..oder: Gedanken zur Nacht..
Dieser Blogbeitrag wurde von mir Ende 2009 unter der Rubrik „Privat“ geschrieben – er ist aktueller denn je, deshalb gebe ich ihm eine zweite Chance in den „Sonntagsgedanken“ – und außerdem: warum soll ich mich stundenlang hinsetzen um was zu schreiben, was doch nicht besser würde.. Doctor Love
Die Weihnachtszeit rückt immer näher. Nur noch knapp ein Monat trennt uns vom Fest der Liebe! Höchste Zeit Geschenke für seine geliebten Mitmenschen zu kaufen..
Schön, wenn man weiß, womit man dem anderen eine Freude machen kann. Schöner, wenn man Geld hat, Geschenke kaufen zu können. Noch schöner, wenn der Beschenkte sich wirklich darüber freut, und das Geschenk nicht gleich enttäuscht in die Ecke pfeffert, weil es nur der billige Klon des sündhaft teuren Teils war, was auf dem Wunschzettel stand. Am schönsten, wenn man sich noch dran erinnern kann, wie es früher war.
Ich kann mich noch dran entsinnen, das meine Oma und mein Opa im Wohnzimmer saßen, und mit Laubsäge und Pinsel die Geschenke für mich selber gebastelt haben. Das brachte zweierlei: Zum einen kamen die Geschenke wirklich von Herzen, und man konnte auch die Geschichte vom Weihnachtsmann glauben, dass Zwerge, Kobolde und Elfen es am Nordpol zusammengebastelt haben. Dies glaubt man selbst als Kind schwerlich, wenn man ein elektronisches Billigschrott-Spielzeug auspackt, bei dem “Made in China” auf dem Boden steht.
(Ja, früher gab es solche Weihnachtsgeschenke. Sie waren in Handarbeit mit viel Liebe gebastelt, manchmal fiel auf mal ein Rad ab, oder die Achse quietschte.. Aber trotzdem konnte man damit “Brumm-Brumm” machen)
Zum anderen schafft es Zusammenhalt zwischen den Ehe-Partnern. Welche Eltern würden sich denn heute noch die Zeit nehmen, nächtelang in Handarbeit zu sägen, leimen und zu bemalen, wo es doch dank der, in der Werbung vorgemachten, ‘3..2..1..Meins’ ebay-Mentalität und DSL 16.000 viel schneller geht, wenn man sich das im Internet ersteht. Wieviel Zeit nehmen sich Eltern heute überhaupt noch für Kinder?
Und was kommt später? Nach Weihnachten? Im Real Life? Wünsche müssen zwingend erfüllt werden. Werden sie das nicht, läuft man Gefahr, dass das Kind ein gefährlicher Psychopath wird, der Hunden Konservendosen an den Schwanz bindet, weil er 3 Jahre hintereinander nicht zu Weihnachten bekommen hat, was auf dem Wunschzettel stand!
Aber sorgen wir nicht selber dafür, mit unserem Konsum-Verhalten, und dem anbeten von Status-Symbolen, das uns irrtümlich weismacht, der Besitzer des ‘goldenen Kalbs’ wäre ein besserer Mensch?
(das goldene Kalb. Lass uns Drumherum tanzen, und mal schauen, was der Mammon aus uns für Menschen macht)
Die seltsame Entwicklung, dass der Wert eines Menschen in Statussymbolen, anstatt in charakterlichen Attributen gemessen wird, ist fürchte ich hausgemacht (Und aus der Zeit als ich noch selbstständig war, und einen Jaguar XJ6, sowie einen Golf GTI als Zweitwagen besaß, könnte ich Geschichten erzählen, wie seltsam andere Leute auf Reichtum reagieren. Doch dies wäre ein Thema für einen anderen langen Blogeintrag). Man könnte fast fragen: „was war zuerst, die Henne oder das Ei“. Nicht dass man das jetzt falsch verstehst, und mich als Macho einstufst, der meint alle Frauen gehören an den Herd, aber ich fürchte, mit der Abkehr vom patriarchischem Prinzip (also Ehemann arbeitet für das Familieneinkommen, Frau kümmert sich um die Familie), und dem Beginn der Emanzipation wandelte sich die klassische Familienkonfiguration zu den ‚DONKS‘ (Double Income, No Kids). Irgendwann kommt aber bei Mann und Frau zwangsläufig der Wunsch nach einem Kind auf. Was macht man dann?
Man will auf das bisschen Luxus, was man sich ‚erarbeitet‘ hat ja ungern verzichten. Mit zunehmendem Einkommen, werden ja meistens auch die Ansprüche und damit die Fixkosten höher. Man wohnt in einer besseren Gegend in einer 100 Quadratmeter-Wohnung (obwohl es dort Räume gibt, die man noch nie betreten hat), dann drückt der Autokredit für den Neuwagen (den man gekauft hat, um die 3 Meter zum Supermarkt nicht laufen zu müssen), die Designer-Küche (die man eigentlich nicht braucht, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist, und man Abends nur noch schnell eine Tiefkühl-Pizza in den 2000 Euro Backofen wirft), ist auch noch nicht abbezahlt, und auf die Reise nach Malle verzichten, auf die man sich ein ganzes Jahr gefreut hat? Soll Frau etwa aufhören zu arbeiten? Also, das geht doch nicht!
