Avatar

  • Filmkritik: “Avatar – Aufbruch nach Pandora”..

    …oder: Nicht immer geht’s wie bei den Indianern…

    Letztens war im Fernsehen mal wieder Werbung. Nicht ganz neu ist ja die Masche, aus den Kinos verbannte Filme aufzumöbeln, und Sie dann wieder mit den Prädikaten: “mit nie gezeigten Szenen” “Digital überarbeitet”, “in 3D” nochmals zu verscherbeln. Diesmal hat es den Film Avatar erwischt, der vor knapp einem Jahr in den Kinos mit tollem Erfolg lief. Zu Recht, denn der Film ist Klasse:

    Nicht nur weil die fliegenden Inseln von Roger Dean (der Grafiker der YES-Cover) niemals schöner realisiert wurden – Nein, der Film ist (falls jemand die Handlung zu trivial findet, und sich daran stört, wäre alleine das ein Grund sich den Film an zu schauen) optisch ein einziger Augenschmaus.

    Filmkritik: “Avatar – Aufbruch nach Pandora”..

    (Roger Deans fliegende Inseln. Hier ein Cover von 1989. Tja, hätte er 3dsmax gehabt, sähe seine Grafik vielleicht aus wie die untere..)

    Filmkritik: “Avatar – Aufbruch nach Pandora”..

    Das kommt durch die phantastischen Landschaften, die zwar gänzlich im Computer erschaffen wurden, aber so photorealistisch sind, dass man sich von der Schönheit gefangen nehmen lässt. Die Umgebung erinnert teilweise an das Spiel ‘Myst’.

    Filmkritik: “Avatar – Aufbruch nach Pandora”..

    (Auch das Spiel Myst hat Ähnlichkeit mit der Filmwelt. )

    Doch genug der Beschreibung, wie schön die Landschaft ist – ich bin schließlich kein Reiseführer. Kommen wir zum Filminhalt:

    Die Geschichte spielt in der Zukunft im Jahr 2154 (das Datum ist in den Videologs von Jake Sully eingeblendet). Die Rohstoffe der Erde sind erschöpft. Auf der Suche nach neuen Energiequellen hat die Menschheit  einen Planeten im Alpha Centauri Sternensystem entdeckt, auf dem das extrem wertvolle Metall Unobtainium (das Wort ist übrigens ein Hollywood-Wortwitz) in riesigen Mengen vorkommt. Dummerweise lebt genau an der Stelle, an der das Erzvorkommen ist, der Stamm der Omaticaya vom Volk der Na’vi. Die Menschen haben in der Vergangenheit versucht den Ureinwohnern alles möglich zum tauschen anzubieten, damit die ihren Wohnort verlassen. Dummerweise wollen die Na’vi nichts haben, bzw. können Sie mit nichts etwas anfangen (Wer da nun an die guten alten Ureinwohner Amerikas, die Indianer, denkt, und die netten Glasperlen und Feuerwasser-Betrügereien, liegt gar nicht so falsch!). Da die Lebensumgebung des Planeten für Menschen absolut tödlich ist – (nicht nur die Tiere sind scharf auf Menschenfleisch, und nehmen sich gerne mal einen Snack in Form eines vorwitzigen Marines, auch die Atemluft  des Planeten tötet einen Menschen in knapp einer Minute), ist man dazu übergegangen Kontakt mit den Einheimischen über AVATARE herzustellen. Die Avatare sind künstlich gezüchtete organische Lebewesen, die äußerlich einem Na’vi entsprechen, dessen Bewusstsein aber von einem Menschen in einer “Traumkammer” (ich benutze mal dieses Wort) gesteuert wird (Hier musste ich so ein bisschen an den Film Matrix denken). Es gibt 2 verschiedene Ansatzpunkte, die Ureinwohner zum Umsiedeln zu bewegen. Zum einen gibt es die Wissenschaftler unter der Leitung von Dr. Grace Augustine (Sigourney Weaver – Alien), die an einer friedlichen Lösung und an einer Koexistenz interessiert sind, und auf der anderen Seite das Militär, unter der Führung des knallharten Marines Colonel Quaritch (Stephen Lang).

    Hier hinein kommt nun der junge Marine Jake Sully (gespielt von Sam Worthington). Er ist seit einem Einsatz von der Hüfte an gelähmt, und soll den Avatar seines getöteten Zwillingsbruders übernehmen.

    Colonel Quaritsch erkennt sofort die Chance, die sich ihm bietet, weil jetzt nicht ein pazifistischer Wissenschaftler einen Avatar mitten unter den Eingeborenen steuert, sondern ein gedrillter kampferfahrener Marine, der ihm wertvolle Hinweise auf Schwachstellen des Gegners liefern kann. Gegen das Versprechen neue Beine zu bekommen, lässt sich Jake auf den Deal mit dem Teufel ein.

    Bei seinem ersten Außeneinsatz, wird Jake von seinem Team getrennt, und muss sich allein durch den Dschungel schlagen. Nun ist Pandora nicht grade das friedlichste Plätzchen, deshalb macht nach 5 Minuten schon eine ganze Horde fleischfressender Riesenratten auf ihn Jagd.

