..oder: ein bizarrer Ego-Shooter-Mix aus ‘Doom 3’ und ‘Fallout 3’ mit genial düsterem Plot
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Ufff! Ich habe es geschafft! Den diabolischen General Strasse (genannt ‘General Totenkopf’) endlich besiegt! Doch warum fühlte ich mich beim Kampf gegen den Endgegner aus Bethesdas aktuellem Hardcore Ego-Shooter “WOLFENSTEIN – THE NEW ORDER” an den Endkampf gegen den Höllenfürsten aus “DOOM 3” erinnert (wie auch sonst vieles den Verdacht erregt aus Doom 3 adaptiert worden zu sein)?
Das liegt wohl daran, dass sowohl die neue DOOM Version – als auch WOLFENSTEIN und Fallout 3 – auch von Machine Games entwickelt wird und von Bethesda vertrieben wird. Da liegt der Verdacht nahe, dass man sich bei einigen Levels bei den vorhandenen anderen Spielen bedient hat. Doch deshalb ist es nicht schlecht geworden – ganz im Gegenteil. Von einem bösen Unhold verfolgt zu werden, der einem nach dem Leben trachtet, wobei man in einer Arena immer im Kreis laufend Deckung sucht und panisch nach Medipacks stöbern muss, weil sich die Gesundheit nicht wie bei anderen Shootern langsam wieder erholt – das kann schon ganz schön Adrenalin ins Blut pumpen. Doch fangen wir bei dieser Review am Anfang an.
Eines vorneweg: “WOLFENSTEIN – THE NEW ORDER” ist sicher kein Kinderspiel. Das verbietet sich schon durch die Videosequenzen denen man wirklich ausgeprägte Grausamkeit attestieren muss. Erstaunlich ist hier die deutsche Rechtslage: NS Symbole wie Hakenkreuze und SS Runen dürfen nicht gezeigt werden – aber einem Gegner den Kopf von den Schultern ballern darf gezeigt werden (deshalb ist wohl auch die entschärfte Version noch mit FSK 18). Auch im Spiel selber ist das Hauptaugenmerk darauf gerichtet die Gegner zu töten – je mehr umso besser. Es gibt keinen Tarnmodus wie bei Crysis, der es ermöglicht getarnt an Soldaten vorbei zu schleichen – gesehen werden bedeutet Kampf bis zum Tod – bevorzugterweise der Anderen. Und Levelziele wie „schalten Sie die Kommandanten aus“, lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier kein Schuss in den Fuß gemeint ist.
Ich habe die englischsprachige “Uncut” Originalversion gespielt, in denen auch noch die ursprünglichen ‘NS’ Symbole und Hakenkreuze benutzt werden. Diese Zeichen und Symbole sind in der deutschen Version gegen – wie es Bethesda ausdrückt: „nicht minder atmosphärische Alternativen“ – ersetzt worden. Trotzdem sind die zahlreichen Video-Sequenzen sehr grausam und blutrünstig – egal was für ein Emblem man auf dem Ärmel hat. Meiner Meinung nach hätte man dann auch die NS Symbole nutzen können. Es würde sicher die verklärte Sichtweise einiger Zeitgenossen zu den Nazi-Greueltaten in eine andere Richtung lenken. Ein fiktives Regime ist diffus, ungreifbar, surreal – halt nicht wirklich existent, sondern ein Phantasieprodukt. Aufgrund der seltsamen deutschen Rechtslage, wird es auch zu diesem Spiel keine Video Review von mir geben. Einen sehr guten Überblick (und ganz treffend kommentiert) über das erste Level seht Ihr im externen Video im Header des Beitrags.
Der Plot:
Das Spiel startet während der Invasion Deutschlands durch die Alliierten 1946 in einem Flugzeug der Amerikaner. Während des Fluges gerät der Flieger unter feindliches Feuer und stürzt ab – doch der Pilot Fergus Reid und der Held B.J. Blazkowicz springen noch rechtzeitig auf ein anderes Flugzeug – das allerdings auch Bruch macht. An der Küste “des Regimes” notgelandet muss der Held zuerst riesige mechanische Monster vernichten und dann in eine feindliche Festung eindringen – wo er allerdings gefangen wird. Bereits hier wird es sehr grausam, da B.J. sich dafür entscheiden muss, welcher seiner Freunde vom durchgeknallten General Totenkopf getötet werden soll um sein Gehirn zu entnehmen. Entscheidet man sich nicht, wird man selber von einem der Metallzombies wie eine Laus zerquetscht. Die anderen Gefangenen werden zum sterben in eine Verbrennungsanlage geschafft. Bei der Flucht daraus wird er am Kopf verletzt und fällt in ein Wachkoma.
Wer geglaubt hat, er wäre schon mittendrin im Spiel, der irrt – denn erst hier startet das Intro des Spiels und die Einführungsvideosequenz startet.