Mittlerweile habe ich auch das Gefühl, dass ein Kind von vielen Eltern als Sache und Statussymbol angesehen wird, und nicht als biologisches Lebewesen mit Gefühlen, Ängsten und dem Wunsch, dass man sich mit ihm beschäftigt. In meinem Bekanntenkreis ist so eine irre Konstellation. Das Kind hat alles. Wird angezogen mit den hippsten Sachen, und wenn Frau mal Zeit für ihre Freundinnen hat, dann wird auch beim Kaffeekränzchen erzählt, was man für supersüße Sachen bei XXX (setze hier den Namen des teuersten Anbieters vor Ort ein) gekauft hat, damit die anderen Weibchen ob ihrer Armut vor Neid erblassen. Das Kind hat wie gesagt alles. Nur eines hat es nicht: Eltern. Die sind beide in einem Fulltime-Job, und mehren das Geld. Aufgezogen wird das Kind von einem Kindermädchen. Das erste Wort des Kindes? Die ersten Schritte? Oh Sorry, da war ich grade auf einer Vorstandssitzung. Ich guck mir später das Video an, wenn ich nicht zu müde bin. Das Kind tut mir leid!
(ein Beispiel von vielen: Suri Cruise als Modepüppchen mit HighHeels auf der Straße. Klar, das Kind wollte die. Wirklich? Schwer zu glauben. Und haben die Eltern nicht auch die Pflicht hier steuernd einzugreifen?)
Wenn beide Doppelverdiener sind, wer kümmert sich um das Kind? Wenn noch vorhanden, werden die Großeltern zwangsrekrutiert (schließlich haben die es ja schon mal geschafft, aus einem lallendem Hosenkacker, einen ganz passablen Menschen zu züchten), oder es wird ein Kindermädchen eingestellt.
Hat man weder das eine, noch das andere, wird’s eng. Dann muss der Fernseher die Erziehung übernehmen. Was dabei rauskommt? Sehen wir leider täglich in unserem Umfeld. Kinder und Jugendliche mit ‚Verhaltens-Auffälligkeiten‘, sagt man wohl so schön…
Weshalb man unter diesen Umständen dann aber überhaupt noch arbeitet, ist mir schleierhaft, außer Frau hat ein hohes vierstelliges Monatseinkommen. Aber wofür? Macht Geld glücklicher? Meistens hat man nur mehr Angst es zu verlieren..
In der knappen Zeit, die Mutti und Vati zuhause sind, wird dann meistens die Liebe mit Geschenken oder (noch unpersönlicher) mit Geld erkauft. Nun, das ist zwar kein echter Ersatz für Liebe, aber wenn mir so eine fremde, dumme alte Tusse 50 Euro in die Hand drücken würde, für einen Kuss, würde ich’s auch nehmen, ohne groß drüber nachzudenken. Und nein, ich würde Sie hinterher trotzdem nicht lieben…
Wir wollen für unsere Kinder ja nur das Beste…
Stellt unser/e Tochter/Sohn uns seine/n erste Freund/in vor, fragen wir nicht: Ist Sie/er denn nett? Wir fragen stattdessen: Was macht Er/Sie denn so? Charakter? Nebensache!
Beruf, Status, Einkommen, Zukunftsperspektive! Das ist uns wichtiger, als alles andere. So einem erfolgreichem Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei, kann dann ja auch schon mal die Hand in der Beziehung ausrutschen. Mutti tröstet dann: „Ach, Kind, der hat vielleicht nur Stress im Beruf. Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein!“
Solange man das Gefühl hat, das Kind ist „versorgt“, und es gutes Makeup gibt, dass ein blaues Auge hervorragend übertüncht, ist doch alles bestens!
