- DJI – bekannt für hochwertige Drohnen und Gimbals hat einen neuen Handheld Stabilizer für Smartphones herausgebracht. Der Vorgänger des neuen OM4 - der OSMO Mobile 3 war ein Quantensprung im Vergleich zum Vorgänger. Schafft das aktuelle Modell auch so zu begeistern? Leider Nein. Der Gimbal ist gut - keine Frage, aber im Vergleich zum Vorgänger ist er zu teuer und es gibt einige Bugs. Doch lest selbst..
.. oder: Kühlschrank-Magnet meets Gimbal – lohnt sich der Kauf des neuen DJI OM4?
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DJI – bekannt für hochwertige Drohnen und Gimbals hat einen neuen Handheld Stabilizer für Smartphones herausgebracht. Die Bezeichnung des Vorgängers OSMO MOBILE 3 wurde stark gekürzt: Er heißt nur noch OM 4. Lohnt sich der Umstieg für Besitzer des Vorgängers? Die Antwort des bekannten Tiktokers ‘@herranwalt’ würde wohl lauten: “es kommt drauf an”..
(Bild links: Osmo Mobile 3 und OM4 im direkten Vergleich. OK, auf dem ersten Blick ist die Farbe anders. Die wichtigste Neuerung ist die innovative Magnetfassung für ein schnelles Quick Release des Smartphones vom Gimbal)
Tatsächlich ist der Gimbal fast identisch mit dem Vorgänger (Testbericht hier!). Wäre er nicht in einem hellen Grau, statt in dunklem Grau würde man im ersten Moment keinen Unterschied erkennen. Die Funktionstasten und Funktionen sind identisch bis auf ein paar Kleinigkeiten. Erst auf den zweiten Blick fällt die geänderte Klammer zur Befestigung des Smartphones auf.
Hier hat DJI an die ganzen Influencer, Youtuber und TikToker gedacht – das Handy wird nämlich nun mittels Magnethalterung im Bruchteil einer Sekunde vom Gimbal getrennt und eingespannt. Dies liegt an einer Metallklammer welche an den mit einem starken Magneten ausgerüsteten Haltearm einfach angeklippst wird. Die Klammer kann nach dem lösen vom Gimbal am Handy bleiben und stört im Betrieb nicht, oder sagen wir kaum. Damit entfällt das zeitaufwendige justieren bei jedem neuem Einsatz des Gimbals. Die Klammer wird quasi nur einmal um das Smartphone geklipst (zur gleichmäßigen Gewichtsverteilung sollte das mittig sein) und von da an reicht es das Handy in die Nähe des Haltearms zu bringen und schon springt das Handy fast von alleine aus der Hand an den Gimbal und man kann losfilmen.
Die Klammer ist flach und stört wie geschrieben kaum – bei einigen Handys kann Sie aber im ungünstigsten Fall den Ein/Aus Schalter blockieren. Bei meinem Huawei P30 Pro ist es eine Fummelei mit dem Fingernagel – da sich das Handy aber auch über den Fingerabdrucksensor im Display entsperren lässt, ist das verschmerzbar.
Eine zweite Möglichkeit geht einen Schritt weiter. Es gibt einen Aufkleber in Kreisform, der permanent auf die Rückseite des Handys geklebt bleibt – dadurch ist aber bei den Handys mit induktiver Ladefunktion, diese nicht mehr nutzbar und die Benutzung einer Schutzhülle zum Schutz des Smartphones bei einem Fall ist unter Umständen ebenfalls nicht mehr möglich.
Der Gimbal kostet knapp 145,00 € und war einen Tag nach der Bestellung auf der DJI-Webseite schon bei mir – schneller geht’s wirklich nicht. Im Vergleich zum Vorgänger gibt es aber kein Bundle.
(Bild rechts: Der OM4 in der praktischen Hardcover Box des Osmo Mobile 3. Aufgrund identischer Abmessungen passt der Gimbal perfekt – aber die Box ist leider beim Kauf des OM4 nicht dabei. Hier sieht man ganz gut die Befestigungsklammer, die trotz 2-3 mm dicker Bumper-Hülle das Handy (hier mein HUAWEI P30 Pro) sicher hält.)
