Arbeitsmarkt

  • Wählen leicht gemacht–dank Wahl-O-Mat..

    ..oder: jetzt gibt es keine Ausrede mehr nicht zur Wahl zu gehen!..

    Bald sind wieder Bundestagswahlen. Unsere ungeliebte Regierung zwingt uns dazu am heiligen Sonntag den Platz vor der Glotze zu verlassen, um wenigstens 1 x im Jahr aktiv politisch tätig zu werden und den HARTZ 4-Smoking (bestehend aus topmodischen 70er Jahre Fallschirmseiden-Jogger und nach Harzer Käse müffelnden Adiletten) gegen ein halbwegs sonntagstaugliches Outfit zu tauschen um im Wahllokal nicht gleich bei der Gesichtskontrolle durch zu fallen.

    HARTZ4 Smoking

    +

    Adilette

    =

    absolutes No Go

     

    Das obige Outfit ist zwar für den Besuch bei der ARGE standesgemäß – bei der Wahl unserer neuen Regierung sollte aber doch etwas mehr Wert auf Etikette gelegt werden.

    Als Ausrede weshalb man sich nicht aus seinem liebgewordenem Ganzjahres-Sportdress schält hört man immer wieder die Ausrede: “ich weiss nicht was ich wählen soll”..

    Klar, wer hockt auch schon den ganzen Tag vor der Glotze und schaut PHOENIX, um sich die Debatten aus dem Bundestag anzuhören um auf dem laufenden zu sein, wer welche Steuerverschwendung verbockt hat. Selbst unsere demokratisch gewählten und sich für unsere glückliche Zukunft aufopfernden Abgeordneten tun das ja nicht, denn wenn man sich die Auslastung des Plenarsaals ansieht, könnte man zu der Meinung kommen, ein Viertel der Größe hätte für die paar anwesenden Unverzagten auch gereicht – und es hätte dem Steuerzahler jede Menge Euro gespart..

    Tja liebe Bürger, diese Ausrede zieht nicht mehr, denn unsere fürsorgliche Regierung hat für jeden mit Internet-Zugang das ultimative Tool geschaffen, um auch jemandem, der grade nach 20 Jahren Wachkoma zu sich kommt und die größten wissenschaftlichen Errungenschaften der Wissenschaft verpennt hat, zum Urnengang zu nötigen  – wie zum Beispiel, dass es endlich möglich ist, Altlasten von flexibler Dichtungsmasse die bei der Sanierung einer kompletten Altbausiedlung anfällt, in ein am aktiven Umweltschutz teilhabenden weiblichen Homo Sapiens zu verklappen.

    Silikon-Verklappung

    (Tunnel für Krötenwanderungen buddeln war gestern. Der Umweltaktivist von Heute macht aktiven Umweltschutz, indem er sich Altlasten aus Plattenbausanierungen in den Körper knattern lässt. Im obigen Bild sehen wir Tina S. – eine Greenpeace Mitarbeiterin aus dem Büro Niederense im Sauerland. Statt auf der Deponie das Grundwasser verseuchen zu lassen, trägt diese nette Dame den übrig gebliebenen Sondermüll von der Sanierung des Kindergartens “Pimpernelle” aus Dortmund Scharnhorst fortan in speziell ausgeformten Brustbeuteln durch die Gegend. Tina, wir – und vor allem deine Kollegen – danken Dir dafür!)

    Doch verlassen wir den innovativen Bereich des Umweltschutzes mit seinen beleuchteten Krötentunneln, Hundekaka-Schäufelchen und genmanipulierten Pflanzen, die keine Pestizide mehr benötigen – es geht ja um das Thema Bundestagswahl!

    Auf der Webseite http://www.wahl-o-mat.de/bundestagswahl2013  kann nun auch der größte Idiot herausfinden, welche Partei seine Interessen am besten vertritt.

    wahl-o-mat

    (Dienst am politikverdrossenem Bürger – dank Wahlomat kann man sich in 5 Minuten für die richtige Partei entscheiden. Tja, wenn mal alles so einfach wäre..)