letzte Änderung: 24.11.2009 09:29 Uhr
Ich erinnere mich auch gern an meine Kindheit , es war immer sehr schön , auch wenn wir wirklich ganz wenig Geschenke hatten , aber auch meine Eltern haben immer versucht unsere Wünsche zu erfüllen , meistens hat es auchgeklappt ! Seien wir mal ehrlich , wenn man Kind ist wünscht man sich einfach viele Geschenke … die wenigsten Kinder wissen doch was das kostet ..wir waren auch nicht anders … natürlich haben sich die Preise und die begehrenswerten Geschenke völlig verändert . Doch eins ist immer noch so die Kids haben Wünsche und wir Eltern versuchen die zu erfüllen. Ich kann nur für unsere Familie sprechen, wir haben immer versucht die Wünsche zu erfüllen, wenn es mal ein teures GEschenk sein sollte, haben wir einfach in der ganzen Familie zusammengelegt und dann sind auch mal riesengroße Wünsche in Erfüllung gegangen. Wenn es mal nicht ging haben wir das vorher besprochen , das eben noch ein bißl gespart werden muss bis der Wunsch in Erfüllung gehen kann. Ich finde das liegt an uns selber wie wir unseren Kindern Weihnachten beibringen, von klein auf an haben wir immer versucht zu vermitteln , das es nicht nur um teuere Geschenke geht. Das hat sich später ausgezahlt, denn die Wunschzettel waren immer im Rahmen des Budgets vom Weihnachtsmann*g* Kinder brauchen Liebe, Wärme, Vertrauen , ein Lachen der Eltern, viel Aufmerksamkeit, auch heute hören sie auch gerne Geschichten von früher , genau wie wir auch vor 35 Jahren und auch die nächsten 35 Jahre wird sich daran nichts ändern… dann klappt’s auch mit der Geschenkerei … macht Euch und euren Kids keinen Stress … das wird sicher ein schönes Weihnachten 2009.Ich selber bin auch noch am rudern , damit wenigstens 1 -2 Wünsche erfüllt werden können, aber irgendwie hat es jedes Jahr geklappt und so vetrau ich mal darauf auch dieses Jahr ! Ganz liebe Grüße timebandits….. den Blog finde ich klasse geschrieben ! *Daumen hoch*
@JoJo – Ja, "Kann Nicht" wohnt in der "Will Nicht-Strasse"! Ich denke auch, das jeder IRGENDETWAS kann! Die meisten wollen einfach nicht.. :-(
Und ich kann mich noch gut an Nikolaus erinnern, ich war über eine Tüte Orangen und Nüsse glücklich während die Kinder in der heutigen Zeit mit Spielware vom Feinsten bombadiert werden. Und das Ganze dann nochmal gleich doppelt zu Weihnachten. Ich kann mir gut vorstellen das dies von vielen Eltern gut gemeint ist und sie Ihnen das geben wollen was sie früher selbst nicht haben konnten, aber damit wird unbewusst genau das Gegenteil erzeugt. Kinderzimmer voll doch Kind weiß sich immer noch nicht zu beschäftigen. Pure Reizüberflutung und das Verlangen nach mehr, Entspannung und Kreativität bleibt auf der Strecke.Aber ja, jedem das Seine. Und ich würde mich auch sehr über selbstgemachtes freuen, und wenn das Talent nicht da ist, so oft die Ausrede, irgendwas kann jeder!
Ja, ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt, mir zwecks Körperertüchtigung (und um mal etwas weiter wegzukommen, denn wenn man monatelang zu Fuß unterwegs ist, dann kennt man alle Strecken in und auswendig), so ein Mountain-Bike zu kaufen. In einem normalen Geschäft? UNBEZAHLBAR! Wir haben ier so ein Fahrradgeschäft "Rückenwind", da kostet so ein Bike so viel wie ein gebrauchtes Motorrad. Mal ehrlich, bevor ich 3.000,00 Euro ausgebe um mir einen abzustrampeln, kaufe ich mir für das Geld lieber eine gebrauchte 125er Honda Shadow, und lass mich fahren. Ab und zu gibt’s mal im REAL oder im Kaufland Angebote. Da gibt’s ein ganz hübsches Bike für 150-199 Ocken. Da sind dann sogar die gabeln gefedert, und das Teil hat Scheibenbremsen. Aber einen Berg damit runterheizen? Wenn du damit unten ankommst, hast du nur noch den Lenker in der Hand, und die Sattelstange steckt in deinem Hintern. Der gesamte Rest hat sich unterwegs verabschiedet…Trotzdem: wenn man nicht viel Geld zum Ausgeben zur Verfügung hat, ist wenig immer noch besser als nix ;-)LGP.
Das ist das Los, wenn Frau arbeiten geht, heisst es, sie kümmere sich nicht um genug um die Kids. Geht sie arbeiten, ist sie die Rabenmutter, die ihre Kinder vor dem Fernseher parkt. Meistens muss sie es aber tun, sonst bekommt man nicht mal das Holz zusammen, von dem man ein Weihnachtsgeschenk schnitzen könnte. Das ist die Realität der einen Schicht.Die andere Wahrheit hast du hier beschrieben. Nicht nur an Weihnachten erlebe ich diesen Einkaufsrausch…Selbst Kindergeburtstage sind heftig geworden. Da werden meine Kids zu Events eingeladen. Animteure bestellt, jeder Geburtstag hat ein Motto. Fahrten zum Snowdome, in die Insel und Schlimmeres. Keine lustigen Geburtstagskuchen mehr mit Kerzen drauf zum Auspusten. Zwischen diesen Schichten ( ich nenne es so, weil mir kein passendes Wort einfällt, dass NICHT abwertend wäre) ist nichts mehr. Nur entweder oder.Mein Sohn möchte eigentlich nur ein Fahrrad, er ist aus dem alten einfach rausgewachsen. Ein frommer, ganz normaler Weihnachtswunsch. Nun macht euch mal die Mühe und schaut nach, was so ein Teil kostet. Da fällt einem der Kitt aus der Brille…….