In der fast gleich großen Verpackung des Vorgängers ist der Gimbal, ein dreibeiniger Standfuß, ein Transportbeutelchen, ein USB-A auf USB-C Ladekabel, eine magnetische Halteklammer zur temporären Befestigung, ein magnetisches Klebepad für dauerhafte Befestigung am Handy, eine klare Folie als Schablone zur Befestigung, ein Abstandspad für die Klammer zur Nutzung bei dünnen Smartphones wie iPhone 7, 8, SE2 bzw. Samsung S8 etc. und 2 spezielle klare Plastik-Pads als Klebepad-Halter für Handys mit Glasboden.Der magnetische Ring kann auch noch ausgeklappt werden und dient dann als Handyständer (oder man kann auch seinen Finger reinstecken und kann das Handy dann sicherer halten). Bei meinem HUAWEI P30 Pro habe ich als dauerhafte Befestigung das Klebepad gewählt. Die Schutz-Hülle aus klarem Kunststoff passt trotzdem noch über das Handy auch wenn es sich auf der Rückseite leicht wölbt. Auf die Möglichkeit des induktiven Ladens muss man aber ab dann verzichten. Wer das Klebepad nicht nutzt – es ist auch ein ausgezeichneter Kühlschrank-Magnet.
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Lt. Hersteller sind die Motoren des OM4 stärker als die des Osmo Mobile 3. Dadurch ist die Zentrierung nicht millimetergenau nötig. In der Vergangenheit war dies häufig ein Schwachpunkt, weil der Gimbal dann anfing zu zittern und mit Fehlermeldungen die Aufnahme störte. Die Motoren sind im Betrieb auch nicht zu hören – das macht sich positiv bei Videoaufnahmen mit Ton bemerkbar. Es gibt kein störendes summen oder brummen, was mit aufgezeichnet wird. Qualitätsmäßig ist also alles Tutti..
Die Optik und Haptik des Gimbal ist gut und entspricht den hohen Qualitätsstandards von DJI. Der Pistolengriff ist leicht abgewinkelt – dadurch ist Unterarm und Handgelenk in grader Linie, was eine entspannte Haltung ermöglicht. Am hinteren Ende des Griffs, also an der Handballenauflage, ist er leicht gummiert. Das verhindert bei schweißtreibenden Sport-Aufnahmen ein wegrutschen. Die Bedienungselemente sind mit einer Hand zu bedienen. Ein Rändelrad für den Zoom, wie es bei einigen anderen Herstellern der Fall ist, fände ich aber sanfter zu dosieren als den Schieber, der sich nicht besonders gut dosieren lässt. Grade wenn das zoomen so verbuggt ist wie beim OM4. Doch dazu unten später mehr.(Bild rechtss: Die MIMO-App. Die Schaltzentrale des OM4. Leider ist Sie der Meinung, jedes Video müsste von anderen Menschen gesehen werden. Dies kann man auch nicht in den Voreinstellungen abstellen. Ein Tiefschlag für den Datenschutz. Auch die zahlreichen Vorlagen sind zwar nett – aber wer will schon andauernd engliche Texte durch seine Videos flimmern sehen?)
DJI wirbt mit neuen Videomodi – unter anderem mit dem Vertigo-Effekt (Erklär-Video HIER). Da der aber nicht im Gimbal implementiert ist, sondern in der MIMO App ist der Effekt auch für den Vorgänger verfügbar. Diesen Effekt haben andere Gimbals auch – ich erinnere mich noch an meinen Zhiyun Smooth 4, der diesen Effekt hatte – aber nie richtig funktionierte, weil es fast nie gelang mit dem Zoom das Objekt gleichmäßig zu erfassen während man sich darauf zu oder weg bewegte.Der OM4 macht das automatisch – aber leider auch nicht besser. Trotz Watschelgang und höchster Anstrengung das Motiv im Auswahlfeld zu behalten war das fertige Ergebnis enttäuschend – mal wackelte es, mal wurde es unscharf als hätte David Hamilton persönlich die Objektive der Kamera mit Vaseline bepinselt um in den “Bilitis” Modus zu kommen. Oder man könnte auch kurz sagen: der Modus ist für die Tonne. Gut, auf den Werbevideos sieht das toll aus – vielleicht bin ich ja auch nur zu blöd..
Es gibt auch noch die Möglichkeit ein Video mit Bokeh-Effekt aufzunehmen, welches das Motiv scharf darstellt und den Hintergrund unscharf – auch dieser Modus überzeugte mich in der Praxis nicht wirklich. Das schafft mein Huawei P30 Pro mit der normalen Kamera sogar besser.