    Einfach klicken 38 einfache Fragen beantworten – danach bis zu 6 Parteien  auswählen, von denen man glaubt, dass Sie die eigenen Interessen am ehesten umsetzen, und schon kommt das Ergebnis in Form eines Parteinamens. Den sollte man sich dann auf einem Schmierzettel notieren und in die Geldbörse stecken (denn die hat Man(n) bei dem Gang zur Wahlurne immer dabei – schließlich muss ja noch ein Belohnungspilsken gesüpselt werden, auf das erhebende Gefühl der Demokratie zu Ihrem Recht verholfen zu haben) damit man den in der Wahlurne als Spickzettel mal wieder rauskramen kann – gibt scheinbar doch ein paar Parteien mehr als die 4 bekannten..

    IPhone Benutzer können aufatmen – den Wahl-O-Mat gibt’s als kostenlose App. Damit kann man quasi noch in der Wahlurne rausfinden, welche Partei man wählen sollte

    Wahlomat Parteien

    (25 auf einen Streich –  Und wer mehr als 10 Parteien kennt hat einen Fleißpunkt in politischer Bildung verdient.)

    Wer hätte das gedacht? 25 Parteien und Ihre menschlichen Abgesandten buhlen um die Schenkungsgelder der deutschen Industrie und auf ein bequemes Pöstchen mit 5stelligem monatlichen Altersentgelt.
    Da muss man schon aufpassen, wen man in das Schlaraffenland befördert.
    Und mit diesem Tool werden wir auch wieder Schlangen vor den Wahllokalen haben wie im regnerischen Sommer 1961, als erstmals 100% der Bevölkerung zur Wahlurne gingen.

    pendler

    Hier ein Archivbild der Wähler aus Dortmund Barop als Sie Schlange stehen um im “Haus Pähler” ihre Kreuzchen auf den Wahlzettel zu machen..

    Ich habe meine Partei gefunden – hat mich aber nicht überrascht, dass es ausgerechnet die geworden ist. Ihr wollt wissen was ich wähle? Na gut – Ihr bekommt ‘nen Tip: Der Name der Partei hat nur 3 Buchstaben…

  • Nachrichten die glücklich machen…

    ..oder: Realitätsverlust kann zum lachen reizen – jedenfalls den Außenstehenden

    Mir ist klar, dass viele Besucher nach lesen dieses Blogs der Meinung sein werden, dass ich ein ewiger Nörgler, Quengler, Pessimist – kurzum ein echter Kotzbrocken bin – sei’s drum, muss ich mit leben. Dass man uns Deutschen nachsagt, wir wären Pessimisten, würden alles schwarz sehen, und man könnte es uns nie recht machen, hört man ja öfters.

    Ja, ich find’s aber nun mal äußerst traurig, wenn man einen sogenannten “Fach-Verkäufer” (dies bedeutet, er ist vom Fach, weiß also, was er tut, und welche Waren er anbietet) fragt, weshalb die sicher schon mehrere Tage liegenden vollroten, weichen, angematschten Tomaten (für die man unglaubliche 4,99 € fürs Kilo haben will), mit Handelsklasse I ausgezeichnet sind, obwohl die nur noch Klasse II oder sogar Ketchup-Qualität haben, und der nur die Schultern zuckt, weil er nicht weiß, was er sagen soll..

    So sieht heutzutage also ein qualifizierter Fach-Verkäufer aus? Nicht mal Trödelmarkt-Verkäufer-Qualität sehe ich da! Und dieses Ausbildungs-Niveau zieht sich in Deutschland durch den ganzen Dienstleistungssektor.

    Am Kassen Checkout kommt dann das nächste Beispiel für Dienstleistung in Perfektion. Die liebe Kassiererin fragt nämlich nach dem Einkauf scheinheilig: “Haben Sie alles bekommen?” Nun, am besten sagst Du nun ‘Ja’, denn wenn Du ‘Nein’ sagst – ihr vielleicht sogar aufzählst, was du nicht bekommen hast – Du könntest es auch genauso gut in einem seltenen tibetanischem Dialekt sagen, denn nachdem Du es gesagt hast, macht die liebe Dame ein teilnahmsloses Gesicht – und widmet sich sofort dem nächsten Kunden.

    Da kommt man sich nun doch ziemlich veralbert vor, denn man würde erwarten, dass sich die liebe Dame wenigstens eine Notiz macht, oder mal kurz einen Anruf tätigt, dass zum Beispiel im Nährmittelgang kein Zucker mehr ist. Klar könnte man als positiv denkender Mensch glauben, dass sich die junge Dame bis zum Ende Ihrer Schicht alle 150 nicht vorrätigen Produkte merken kann..

