Unterhaltung

Ich bin jetzt offiziell ein “Best-Ager”..

…oder: “Hallo Opa! Willkommen im Job-Club Dortmund”

[fusion_builder_container hundred_percent=“yes“ overflow=“visible“][fusion_builder_row][fusion_builder_column type=“1_1″ background_position=“left top“ background_color=““ border_size=““ border_color=““ border_style=“solid“ spacing=“yes“ background_image=““ background_repeat=“no-repeat“ padding=““ margin_top=“0px“ margin_bottom=“0px“ class=““ id=““ animation_type=““ animation_speed=“0.3″ animation_direction=“left“ hide_on_mobile=“no“ center_content=“no“ min_height=“none“][fusion_dropcap] I [/fusion_dropcap]ch bin ja sooo alt! Ich meine: ich fühl mich nicht Alt! – Naja, ein paar Verschleiß-Erscheinungen habe ich schon. Also zugegeben,  das knien und rumrutschen auf dem Teppich, macht mittlerweile Probleme, genauso wie meine Schultern manchmal ein Eigenleben haben, und ich deshalb schwere Lasten schon mal vor Schmerzen fallen lassen muss.

Dies tut den jungen Damen, die ich dann plumpsen lassen muss, meistens genauso weh wie mir, wenn Sie so aus 1 Meter 30 Höhe ungebremst auf dem Boden aufschlagen. Und da sie vorher schon Brandblasen am Hintern ergattert haben, weil ich Sie ganz lieb über den Velours-Teppich geschoben habe (was mir wieder schmerzende Kniescheiben beschert hat), können wir uns hinterher gegenseitig unsere Tränen trocknen und die Wunden lecken.. Doch dies nur am Rande..

Vorsicht Brandblasengefahr! Hier lächelt die kleine Süsse noch glücklich.. aber kaum 5 Minuten später glüht der Pöter.. (Achtung! Polyesterfasern können bei heftigen Rutschbewegungen starke Hitze entwickeln. Man sollte also den Teppichflor – oder das Mädchen, vorher an den Kontaktstellen mit Vaseline einfetten)

Aber es gibt noch andere Symptome, an denen man(n) erkannt, dass er alt ist. Denn blöderweise bedeutet in diesem Land Alt auch gleichzeitig Ausgegrenzt. Ein paar Indizien für den persönlichen Status der Wertschätzung in der Gesellschaft erlebt man, wenn man Bewerbungen schreibt. Selbst bei Positionen, wo man der Meinung ist “das passt zu 100%”, kommen die Absagen fast im gleichen Moment, wie man die ‘Senden’-Taste bei Outlook drückt. Wow! Wenn mal alles in “Good Old Germany” so reibungslos funktionieren würde, wie die “Verpfeif Dich”-Mails von den Personal-Abteilungen. Wir wären die Größten!

In der Bibel würde jetzt wahrscheinlich so was stehen, wie: “Aber siehe, die Rettung ist nahe”. Und wie der ´Zufall es wollte, kam die Rettung auch. Und wie meistens durch einen Zufall.

Denn es begab sich dass… – ach nein, ich werde hier nicht in Bibelkauderwelsch schreiben, wenn auch die Begebenheit, die ich euch erzählen möchte, an ein kleines Wunder erinnert. Denn letztens kam ein alter Freund vorbei, mit dem ich zusammen die Ausbildung gemacht hatte, und mehrere Jahre zusammen im Teak-Won-Do-Verein war.

Er hatte ein paar Rechnerprobleme, und auch ein paar Termine in der City, und er erzählte mir von dem “Job-Club Dortmund”.

Job-Club in Dortmund - Westenhellweg 58 (Westenhellweg 58. Dort ist der “Job-Club” ansässig. Aber wer glaubt, hier könnte man in Clubsesseln Zigarren paffen, der irrt leider..)

Er hatte in einem Gespräch am Nebentisch gehört, dass die wohl einen Dozenten suchen für Microsoft Betriebssysteme und Office-Produkte.

Zufälligerweise hatte er auch einen Flyer dabei, und deshalb rief ich natürlich auch sofort dort an. Die Dame an der anderen Seite wusste aber von nix. – Sagte mir aber zu, dass sich ein Mitarbeiter des Job-Clubs melden würde.

Und genauso kam’s. Knapp 2 Stunden später schellte das Telefon, und eine Frau Reker meldete sich.

“Ach, Sie haben ja eine junge Stimme!”, war das erste was Sie sagte. “Na, und wenn Sie mich erst mal sehen würden”, war darauf meine Antwort.

Nun, nach dem kleinen Scherz fragte mich die nette Dame, ob ich Zeit und Lust hätte zu einem Termin vorbei zu kommen. Klar wollte ich! Schließlich wollte ich einen Job!