Denn anders als die Vorgänger Wolfenstein 3D (1992), Return to Castle Wolfenstein (2001) und Wolfenstein (2009) ist Wolfenstein: The New Order nicht mehr im Zweiten Weltkrieg angesiedelt, sondern führt die Geschichte um den Protagonisten B.J. Blazkowicz im Jahre 1960 fort. Der US-Soldat liegt 14 Jahre im Koma und erwacht in einer von den Nationalsozialisten regierten Welt, in der deutschen Fassung lediglich als „das Regime“ bezeichnet.[1] Während des Wachkomas hat er Sympathien für seine seine Pflegerin “Anya Oliwa” entwickelt. Als das Sanatorium geschlossen werden soll und die Regime Soldaten anfangen Patienten und Pfleger zu töten um die Zeugen zu beseitigen, erwacht Blazkowicz, tötet im Alleingang die fiesen Gegner und flieht mit Anya. Er schließt sich dem Widerstand an und nimmt den Kampf gegen die Diktatur auf. Von nun an geht es kreuz und quer durch Europa und sogar auf den Mond (denn dort hat das “Regime” ebenfalls eine Basis (dieser Teil des Spiels erinnert mich zum einen an die Mars-Basis in DOOM 3 und ebenfalls stark an den Trash-Film “Iron Sky”).
(Herrlich Trashiger Nazi-Schrott. Da dies „Kunst“ ist, dürfen Nazi-Symbole verwendet werden. In Videospielen ist das streng verboten. Die Geschichte des Films IRON SKY ist purer Schwachsinn – aber macht Ihn deshalb zu einem herrlichem C-Movie, das man nicht ernst nehmen sollte..)
Während des Handlungsstranges der mit knapp 12 Stunden Spielzeit als durchaus angemessen bezeichnet werden kann, muss man die verschiedensten Levels bestehen. Leider überzeichnet der Entwickler Machine Games die bösen Charaktere deutlich und macht auch vor exzessiver Gewalt und Sex nicht halt. Auch die persönliche Beziehung zwischen den beiden extremst durchgeknallten Protagonisten “Bubi” und dem weiblichen General Irene Engel möchte man sich lieber nicht in seiner Phantasie ausmalen. Während der Handlung sterben immer mehr Mitstreiter aus der Untergrundtruppe deren Mitglied unser Held B.J. ist. Dass es vor diesem Hintergrund auch kein Happy-End mit B.J. und Anya geben kann ist fast schon zwangsläufig. WOLFENSTEIN – The New Order thematisiert eine Alternativweltgeschichte, die vergleichbar mit den Romanen Vaterland von Robert Harris und Das Orakel vom Berge von Philip K. Dick ist. (Quelle: Auszugsweise Wikipedia
Das Game:
Optik und Grafik sind so lala. Die Grafik kommt bei weitem nicht an die Qualität von Crysis 3 heran sondern erscheint mir eher auf “Fallout 3”Niveau (was nicht schlecht ist und zu einem trashigen Spiel durchaus passt). Doch wenn man nahe an Objekten ist, dann wirken die Texturen doch sehr verwaschen und verpixelt. Da hätte ich mehr erwartet. Auch der Sound ist OK – kommt aber nicht an das tolle Surround Gefühl von Crysis 3 an, auch wenn sich der Sound je nach Kopfdrehung anpasst.
Das Level-Design ist recht gut gelungen – manchmal nerven aber Zwischeneinlagen wie Sprünge aus Helikoptern auf Brücken, die man bei zittrigen Fingern zig mal wiederholen muss. Ich habe fast eine halbe Stunde im ersten Level festgesessen, weil ich einfach nicht an dem plötzlich auftauchendem mechanischen Hund vorbeikam – weil die Tastenkombination die auf dem Bildschirm erschien nicht stimmte, da ich die Tastenbelegung für die Fortbewegung änderte. So was nervt dann total, weil der letzte Speicherpunkt manchmal ein paar Minuten entfernt ist und man dann bestimmte Dinge wieder und wieder machen muss. Da dies bedeutet, dass man von vorne anfangen muss, ist das eher Spielfrust statt Lust. In einigen Situationen muss man mit der Maus mehrmals 2 Kabelenden aneinander reiben, damit sich Türen öffnen. Da die Maus bei Kontakt wieder wegspringt (hier wird wohl der elektrische Schlag simuliert) und die Lampen nach ganz kurzer Zeit wieder ausgehen und man nochmal rumstochern muss, was mit der Maus fast unmöglich ist, war ich dort ziemlich am fluchen (glücklicherweise werden nach einer gefühlten Ewigkeit die 3 Lampen von der KI automatisch zum leuchten gebracht).
