..oder: Antiamerikanismus = Nationalsozialismus? Eine Gretchenfrage..
Mein letzter politisch angehauchte Artikel ist bereits eine Zeitlang her, weil unsere gewählten Volksvertreter nur im Kopf haben, sich dumm und dämlich zu verdienen, indem Sie sich von den Wirtschaftsbossen schmieren lassen. Und so was nervt und verleidet einem das schreiben über „unsere“ Politik – die nicht meine ist.
Die bekanntesten Beispiele sind der bekennende Sozialdemokrat Wolfgang Clement, der mit seinen “Verdiensten” um die Zeitarbeit hunderttausende Vollbeschäftigte in befristete und schlechtbezahlte Leiharbeiter mutieren ließ. Für diese Großtat darf der nun im Aufsichtsrat des DIS (der fünftgrößten deutschen Zeitarbeitsfirma) sein Gnadenbrot bekommen. Kanzler Schröder (ebenfalls Sozialdemokrat) mauschelte mit Putin und machte Deutschland von russischen Gaslieferungen abhängig – was ihm prompt eine leitende Position bei einer deutschen Tochterfirma der Gazprom einbringt. Dies sind nur die bekanntesten Namen – es wird sicherlich noch mehr geben, zeigt aber, wer eigentlich jedes mal der Verlierer bei den Wahlen ist: nämlich der dumme deutsche Bürger!
Aus diesem Grund schaue ich auch ungern die politischen Diskussionen im Fernsehen an – soviel Stumpfsinn am Abend macht mich depressiv. Lieber sehe ich dann schon mal Politsatire wie “Neues aus der Anstalt”.
Deshalb einen deutschen Wähler, der dieses Konstrukt ebenfalls sieht, und aus diesen Gründen nicht mehr zur Wahl geht, weil er nur die Wahl zwischen Not und Elend hat, als Politikverdrossen zu bezeichnen, ist falsch – zeigt aber, dass unsere Politiker nichts – aber auch wirklich gar nichts verstanden haben..
Dies möchte ich nur mal gerne vorausschicken.
Heute bin ich dann dank Ticker Widget auf einen Bericht in der Welt online gestoßen, der mir wirklich “180 Puls” bescherte, und mich zu einem Kommentar nötigte (der allerdings nicht veröffentlicht wurde). Der Stein des Anstosses ist hier: zum Artikel der WELT ONLINE.
Der Stein des Anstosses – ein Bericht der Welt
Das ist schon starker Tobak, was Hendryk M. Broder da vom Stapel lässt. Und dazu so voller Anfeindungen, Pauschalisierungen und Verdrehung von Tatsachen, dass man sich fragt, welche Drogen der Autor vor dem Geschreibsel eingeworfen hat, um solch krudes Gedankengut zu veröffentlichen. Dass wir nicht in eine schwarz-rot-goldene Fahne gehüllt, jubelnd auf die Straße rannten, als in den Medien der Tod bin Ladens erwähnt wurde, mag man uns ja vielleicht noch grade verzeihen – aber dass wir dann auch noch wagen, diesen nach gültiger Rechtsprechung fragwürdigen Einsatz eines Spezialkommandos zu verurteilen – nein, das übersteigt dann doch die Grenzen der amerikanisch-deutschen Freundschaft.
(Nein, hier geht es nicht um den Gewinn der Eishockey-Weltmeisterschaft, sondern um den Tod Bin Ladens. Solche Bilder ähneln erschreckend Bildern aus Schwellenländern, wenn dort ein Terroranschlag gegen Amerika gelungen ist. Und das macht mich nachdenklich und ein bisschen ängstlich.. Foto: Reuters)
Ja, ich habe ein Problem damit, wenn Soldaten – gleich welcher Nationalität – ohne Erlaubnis der Regierung des betroffenen Landes, in ein fremdes Land einmarschieren. Nach meiner einfach gestrickten Sichtweise wird er damit automatisch zum Aggressor. Deshalb bin ich auch kein Freund von Auslandseinsätzen der Bundeswehr, egal wie humanitär sie sein mögen. Die letzte gute Tat unseres geschassten Außenministers Guttenbergs war, die Wahrheit über die Lage der deutschen Soldaten am Hindukusch zu sagen: Kriegsähnliche Zustände.
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Dies war sowohl politisch wichtig, noch wichtiger aber auch für die deutschen Truppen, denn erst durch diese Einschätzung wurden Fahrzeuge mit stärkeren Panzerungen an die dort kämpfenden Bundeswehr-Truppen gesandt, in denen die deutschen Soldaten besser geschützt sind.