Die MIMO App, die für das steuern der Effekte zuständig ist und als Editor mit vielen Vorlagen fundiert hinterlässt bei mir einen geteilten Eindruck. Zum einen ist Sie mir zu sehr mit Werbung in eigener Sache überladen, zum anderen möchte die App fast jedes Filmchen direkt in der Community veröffentlichen. Ein falscher Klick und das romantische Date mit deiner Freundin wird von Millionen Usern gesehen. Datenschutz? Na, jetzt lachen wir mal alle ganz laut!
Dazu kommt, dass die vielen Vorlagen nicht wirklich zu bearbeiten sind. DJI ist sehr erpicht darauf Texteffekte in die Videos einzubinden. Ja, die meisten sind recht hübsch – aber leider sind sie alle auf Englisch. Könnte man Sie bearbeiten oder wenigstens löschen, wäre es ja in Ordnung. Aber so? Nee. Der einzige Grund, warum ich die App nicht gleich wieder vom Handy gefeuert habe, ist, weil ich ohne Sie die Funktionen des Gimbals nicht steuern könnte. Das macht Apples kostenloses iMovie 1000x besser!
Was die unterstützten Photo-Handys angeht: Die Smartphones von SAMSUNG, HUAWEI und den Tochtergesellschaften werden seitens DJI bestens unterstützt – doch Besitzer anderer Hersteller sollten besser vorher einen Blick auf die Kompatibilitätsliste von DJI werfen um böse Überraschungen zu vermeiden.
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Damit könnte dieser Test auch schon enden, denn es gibt sonst nichts erwähnenswertes, was den OM4 vom Osmo Mobile 3 unterscheidet. Doch im Detail:
(Bild links: Überschaubar – so ist die erste Reaktion, wenn man den Karton des neuen OM4 Gimbals aus dem Hause DJI öffnet. Das Zubehör ist in einem flachen Kartönchen, welches obenauf gelegen hat)
Die Frage, ob es sich lohnt den OM4 (der Vorgänger kostet auf der Herstellerseite 126,00 € als Bundle inklusive dem praktischen Transport-Etui im Wert von 29,00 € – der OM4 dagegen 145,00 € ohne die Box – das sind bereinigt fast 50% mehr!) zu kaufen muss jeder für sich selbst entscheiden. Ok, diese magnetische Halterung erspart viel Zeit beim justieren – aber man spannt ja normalerweise nicht x-mal am Tag das Handy in den Gimbal. Für die Generation TikTok mag es sinnvoll sein, aber mich hätte eher eine 360° Panorama- Funktion beeindruckt oder wie man ja heute gerne sagt, “geflasht”.
Die Verbindung zum Smartphone wird, wie beim Vorgänger auch schon über Bluetooth 5.0 aufgebaut. Dass der Gimbal motormäßig stärker ist und größere Handys (sogar mit Aufsatzobjektiv) hineinpassen ist schön – aber DJI ist natürlich selber daran interessiert, dass der Gimbal von möglichst vielen Handybesitzern gekauft wird. Das ist wohl eher Eigennutz als echtes Kundeninteresse.
Fototechnisch gibt es auch nicht wirklich viel neues, was einem vom Hocker haut, bis auf das neue CloneMe Panorama: Die Kamera erstellt automatisch ein Panorama-Bild, aber lässt dem Fotografen genug Zeit sich bei jedem neuen Bild in Position zu stellen – aber leider nur eine 240° Grad Aufnahme.
Für die Fans der bewegten Bilder, gibt es bei Videos die bekannten Modi HDR-Video, Hyperlapse, Zeitraffer, Zeitlupe und normales Video und die neuen Effekte Dynamischen Zoom und SpinShot (das drehen der Kamera um die Längsachse – dieser Effekt ähnelt dem, der gerne angewandt wird, wenn ein Fussball im Tor landet und sich die Kamera dreht, als wäre Sie getroffen worden).HIER FOLGT EINE WERBEANZEIGE
Diesen Effekt kann man aber dämlicherweise nicht durch drücken eines Buttons auf dem Gimbal starten, sondern man muss dafür in die Einstellungen. Der Joystick des Gimbal setzt die Bewegungen dann statt schwenken in Rotation um. Will man wechseln muss man immer erst umständlich ins Menü zurück – eine Videounterbrechung ist immer die Folge. Das finde ich unelegant gelöst. Da hätte man Softwaremäßig das ein und ausschalten auf einen der Buttons legen können.