    Aber da muss man schon wirklich sehr, sehr sehr positiv denken!

    Ein Freund von mir kann ein wahres Trauerspiel in mehreren Akten von “qualifiziertem und motiviertem” Personal schreiben. Nennen Wir Sie: “Opera tragico del Maestro stupido”

    1. Akt – Akteure: Ein Maler- Meister Betrieb, diverse Maler. Handlung: Maler, die eine Hauswand streichen sollen, aber nichts abkleben, weshalb sündhaft teure Fensterrahmen, bei einem unter Denkmalschutz stehendem Haus von klecksender Farbe versaut werden – Die Protagonisten singen im Chor: „von abkleben hat man uns nichts gesagt”. Dieses Lied würde ich ja grad noch bei einem Auszubildendem im 1. Lehrjahr durchgehen lassen, aber nicht bei einem Malermeister.

    2. Akt – Akteure: Eine KFZ-Fachwerkstatt, diverse Mechaniker, ein KFZ-Meister. Handlung: Die Getriebereparatur bei einem Oldtimer, bei dem die Befestigungsbolzen unterschiedlich lang sind, aber beim Ausbau nicht nummeriert worden sind – und beim Einbau hätte der Mechaniker durch simples messen mit einem Draht oder dünnem Schraubenzieher die Lochlänge bestimmen können, und dadurch die richtigen Schrauben in die richtigen Gewindegänge schrauben können. Aber so wurden die Schrauben einfach wie sie kamen in die Löcher gedreht – mit dem Ergebnis, dass die einen zu kurz sind, und kaum fassen – was das herausbrechen quasi provoziert, und die zu langen Schrauben in viel zu kurze Gewindegänge gedreht wurden, dann überstanden, was einer Befestigung nicht dienlich ist (und weil man nicht bemerkt hat, dass Sie zu lang sind, mit soviel Kraft, dass das Aluminiumgehäuse des Getriebes gerissen ist – was eine Reparatur von einigen Tausend Euro nach sich zieht). Der Meister singt die berühmte Arie: „Diese schlampige Arbeit ist niemals in meiner Werkstatt gemacht wodern!“

    3. Akt – Akteure: eine andere KFZ-Werkstatt, ein KFZ-Meister, diverse Mechaniker. Handlung: der simple Ölwechsel an einem Auto gerät zum Desaster, weil dem verantwortlichem Monteur die Ölablassschraube beim ablassen ins Ölauffangbecken fiel, und statt der Originalschraube in Zolll (da es sich um ein englisches Auto handelt) mit der abdichtenden Metallunterlegscheibe eine andere Metrische mit Gummidichtung genommen wurde. Weil Gummi aber bei Hitze nachgibt, tropfte immer Öl auf die Straße. Beim reklamieren wurde in der Werkstatt immer nur die Schraube nachgezogen, aber nicht die Ursache (falsche Schraube inklusive der falsche Dichtring) beseitigt. Beim letzten Mal wurde dann die komplette Schraube abgerissen und musste aus der Ölwanne ausgebohrt werden. Dabei stellte man dann auch fest, dass sowohl die falsche Schraube, wie auch ein falscher Dichtring montiert war, und es gar nicht dicht sein konnte. Der Werkstatt-Meister singt die gleiche Arie wie im 2. Akt – nur in anderer Tonlage

    Oh.. ich könnte noch stundenlang weitere Geschichten von geradezu unterirdisch schlechten Arbeitsleistungen von mir geben – aber dann würde dies ein Buch, und kein Blog-Beitrag. Grotesk und tragisch wird dies aber dadurch, dass alle Malermeister, KFZ-Meister und Werkstatt-Meister der Meinung waren exzellente Arbeit abzuliefern, und dafür astronomische Stundenlöhne verlangten.

    Aber wenn schon ein normal handwerklich begabter Kunde mehr Fachwissen, technisches Verständnis und logisches Denken mitbringt als ein sogenannter Handwerker oder Meister, der dies aufgrund seiner Berufsausbildung im Schlaf können müsste, dann kann doch was mit der Qualifikation nicht stimmen, oder?