Davon ab, bin ich deshalb aber kein Freund solcher Einsätze, denn meiner Meinung nach hat kein Soldat außerhalb seines eigenen Landes etwas verloren. Und wenn, muss er sich den Vorwurf gefallen lassen ein Angreifer zu sein.
Doch kommen wir zurück zu dem besagten Artikel in der Welt Online.
Die Reaktion deutscher Politiker – eher zurückhaltend
Ja, deutsche Politiker äußerten sich bedeckt zum Einsatz des amerikanischen Rollkommandos. Dass Sie nicht in Begeisterungsstürme verfielen, weil Osama bin Laden getötet worden war, scheint die amerikanische Seele zu treffen. Doch Bedenken sind durchaus angebracht – denn dass es hier nicht um eine Festnahme, sondern um eine Hinrichtung ging – man möge mir verzeihen, dies so zu sehen, aber ein ausgebildetes Spezialkommando sollte in der Lage sein, einen Gegner, der nach seiner Waffe greift durch einen gezielten Schuss in die Schulter oder ins Bein außer Gefecht zu setzen. Einen gezielten Kopfschuss abzugeben, ist da fast noch schwieriger – was für mich diesen Einsatz zu einer Tötung im Staatsauftrag werden lässt.
(Antiamerikanismus – gibt’s schon länger; und wird nicht unmodern, weil Amerika alles tut, dass dieses Wort im Gespräch bleibt. Denn scheinbar ist jeder Nicht-Amerikaner vom Virus des Antiamerikanismus befallen, der nicht so denkt und handelt wie ein schiess- und tollwütiger Cowboy.)
Ich will dem Terrorist bin Laden hier keinen Heiligenschrein bauen, aber wenn Amerika sich selber außerhalb geltendem Völkerrechts stellt (nicht das erste Mal, denn Guantamo Bay und die Beibehaltung der weltweit geächteten Todesstrafe zeigen ein Bild des Amerikaners, welches nicht sehr vertrauenserweckend ist – weshalb Amerika von der Liste der Länder, welche ich besuchen möchte gestrichen worden ist), um seine Ziele zu verfolgen, darf man sicher seine Meinung dazu kundtun, ohne gleich ein al-Qaida Sympathisant zu sein.
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Altkanzler Schmidt sagte es ganz offen: Dies war ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Mit 92 Jahren hat er mehr Verstand als der Verfasser des Artikels Hendryk M. Broder. Dies wird Ihm nun vorgeworfen, schlimmer: Ihm wird vorgeworfen, dass er selber nicht besser sei, weil er selber 1977 die Geiselbefreiung in Mogadischu befohlen hätte. Dass es hier um eine gänzlich andere Situation ging, dazu auch noch in Absprache mit der Regierung des Landes, wurde geflissentlich übersehen
Dass man sich als deutscher Politiker hier vorsichtig äußert, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, und dem Amerikaner sagen, dass er, wenn er sich schon als Weltpolizist sieht, sich dann auch bitte ans Weltrecht halten soll, ist verständlich.
Daraus Antiamerikanismus bzw sogar Nationalsozialismus abzuleiten ist vollkommen überspitzt, und lässt doch erkennen wie hochgradig Paranoid einige Amerikaner sind.
Wenn ein Finger auf die anderen zeigt – dann zeigen 3 eigene Finger auf dich selbst..
Vielleicht kränkeln wir immer noch an den Nachwirkungen von 1945 – nicht zuletzt deshalb, weil alle anderen Völker – die selber mehr als eine Leiche im Keller haben – nicht müde werden uns daran zu erinnern. Doch auch hier vergisst Hendryk M. Broder eines: Es ist doch ein erheblicher Unterschied, wenn man von einer allmächtigen Diktatur gezwungen wird alles zu hassen, was Judentum beinhaltet, oder ob man nur aus purem Expansionsdrang die rechtmäßigen Ureinwohner und Besitzer des Landes (genau ich spreche von den Indianern) abknallt wie die Hasen.
Ist der Bericht von Broder schon schlimm, dann gerät man vollends auf die Palme wenn man einige Kommentare liest. Dort fällt gefühlte Male 20.000 Mal das Wort “Gutmenschen” für alle, die sich nicht jubelnd in die Arme fallen, weil Bin Laden liquidiert wurde, sondern dies mit einem Rest von Vernunft tun
P.S. Ich überlasse jedem Leser die Möglichkeit, sich über diesen Artikel seine eigene Meinung zu bilden, ohne dass ich ihn gleich liquidiere oder seinen Morgenkaffee durch ferngesteuerte Kampfdrohnen versalze..
Datum letzte Änderung: 10.5.2011 06:43 Uhr