Schade ist auch dass die tollen Fotomöglichkeiten des HUAWEI P30 Pro nicht genutzt werden können. Wo die Kamera mit der eingebauten Kamera-Software bis zu 50 fachen Zoom ohne Gimbal erlaubt, ist im Gimbal mit der Mimo-App bei 10fachem Zoom sowohl bei Videos, wie auch bei Fotos bereits Schluss – dabei ist ja gerade der Gimbal als Stabilisator der Kamera dafür gedacht auch solche Aufnahmen einigermaßen erfolgreich zu realisieren. Auch die Bedienung des Zoom-Buttons ist noch verbuggt. Das hineinzoomen funktioniert stufenlos, aber wenn man aus einer hohen Zoomstufe herauszoomen will, zoomt die Software nicht langsam hinaus, sondern springt sofort zurück auf Zoomstufe 1. Das ist natürlich völliger Käse..
Hier ist im einzelnen eine Übersicht der Funktionen im Vergleich:
OM4 | OM3 | |
magnetisches Design | X | |
mechanische Befestigung | X | |
kompakt u. faltbar | X | X |
Story-Modus | X | X |
Gestensteuerung | X | X |
Active Track 3.0 | X | X |
Sport-Modus | X | X |
Quick Roll | X | X |
Dynamic Zoom (Dolly Zoom) | X | X |
CloneMe Panorama | X | |
Hyperlapse | X | X |
Motionlapse | X | X |
Zeitraffer | X | X |
Bokeh-Effekt | X | X |
HDR-Video | X | X |
SpinShot | X | X |
Zeitlupe | X | X |
Panorama | 240° | 180° |
3×3 Panorama | X | X |
Taschenlampen-Modus | X | |
Einhandsteuerung | X | X |
Stand-By Modus | X | X |
Mimo App | X | X |
Wie man sieht, hat der OM4 bis auf den Taschenlampen-Modus (was der auch immer vermag) ein etwas weiteres Panorama und das CloneMe-Panorama nicht mehr zu bieten als der Mobile 3.
Als Fazit würde ich ziehen: Ja, kann man kaufen – muss man aber nicht, wenn man den OSMO Mobile 3 besitzt – zu minimal sind die Verbesserungen zum Vorgänger – zumal sich DJI beim Preis einen ordentlichen Schluck aus der Pulle nimmt. Da viele Funktionen auf der App basieren, ist der Vorgänger damit auch ordentlich aufgewertet worden.
Wie schaut es bei euch aus? Wollt Ihr den OM4 kaufen, oder habt Ihr schon? Oder bleibt Ihr beim Vorgänger, dem OSMO MOBILE 3 – oder sogar bei der 2er Version? Wie sind eure Erfahrungen mit Smartphone Stabylizern aus dem Hause DJI?
Der DJI OM 4 im Test
Preis/Leistungsverhältnis - 70%
Aussehen - 84%
Verarbeitung - 85%
Haptik - 88%
Kompatibilität - 66%
Installation - 88%
Zubehör - 86%
Energieverbrauch - 85%
82%
Gesamt
Der "Neue" hinterlässt bei mir einen geteilten Eindruck. Ja, diese Magnetbefestigung ist innovativ - aber so richtig aus dem Quark gekommen den Gimbal entscheidend zu verbessern ist man nicht. War der Sprung von Version 2 auf 3 ein Quantensprung, dann ist der Sprung von 3 auf 4 eher ein Hüpfer über eine Hürde - die man reisst. Es gibt immer noch kein 360° Panorama, die MIMO App ist zu schwatzhaft, das zoomen funktioniert nicht wirklich gut, die tollen Kamerafunktionen des Huawei P30 Pro werden nicht unterstützt, den Spinshot Modus erreicht man nur umständlich über das Mimo-Menü, was wertvolle Sekunden kostet.. Es gibt einiges was man hätte besser machen können. Man fragt sich was die Jungs von DJI letztes Jahr gemacht haben? Das planen dieser Klammer kann ja kein Jahr gedauert haben.. Es bleibt zu hoffen, dass DJI nachbessert - mechanisch ist der Gimbal Top, die Macken sind in der Software. Eine klare Kaufempfehlung kann ich nicht aussprechen. Meiner Meinung ist der Vorgänger Osmo Mobile 3 das bessere Angebot: er hat fast alles, was der neue OM4 auch hat, kostet aber wesentlich weniger.