    Durch die rosarote Brille betrachtet, ist alles toll..

    (Uppers and Downers – und der Tag ist dein Freund. Schön, wenn die rosarote Brille am Kopf fest gewachsen ist, und die kleinen Pillen den Rest tun…)

    Solche Katastrophen sollten einem aber nicht den Tag verleiden, oder – ein absolutes No-Go, solltest Du diese Katastrophen-Erlebnisse mit nach Hause nehmen – denn dann kann Frau Partnerin auf solche Dinge schon mal sehr allergisch reagieren.

    Schließlich will Frauchen zu Hause schöne heile Welt haben, weshalb meinem Kumpel nach all dem Ärger mit den Handwerkern auch noch die Frau weglief.

    Okay, sein Problem war, dass er Abends über die Probleme reden wollte, macht man ja auch nicht, so was..

    Tja, schon Scheisse, wenn die rosarote Brille und die sedierenden Tranquilizer im Büro vergessen worden sind, gelle?

    Was das mit der Überschrift zu tun hat?

    Ganz einfach – ich wünschte mir auch glauben zu können, mit Halbwissen völlig ausreichend gerüstet zu ein, um mich (bildlich gesprochen – mit einer rosaroten Brille auf der Nase, in ein gleichfarbiges Tutu gewandet und im Spitzentanz), durchs Leben tänzeln zu können – und   manchmal auch so unterbelichtet wie viele Zeitgenossen durchs Leben gehen zu können – Blauäugig alles zu glauben – nichts zu hinterfragen, nur auf Zuruf zu arbeiten und nicht weiter zu denken, wie von meiner Tastatur bis zum Monitor.

    Was wäre das Leben schön – ich müsste nicht im Beruf mitdenken, oder im privaten Bereich dem Zwang nachgeben anderen gute Ratschläge zu geben, damit die nicht auf die Schnauze fallen, sich über den Tisch ziehen, oder im schlimmsten Fall sogar ins Bett ziehen lassen, weil ich dies alles schon erlebt habe, und ich den naiven Nullschnallern die unschönen Erlebnisse ersparen möchte – deshalb eindringlich warne – wofür ich nur den Vorwurf zu hören bekomme ein  Kontroll-Freak zu sein, und anderen meinen Willen aufzwängen zu wollen.

    Nun, keine Angst – ich mache dies seit geraumer Zeit nicht mehr, denn dies war letztes Jahr zum Jahreswechsel der gute Vorsatz. Ich hör mir die ganzen Probleme auch nicht mehr an, sondern winke dann gleich ab! Jetzt soll jeder mit Vollgas in sein Unglück laufen – egal ob dann später Rotz und Wasser geheult wird – ganz normales Lebensrisiko!

    Wie ist seit letztem Jahr mein neuer Lieblingsspruch? Du kannst nicht Jede(n) retten!

    Doch kommen wir zurück zur Überschrift: Vorgestern bei den Nachrichten auf einem privaten Sender:

    Hätte ich meinen Kopf nur zum Haare schneiden, ich hätte die Flasche Schampus, die ich hier für Neujahr, und mein auf der Silvester-Party gefangenes Party-Häschen schon mal im Kühlschrank kalt gestellt habe, vor ausgeschütteten Glückshormonen schon alleine im Freudentaumel geöffnet – denn die Nachrichten waren so toll – nein ich wage den Begriff Phänomenal zu verwenden, wie seit etlichen Jahren nicht mehr! Wer Sie nicht gesehen hat, hier nochmal die Schlagworte im Überblick!

    Die anderen EU-Staaten schauen neidisch zu uns auf – Tadaaa..

    Wir haben es aus der Wirtschafts-Krise geschafft – Tadaa..

    Im Jahr 2011 rechnet die Wirtschaft mit 2,9% Wirtschaftswachstum – Tadaaa..

    Dieses schafft Arbeitsplätze, und deshalb sind wir einen großen Schritt in Richtung Vollbeschäftigung gegangen – Tadaaa..

    Nach Ende der Nachrichten schaute ich entgeistert auf meinen Beistelltisch neben meinem Fernseh-Sessel: Hatte ich schon zu viel getrunken? Hatte mir ein Alkohol-Tinnitus einen Streich gespielt? War ich vielleicht gar schon im Delirium Tremens?