Das team des Job - Club Dortmund. Frau Reker ist in der Mitte (Das “Best-Ager”-Team Dortmund. In der Mitte Frau Reker)

Einen Tag später morgens um 10 saß ich pünktlich im Wartebereich des Job-Clubs. Das kam mir schon suspekt vor. ‘Wartebereich’ erweckt bei mir Assoziationen zu einem Arzt – und das ist wiederum meistens unangenehm, weil es bei mir üblicherweise mit einem eingefettetem Finger im Enddarm endet.

In einem Club hätte ich erwartet, dass der Bereich ‘Lounge’ heißen würde, gedämpfte Ambient-Musik aus versteckten Lautsprechern quillt, und eine junge knackige Bedienung mich fragt ob ich einen Single Malt zu meiner Cohiba Maduro haben möchte..

Ich wurde aus meinen Überlegungen gerissen, weil eine ganz nett anzuschauende Dame sich zu mir gesellte, und mich erwartungsvoll fragte: “Herr Awiszus?”

Nun, das konnte ich unbedingt bestätigen, und deshalb erhob ich mich von der Ledercouch, und folgte Ihr ins Büro. Dort machte Sie ein ‘Screening’ mit mir. Gut dass ich Sie vorgewarnt hatte, dass mein Lebenslauf den normalen Umfang sprengen würde, weshalb Sie sich eine Stunde Zeit für mich nehmen konnte. Sie erzählte mir erst mal, was der Job-Club ist, – dass Sie eigentlich bei der Stadt angestellt ist, – und dass Sie über die Wintermonate 7 Kilo zugelegt hätte. Nun, das hatte ich auch, und nachdem wir die verschiedenen Methoden der Diäten ausdiskutiert hatten, hat Sie mich kurzerhand in ihre Nordic-Walking Gruppe eingetragen.

Also jetzt keine falschen Vorstellungen: Dies ist eine Freizeit-Veranstaltung des Clubs, die immer im Rombergpark statt findet. Und da die Mitglieder alles ‘Best-Ager’ sind, also Männer und Frauen ab 47 Jahren aufwärts, dürfte dort wohl kaum eine jagdwürdige Beute für mich dabei sein. Dann wohl eher die Töchter des teilnehmenden weiblichen Publikums. Da das aber alles kostenlos ist (selbst die Stöcke kann man behalten), nehm ich das mal einfach mit. Natürlich werde ich, damit mich niemand erkennt, bei dieser unmännlich anzuschauenden Sportart eine braune Papiertüte über den Kopf stülpen, damit mich keine weiblichen Fans erkennen..

Vielleicht ergibt sich ja eine Flirtgelegenheit, wenn die (hoffentlich) attraktiven Töchter ihre vor Luftknappheit röchelnden und Blut spuckenden Eltern (oder Großeltern) vom Parkplatz abholen…

Nordic Walking im Rombergpark. Ich werde natürlich auch teilnehmen. Mit einer braunen Papiertüte über dem Kopf.. (Nordic Walking! Und das natürlich mit meiner nicht bevorzugten Zielgruppe – dem Krampfadergeschwader! Naja- ich nehm’s erst mal mit. Wichtig ist ja der soziale Kontakt in der Gruppe, oder??)

Na, und wenn ich dort schon keinen Job kriege – nicht so schlimm. Wenigstens mein Popo wird wieder knackig!

Mann muss ja schon mit wenig zufrieden sein, in diesen schwierigen Zeiten, nicht wahr??

letzte Änderung: 20.02.2010 8:07 Uhr

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Dr. Nerd

Peter, auch bekannt als DOKTOR NERD, hat schon mal das Attribut "bester Allround-Blogger" von einer bekannten Bloggerin verliehen bekommen - Inoffiziell versteht sich. Er war früher in sozialen Netzwerken aktiv - bis er feststellte, dass die sozialen Netzwerke ohne Ihn besser dran sind (und umgekehrt!). Hier schreibt er über alle Themen, die grade aktuell sind (und dabei ist ihm kein… More »

11 Kommentare

  1. Du kennst mich doch puzzle – von manchen Dingen kann ich einfach nicht genug bekommen..^^- und ich habe ja schon auf deim Testblog was hinterlassen, und auf deinem Profil auch. Aber zum Wochenende rollen hier ja wie in den Wild West – Geisterstädten diese Strauchbuschollkugeln über die Spaces, weil alles ausgeflogen ist…

