitäten. Dort gab es einen Bericht über den “Extremesser” Furious Pete Czerwinsky. Sozusagen ein Bericht: “Panem et circensem”
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(Das Video zum Bericht. Zartbesaitete Esser sollten vielleicht besser nicht schauen. Und für ungeübte Gourmets ist das sicher nicht geeignet)
Und was heißt Extremesser? Es bedeutet, dass “Furious Pete” auf Veranstaltungen auftritt, und dort wie ein Tier Lebensmittel in sich hineinstopft! Von den dort erkämpften Preisgeldern lebt er ganz gut..
Alleine, dass das sinnlose reinstopfen von Lebensmitteln als Sport bezeichnet werden darf, finde ich in höchstem Maße pervers.
Vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass es auf diesem Planeten zu viele Menschen gibt, die Hunger leiden müssen
Und damit meine ich nicht mal die Entwicklungsländer, sondern den Umstand, dass es auch in den modernen Industrie-Staaten Hunger und Elend gibt. Übrigens auch in Deutschland!
Wenn man sieht, aus was man im Land der unbegrenzten Peinlichkeiten alles einen Sport macht, fragt man sich wirklich, was man von solchen Leuten erwarten soll, wenn es um Dinge wie Umweltschutz, Energiesparen, und verantwortungsvollem Umgang mit Rohstoffen geht.
Aber wenn es mit der Popularität dieses Sports so weitergeht, werden wir wohl leider noch erleben, dass diese “Sportart” Olympisch wird…
Passend dazu finde ich auch diese ganzen XXL-Reportagen über, in denen versucht wird, das größte Schnitzel, die größte Pizza, den größten Döner, usw. zu kreieren. Für die Menschen, die hier in diesem Land von den Tafeln und Armenküchen leben müssen, ist so ein Bericht eine Beleidigung. Ich glaube, es gibt auf diesem Planeten wichtigere Dinge, über die man die Bürger informieren sollte. Zugegeben sind die Themen anspruchsvoller, und einige Menschen werden wohl ihre Weihnachtsgans nicht mehr mit so viel Genuss essen, wenn Sie wüssten, wie die Gänse gemästet werden, oder dass der Lachs aus “natürlicher Aufzucht”, nicht in den Zuchtbecken geboren wird, sondern er jung im Meer gefangen wird, und in den Becken nur gemästet, bis er schlachtreif ist. Ein echtes laichen und aufziehen wäre nämlich zu teuer und deshalb unrentabel.
Sicher esse ich auch gerne Fleisch, aber dass Tiere sterben müssen, bloß weil man es für einen coolen Wettbewerb hält, wenn man 10 Burger in 4 Minuten in sich reinstopft? Das finde ich dann doch völlig krank!
Denkt mal zur Weihnachtszeit drüber nach, wenn ihr eure Gans esst..
letzte Änderung: 13.12.2009 19:25 Uhr
achja, Peter Lustig! Es gab mal eine Zeit, da sah ich ihm verdammt ähnlich.. Hatte sogar so eine Latz-Jeans… :-)Aber du hast fürchte ich, völlig recht.Der Mensch ist sensationslüstern. Wir nennen uns zivilisiert, aber kaum gibt es keine ethischen Grenzen oder Blockaden mehr, fällt der Mensch noch tiefer als ins Mittelalter zurück. Da hat sich nichts dran geändert seit hunderten Jahren! Da muss man sich nur mal etwas mit den Kriegsverbrechen in der jüngsten Zeit befassen. Oder mit den netten amerikanischen Aufpassern in den Folterknasts (dank Handyaufnahmen für die Nachwelt festgehalten). Und ich bin ziemlich sicher, dass wenn diverse amerikanische Bundesstaaten die Pleite sind, ihr Budget damit aufbessern könnten, wenn Sie die Senderechte an den so beliebten Hinrichtungen bei Fernsehanstalten vermarkten könnten – Sie würden es tun! Wundert mich, dass Arnie noch nicht darauf gekommen ist…
Wie sagte schon dein Lustiger Voramensvetter (nein, nicht "Doctor" ^^) im Kinderfernsehen? "Abschalten!" – oder, so wie du sagst: umschalten. Es gibt Tage, an denen bleibt bei mir die Kiste aus, oder, wenn schon Berieselung, dann mit einem Film meiner Wahl, aus der Schublade. Ich lese sowieso immer nebenher. Oder sehe ich nebenher fern?Natürlich würde es mich zerreissen, wenn ich jetzt nicht erwähne, daß die Unterhaltung mit Hinterbackenbläsern bereits im Mittelalter zu fortgeschrittener Stunde vorgefur- vorgeführt worden ist, wie damals üblich von wandernden Unterhaltern, die verschiedene Musikblasinstrumente auf diese Weise verwendeten, und somit hat sich seitdem nicht viel geändert, außer das die lustigen Besuche mit der ganzen Familie zu den großen Events wie Köpfen, Henken und Verbrennen oder den kleineren wie Brandmarken auf dem Galgenberg oder beim Pranger auf dem Marktplatz vom TV abgelöst wurden. Man kann also auch diese Hoffnung fahren lassen, mit oder ohne Pfeifchen.
@puzzle – Ja, ich versuche schon meinen Fernsehkonsum auf einem höheren Level zu halten. Dies ist leider beim momentanen Programm eher schlecht als recht möglich. Ich lande immer häufiger bei Arte, einsfestival, ZDFdoku, weil ich mir mein Hirn nicht mit diesen platten völlig überflüssigem Müll zukleistern will.@DR – Ich denke es gibt Dinge, die muss man nicht im Fernsehen zeigen. Ich bin auch nicht sicher, ob die Programmverantwortlichen ihre Position zu Recht inne haben. Bei solchen "Kunststücken" würde ich sagen: "braucht keiner sehen, und will auch keiner sehen!" Es gibt einfach Grenzen der Moral die man nicht überschreiten darf!
Ich kann da auch nur mit dem Kopf schütteln. Schlimm genug, dass es dort solche Deppen gibt. Schlimmer noch, so finde ich, sind die, die das unbedingt "nachäffen" müssen, nur um zu demonstrieren, was von drüben kommt muss "in" sein! Haste ja gesehen (oder auch nicht). In der deutschen TV-Fassung von "Das Supertalent", steckt sich einer ein Rohr in seinen nackten A……. und furzt damit, natürlich ganz elegant, in Richtung eines Luftballons und brachte ihn zum platzen!!!!!!! SUUUUUPER!Ach, weißt du was? Ich halt einfach meine Klappe…….. besser so!LG-DR
Ja, das ist eklig, absurd, pervers, traurig … aber daß es Leute gibt, die solche Einfälle in die Tat umsetzen ist nicht das Schlimmste daran: sondern, daß sich ein global via Medien vernetztes Publikum an Gaffern findet. Vielleicht sollte man hin und wieder einfach selbst nicht alles an Infotainment konsumieren, was uns angeboten wird – auch hier, am Rande des Wahnsi … äh der Spaces-Seiten