    Nun, ich beruhigte mich wieder, als ich das Sender-Logo eines Privaten sah.. Na klar – Prekariats-Fernsehen – bei denen weiß man ja, dass die Nachrichten aus ungeklärten und dubiosen Quellen kommen, weshalb  solche Nachrichten für mich genauso bedeutsam sind, wie die neueste “Nicht”-Lippen-Aufspritzung von Chiara Ophoven.

    Doch leider wurde diese Meldung einen Tag später auf einem öffentlich-rechtlichem Sender quasi in gleichem Wortlaut wiederholt!!

    Nachrichten die glücklich machen…

    (früher ein Quell für gut recherchierte Nachrichten – heute ein abkupfern von Nachrichten der Privaten ohne weiteres hinterfragen..)

    Alter Schwede! 2,9% Wachstum und Vollbeschäftigung in einem Satz? Ich fühlte mich unversehens an Walter Steinmeiers Wahlversprechen erinnert, als er quasi 4 Millionen Arbeitsplätze aus dem Nicht erschaffen wollte.

    Klar – Vollbeschäftigung ist spielend einfach zu realisieren. Nehmen wir mal die mittlerweile 7 Millionen Aufstocker (bei einer Kopulation von 80 Millionen Bundesbürgern und geschätzten 50% davon, die einem Sozialversicherungspflichtigem Erwerb nachgehen, ist das eine Quote von 17,5%, die bereits durch ihren Lohn den Lebensunterhalt nicht mehr sichern können). Das ist schon mal ein guter Anfang für soziale Gerechtigkeit.

    So, jetzt schmeißen die deutschen Großunternehmen ihre nach Ihrem Glauben völlig überbezahlten Facharbeiter raus – sagen wir mal, so knapp 10 Millionen Leute – und stellen dafür die doppelte Anzahl an ALG 1 -und 2 -Empfängern ein. Das ist von den Lohnkosten immer noch billiger!

    Na, und schon haben wir Vollbeschäftigung, wie in der besten Wirtschaftswunder-Zeit! Das schöne ist dann, dass dann ungefähr 2/3 der arbeitenden Bevölkerung so wenig verdient, dass man kaum davon leben kann. Na, wenn das nicht die Bürger zusammenschweißt, und ein neues WIR-Gefühl fördert, was dann?

    Wie? Du sagst, man kann davon nicht leben, und weil durch die niedrigen Löhne keine Steuereinnahmen mehr reinkommen, wird die Staatsverschuldung noch höher, weshalb als logische Konsequenz die Sozialleistungen noch mehr eingedampft werden?

    Na klar! Aber davon war ja auch in den Nachrichten nicht die Rede…

    Und nachdem ich die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin gesehen habe, habe ich etwas Angst, wenn ich in die Zukunft blicke – und dies nicht nur wegen der schlaftablettengleichen Märchenerzähler-Rhetorik von Bundes-Angie..

    Die Kunst ist, bei solchen Absichtserklärungen zwischen den Zeilen zu lesen – und genau das, unterscheidet mich, lieber Leser, von den anderen….

    letzte Änderung: 01.01.2011 16:19 Uhr

  • Part 2: Schilda ist überall…

    ..oder: Qualifiziert die Überqualifizierten!!

    Wer nun glaubt, die Agentur für Arbeit tut sich nur schwer damit, Arbeitsuchenden die passenden Jobs zu vermitteln, der irrt. Sie blockieren darüber hinaus auch noch gekonnt die Arbeitsaufnahme durch ihre eigene Bürokratie..

    Wie das geht? Ganz einfach..

    Wie erwähnt, hatte ich vor einiger Zeit einen Termin bei meinem Fallmanager. Beim Termin sprach ich ihn auf einen Vermittlungsgutschein an.

    Wer nicht weiß, was das ist: Ein VG ist ein Gutschein im Werte von 2000 Euro, den private Arbeitsvermittler erhalten, wenn Sie selber einen Arbeitslosen vermitteln. Der Gutschein kann in Kopie bei beliebig vielen Arbeitsvermittlern abgegeben werden. Kommt ein Arbeitsvertag zustande, dann bekommt der Vermittler das Original des Gutscheins und rechnet mit dem Amt ab. Nach 6 Wochen bekommt er die ersten 1000 Euro und nach einem halben Jahr die zweiten 1000 Euro.