  2. Och weißte, mit 9 Kommentaren bist du aber bisher ganz gut bedient worden, auch wenn heute wegen der Update-Schwäche noch keiner geschrieben wurde. Die letzten angezeigten Updates aus meinem Netzwerk sind ca. 15 Stunden alt. Vor einigen Tagen kam ich bei völlig intaktem Internet einen halben Tag lang nicht mal bis zur Windows Live Anmeldung (sprich: konnte auch keine Mails etc. lesen und beantworten – wer glaubt einem denn sowas?) Aber wenn wir Profilnachrichten schreiben, wenn wir Sehnsucht haben, können wir vielleicht diese Zeit überbrücken, ohne sohoziahal zu vereiheinnsahahahammen *angstbibber*

  3. Genau Doc, und leider muss ich dir recht geben. Nicht weil ich das ungern tu, sondern weil es so ist wie es ist. Als "Best-Ager" wieder in den ersten Markt zu kommen ist nicht gerade das, was wir selbstverständlich nennen können. Vorsichtig ausgedrückt. Und dann noch im IT-Bereich? Heute beim Essen (Anstalt) hat mir ein junger Bengel, könnte mein Sohn sein, keine 30, erzählt, dass er sich er sich "den Arsch aufgerissen hat" und das für lumpige 1600 im Monat (denke mal bei St.Kl. 4). Wo? IT-Branche. "Und wenn du nicht mehr funktionierst, dann nehmen sie den nächsten. Leute mit meiner Qualifikation (kein studierter Informatiker) gibt es genug, du wirst aussortiert wie eine verschlissene Maschine!" So sagt der Bengel – und sitzt mit mir in der "Anstalt". Was sagt uns das als "Best-Ager"? Oh oh, dann lieber arm dran als Arm ab ???

  4. Nachdem ich jetzt den Flyer gelesen habe, wundere ich mich doch über den Sinn dieses Projektes.Kommt mir bald vor, wie die Stimme einer Nachbarin, die immer zu mir sagt:"… komm doch zum Frauenabend, dann kommste auch mal raus…."Dabei bin ich öfter draussen, als sie….überleg…Meine das nicht böse, aber es bringt anscheinend wirklich nicht viel mehr, als einen Knackpo.

  5. Ja, das Problem ist doch, dass wir für die Arbeitgeber unbequem sind. Wir haben ja nicht nur jede Menge Erfahrung im Beruf. Wir sind auch kritisch – sehen Fehlentscheidungen – sagen vielleicht auch mal was wir denken – und setzen den jungen Flausen in den Kopf, indem wir Sie zum mitdenken anregen. Welcher Vorgesetzte will denn so einen Unruheherd unter seinen Schafen? Mir hat ein früherer Auszubildender mal gesagt, ich wäre der einzige Chef gewesen, bei dem er was gelernt hat. Das war für mich ein schönes Kompliment – zeigt aber auch, wie Heute ausgebildet wird..

  6. Neee. also dieses Projekt ist vom Bund gefördert. Ich habe den Blog-Eintrag natürlich wieder etwas sarkastisch geschrieben. Aber das Konzept dahinter ist nicht so schlecht, wie es sich darstellt. Wenn ich zynisch wäre, hätte ich die Seminare auch noch zerreissen können. Es gibt dort Seminare: "Einkaufen und Kochen mit wenig Geld", "gut gekleidet trotz ALG 2", "Lesekreis-Austausch und Inspiration", "Meditationen – Traumreisen – Mandalas", und noch einige mehr. Die geben sich schon Mühe. Aber die können sich noch so anstrengen, das Selbstbewußtsein von uns "Alten" zu stärken (also bei mir brauchen Sie’s sicher nicht. Ich weiss was ich kann- und Selbstbewusstsein ist mein zweiter Vorname (oder war der Selbstüberschätzung?? :-)), wenn sich hier die Firmen nicht endlich von ihrer Personalpolitik verabschieden, und alles über 40 Jahren links liegen lassen, können die Seminare bis zum Sanktnimmerleinstag abhalten. Es wird selbst ein ehemaliger Top-Manager nur mit Glück (und Vitamin B) wieder in den ersten Arbeitsmarkt kommen. Abgesehen davon bieten ja die deutschen Firmen in letzter Zeit fast nur noch Jobs an, die Einkommensmäßig zum zweiten Arbeitsmarkt gehören. Da müsste das Großmaul Guido mal ran, und nicht immer nur gegen die ALG 2 – Bezieher hetzen. Wenn die Jobs da wären, dann könnte er krähen. Aber zu sagen, wir müssen Hartz IV absenken, damit die Leute im Niedrigstlohnsektor arbeiten, ist so logisch, als würde man versuchen den Sportwagenhersteller Porsche mit einem generellen Tempo-Limit von 130 Km/h auf den BAB zu retten…

Geistesblitz da lassen..

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