Auch was die Speicherpunkte angeht ist WOLFENSTEIN knauserig. Will man an einer bestimmten Stelle des Spiels einsteigen kann man dies nur am Level-Anfang machen. Es gibt also nur 16 Speicherpunkte. Das ist eigentlich ein schlechter Witz – die Level sind zum Teil sehr lang – da sollte es möglich sein an bestimmten Zwischenständen einzusteigen.
Bedingt durch die doch moderaten Hardwareanforderungen läuft das Spiel sehr flüssig – doch auf der Festplatte benötigt das Game fast 45 Gigabyte – und übertrifft Crysis 3 mit etwas über 14 Gigabyte fast um das vierfache. Selbst “Bioshock Infinite”, welches eine wesentlich längere Spieldauer ermöglicht ist mit grade mal 28 GB Installationsbedarf bei der Installation fast ein Schmalhans. Ich vermute dies liegt zum Teil an den recht langen Videosequenzen (ist eigentlich noch jemand der Meinung, dass B.J. Blazkowicz in den Videos aussieht wie Til Schweiger?) und an der speziellen Art und Weise wie die, aus dem Jahre 2011 stammende, Game-Engine iD Tech 5 arbeitet. Die hat die Besonderheit – anders wie bei üblichen Games – eine komplette riesige Map über ein Level zu legen, in der alle Texturen sind (Stichwort MegaTexturing). Diese Grafiken sind mehrere Gigabyte groß und werden während des Games an die Grafikkarte gestreamt.
Passend zum kruden Plot haben Machine Games auch noch ein paar schräge Highlights eingebaut. So gibt es auf der Webseite von WOLFENSTEIN die “Hits” aus dem Spiel. So oder ähnlich würde wohl tatsächlich Musik klingen, hätte “General Totenkopf” die Welt unterjocht.
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Unten ist ein Beispiel der witzig gemachten „Volkslieder“ aus der Soundcloud.
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(aus der Soundcloud für die Fans „deutscher Volksmusik“ – das ist mal gelungene Verarsche pur – zeigt aber, dass die ganze Geschichte von vorn bis hinten ganz passabel durchdacht ist. Denn auch diese Lieder müssen ja in einem Tonstudio produziert worden sein. Die Spiele-Entwickler haben sich das Game also einiges kosten lassen)
Einen fetten Minuspunkt gibt es für das fehlen der Mehrspieler-Modi. Das Game selber bietet nur einen Single-Player Modus – es ist also nicht möglich eine Multiplayer-Umgebung einzurichten um Gruppenweise etwas Action zu haben.
Was wird benötigt um das Game spielen zu können?
Systemanforderungen:
Auflösung: 1920×1080, Voreinstellung Niedrig
Grafikkarte: AMD Radeon HD 5750 oder Nvidia Geforce GTX 285
Prozessor: AMD Athlon II X3 450 oder Intel Core Duo E7400
Arbeitsspeicher: 2,0 GByte
Festplatte: 44 GByte
Auflösung: 1920×1080, Voreinstellung Hoch
Grafikkarte: AMD Radeon HD 5870 oder Nvidia Geforce GTX 560
Prozessor: AMD Phenom X4 965 oder Intel Core 2 Quad Q9650
Arbeitsspeicher: 4,0 GByte
Festplatte: 44 GByte
Fazit:
Selten habe ich ein Spiel gespielt, dass in mir einen solch großen Widerspruch hinterlassen hat. Zum einen ist das Spiel Klasse gemacht. Doch zum anderen stört mich die an einigen Stellen sehr exzessive Gewalt. Sich freiwillig in ein Gefangenenlager stecken zu lassen indem mechanische Monstren Häftlinge bewachen und tote Gefangene wie Müll in Karren transportiert werden um diese dann zu verbrennen – das schmeckt mir doch zu sehr nach KZ und Massenvernichtung des dritten Reichs.
Wer nur ballern will, der kommt hier auf seine Kosten. Das Spiel ist old-fashioned – man muss während des Spiels fortwährend Munition, Health-Kits, Panzerung und Batterie-Ladung aufnehmen um nicht bei nächster Gelegenheit sein künstliches Leben auszuhauchen.
Unten gibt es meine Review – für eure Meinung wäre ich dankbar.
Datum letzte Änderung: 15.07.2014 06:14 Uhr
Angespielt: WOLFENSTEIN THE NEW ORDER
Preis/Leistungsverhältnis
Grafik
Sound
Story
Leveldesign
Multiplayer-Modus
Gesamt
Selten habe ich ein Spiel gespielt, dass in mir einen solch großen Widerspruch hinterlassen hat. Zum einen ist das Spiel Klasse gemacht. Doch zum anderen stört mich die an einigen Stellen sehr exzessive Gewalt. Das Spiel ist gut gemacht und wartet mit abwechslungsreichen Levels auf. Leider bietet es keine Multiplayer Option. Wenn es sich als Trash versteht ist es ein zwar bizarrer, aber nicht ganz ernst zunehmender Albtraum.