    “Joh”, sagte der gute Mann, “aber dazu müssen Sie erst mal 2 Monate arbeitslos sein.” “Na”, sagte ich: “OK! Bekomm ich den Gutschein eben nächsten Monat.”

    Der junge Fallmanager schien mir sehr wohlgesonnen, weil er mich immer wieder fragte, ob ich nicht eine Qualifizierung haben wolle? Nun, eigentlich halte ich mich für Qualifiziert genug, aber da er mich echt a bisserl nervte, und weil ich mir immer sage, naja dümmer wirst du ja nicht, sagte ich dann zu.

    Das Ergebnis war ein Brief vom Arbeitsamt mit einer Einladung zu einer Gruppenveranstaltung bei der CONTEXT GmbH.

    (die CONTEXT GmbH. Vom Arbeitsamt beauftragt im Projekt GANZIL (Ganzheitliche Integrationsleistung), Menschen wieder den Weg in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Ach ja, ich habe jetzt auch die Ehre dort gecoacht zu werden…)

    Die Gruppenveranstaltung am ersten Tag, war eine Horrorvorstellung. Von 15 Eingeladenen kamen grade mal 8 Leute.

    Von den 8, die den Weg gefunden hatten, waren 2, die von dem was man ihnen versuchte zu erklären auch nicht ein Wort verstanden, weil sie der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Eigentlich waren nur 2 der ganzen Truppe etwas intelligenter, das war eine junge Studentin, die nicht wusste, was Sie da sollte. und ich (der auch nicht wusste was er da sollte). Ziel dieses Coachings, was sich über einen Zeitraum von 4-9 Monate ziehen kann, ist die Integration des Arbeitslosen zurück ins Arbeitsleben.

    Auszug: ”Im Rahmen von “Hilfe zur Selbsthilfe” erhalten Teilnehmer dieses Programms die Gelegenheit ihre Arbeitssuche neu anzulegen. Wir begleiten und beraten, damit auch andere Wege erfolgreich ausprobiert werden können.”

    Im Angebot der CONTEXT folgendes Portfolio:

    • Deutsch lernen für Anfänger und Fortgeschrittene (brauche ich bestimmt, habe ja mit dem lesen und schreiben hier so meine Schwächen. Sieht man ja bei meinen Blogeinträgen)
    • PC- Grundkurs (Jau, unbedingt nötig, da ich zwar die letzten 18 Monate bei Microsoft im Vista Projekt war, und die letzten 10 Jahre in der EDV-Branche, aber noch ein Schein, mit dem man sich den Popo putzen kann, warum nicht)
    • Bewerbungstraining (Oh ja! Unbedingt nötig! Zwar sagen alle Personalchefs, die meine Bewerbung gelesen haben, die wäre Top. aber man kann ja alles verschlimmbessern)

    und last but not least

    • Schuldnerberatung (Jepp. Was soll ich dazu noch sagen?)

    Ahja.. heißt dann wohl zwischen den Zeilen, dass ich zu blöd bin, meine Bewerbungen korrekt zu schreiben?

    Das schien bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht der Fall zu sein, da meine bis Dato verschickten Bewerbungen bereits positiv beantwortet wurden, und gleich 2 Arbeitsvermittler mich zu einem Bewerbungsgespräch einluden.

    Voraussetzung war hier natürlich der Vermittlungsgutschein. ich hakte also noch mal telefonisch für 3,9 Cent/Minute beim Amt nach.“Jaja”, sagte der Mann am Telefon “bei ihnen sind ja die Voraussetzungen erfüllt, ich sende ihnen den Gutschein zu.” Die Zeit ging ins Land, und doch schon nach 10 Tagen bekam ich einen Brief vom Amt. Im Brief stand im schönsten Behördendeutsch: “Ihrem Antrag kann nicht entsprochen werden, da nach Paragraph Blabla…. sie in den letzten 3 Monaten keine 2 Monate arbeitslos waren”. Ah Ja? Ich rechnete mal kurz nach….arbeitslos seit 31.3., beantragt am 19.6., Absage am 25.6.

    Soso.. ich wunderte mich.. Also rief ich nochmals an. Der Herr der Hotline war sichtlich gereizt. Ich erzählte ihm erst mal worum es ging: Vermittlungsgutschein! Nach durchgabe der Kundennummer, kam von ihm ein: “Ja, haben Sie ja bekommen!”  “Öh Nö!” war meine Antwort, “Ich habe eine Absage bekommen!”.. “Hmm, Moment, ich zieh mir mal den Datensatz!” kam aus der Leitung… etwas später… “Ja, stimmt.. ist abgelehnt worden”… Ich fragte: “Weshalb?”.. Seine Antwort: “steht in der Begründung des Schreibens”.. “Neee”, sagte ich, “das Feld für die detaillierte Begründung ist leer. Er könne mir doch sicher sagen weshalb der Antrag abgelehnt worden ist?”…  “Nein, kann er nicht”, war die Antwort.. (Nun, wenn man schon beim Amt anruft, weil man Fragen hat, sollte man schon erwarten, dass die Leute die dort sitzen, einem eine einfache Frage beantworten können.) “OK”, sagte ich, “dann beantrage ich den VG eben nochmals!”… “Der wird auch abgelehnt!”, kam von der anderen Seite. So langsam wurde ich sauer, obwohl mir meine Oma beigebracht hatte, dass Freundlichkeit kein Geld kostet!! Nachdem ich mir nochmals seinen Namen geben ließ, um mich beim Amtsleiter persönlich für seine Fachkompetenz zu bedanken, wurde der Herr am anderen Ende des Telefons mitteilsamer.

     

    (Don’t call us. We call You! Wer bei der Agentur für Arbeit mal eine Frage hat, sollte besser selber die Antwort kennen, sonst sieht’s mau aus)

    Grund für die Nichtausstellung des Gutscheins ist scheinbar folgender:

    Dadurch, dass ich in einer Weiterbildung, Qualifizierung, o.ä. bin, bin ich nicht mehr Arbeitslos, sondern Arbeitssuchend (wieder dieser feine Unterschied). Dadurch habe ich keinen Anspruch mehr auf einen Vermittlungsgutschein. Der positive Nebeneffekt für das Amt: ein Arbeitsloser weniger in der Statistik im Superwahljahr! Denn arbeitsuchende tauchen nicht in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit auf.. Ist das nicht Toll?? So werden die Wähler verarscht!!

    Positiver Nebeneffekt für mich? Keiner!! Normalerweise werden Tage der Weiterbildungen zusammenaddiert, und durch 2 geteilt, dadurch erhöht sich der Bezug des Arbeitslosengeldes um diese Zeit.

    Dieses ‘Coaching’, zu dem man nur alle 14 Tage hingehen muss, hat Null Einfluss darauf.

    Mittlerweile war ich das erste mal beim Coaching. Der Herr, der mein Profiling machte, schüttelte nur den Kopf, und fragte mich, was ich bei ihm soll?

    Nach Durchsicht meiner Unterlagen meinte er, ich wäre dort wohl etwas fehl am Platze. Er meinte, ich solle Widerspruch einlegen, und den VG wenn nötig einklagen. Denn er kenne auch die Problematik der Individual-Bewerbungen bei normalen Stellenanzeigen. Vielen Firmen ist es einfach zu teuer, sich durch 500 Mappen zu wühlen, und geben ihre Job-Offerten gleich an die privaten Arbeitsvermittler. Der gibt ihnen dann statt 500 nur 3-5, die aber auf die Stelle passen. Dadurch gewinnt sowohl die Firma, wie auch der Arbeitsvermittler. Dieses Verfahren setzt sich immer mehr durch…

    Ich darf also jetzt mindestens 4 Monate lang, alle 14 Tage dort hin dackeln (was dann 8 volle Tage Coaching macht!.. Huuh, wenn man wollte, könnte man das aber auch locker auf 2 Wochen am Stück straffen. Aber dann wären die Leute ja wieder in der Arbeitslosenstatistik). Schön, wie man hier Steuergelder versenkt, um die Statistiken zu schönen. Wenn man deshalb aber keinen Job bekommt, ist’s nicht witzig!!

    Achja.. Mein Fallmanager bei der Agentur für Arbeit ist meiner Meinung nach ein Idiot!!

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