    Er wird von Neytiri Dis’kahan A’itey (Zoë Saldaña) der Häuptlings-Tochter der  Omaticaya gerettet. Von ihrem Vater erhält Sie die Aufgabe ihm die Gebräuche der Na’vi bei zu bringen. (Ja, das ist so ein bisschen Pocahontas, ich weiß)

    Filmkritik: “Avatar – Aufbruch nach Pandora”..

     

    (auf Polyphemus (Pandora) ganz normal: berühre eine Pflanze, und sie fängt an Licht zu spenden. Hier schwimmen die beiden Hauptakteure grade in einem Waldteich)

    Was die hypertechnisierten Menschen nicht verstehen (wollen!), ist das symbiotische Zusammenleben aller Organismen auf dem Planeten. So hat jeder Na’vi an seinem Haar-Zopf einige Dutzend leuchtende Enden, mit denen er “Schnittstellen” mit Tieren und Pflanzen bilden kann (Die Lebensweise der Na’vi erinnert an die der Indianer in Mittelamerika. Auch dort wurden Tiere als “Brüder” gesehen, und Sie nur getötet, wenn man Nahrung brauchte. Die riesigen Büffelherden Amerikas wären nicht ausgestorben, wenn der “weisse Mann” sie nicht kontrolliert abgeschossen hätte). Ein Parade-Beispiel an Dummheit ist der Leiter des Abbau-Teams. Er erinnert vom Charakter her stark an den unflätigen und dummen Kutschenfahrer aus “Der mit dem Wolf tanzt”.  

    Um vor dem Stamm der Omaticaya die Prüfung als Krieger zu bestehen, muss Jake sich seine eigenen Flugechse zähmen. Hier spielt die enge Verbindung der beiden Lebewesen eine überaus wichtige Rolle.

    Einen der wichtigsten Sätze im Film sagt Jake, als er erkennt, dass der Schießwütige Colonel an einer friedlichen Lösung nicht interessiert ist, bzw. die Gier der Menschen die älteren Eigentumsrechte der Ureinwohner nicht interessieren: “Wenn irgendwer,  irgendwo auf einer Scheiße sitzt, die du haben willst, mach ihn zum Feind, und das rechtfertigt dann, dass Du dir ’s nimmst!” Tja, da musste ich so ein bisserl an George Dubbelju Bush denken, und seine ‘Wüstenstürmische’ Art an das Erdöl des persischen Golfs zu kommen.

    Da ein kriegerischer Konflikt nicht mehr zu vermeiden ist, und Jake zusehends sieht, dass seine eigene Rasse Mensch, den mit der völlig im Einklang mit der Natur lebenden Na’vi moralisch nicht gleichwertig ist, zieht der Colonel  kurzerhand den Stecker. Die Avatare können nur interagieren, wenn die entsprechende Person in der Traumkammer liegt. Das Wissenschafts-Team wird kurzerhand inhaftiert. Der erste Angriff auf dem Lebensbaum der Omaticaya ist für die waffenmässig überlegenen Marines ein Sieg. Erstaunlich ist der Effekt, dass je länger man dem Film zuschaut, die supertechnisierte Welt der Menschen, und ihre Kampfmaschinen auf diesem, mit der Natur im Einklang lebenden, Planeten wie Fremdkörper wirken, die dort nicht hingehören.

    Während des Angriffs erkennt aber auch die Pilotin Trudy, dass ihr Handeln nicht richtig ist. Sie befreit das Wissenschaftsteam. Bei der Flucht wird Dr. Augustine schwer verletzt. Der Versuch ihr Bewusstsein vom sterbenden menschlichen Körper auf den Avatar zu transferieren misslingt. Ihr Geist wandert in den “Baum der Seelen”.

    Da die Pilotin Trudy bei der Flucht auch einen Container mit ein paar Schlafkammmern mitgenommen hat, und der gut getarnt auf Pandora versteckt ist, können Jake und die anderen befreundeten Wissenschaftler den Na’vi Waffenhilfe geben.

    Jake beginnt ein Gespräch mit dem Baum des Lebens, und erbittet Hilfe von ihm. Doch Neytin erinnert ihn daran, dass die Natur keine Partei für eine Seite ergreift, sondern darauf aus ist, alles im Gleichgewicht zu halten. Jake schafft es alle Stämme der Na’vi zu vereinen, indem er das größte Tier von Pandora zähmt. Einen riesigen Flugsaurier.

    Schließlich kommt es zu einem blutigen Endkampf, bei dem es am Anfang aufgrund der technischen Überlegenheit der Aggressoren für einen Sieg der Menschen aussieht, bei dem am Ende aber doch der Planet selber eingreift, und alle Tiere mobilisiert, um die außerirdischen Aggressoren zu vernichten. Die Menschen müssen geschlagen den Planeten verlassen.

    Auch Jake verlässt am Ende in einer großen Zeremonie seinen menschlichen Körper, und lebt in seinem Avatar-Körper fortan auf Pandora weiter.

    Der Film ist von den Zutaten her, aus einigen SF-Filmen zusammengeklaut. Allerdings muss man auch sagen, dadurch, dass man schon fast alle möglichen Konstellationen durch hat, sind Ähnlichkeiten mit vorangegangenen Filmen ja wahrscheinlich. Außerdem ist der Film gut gemacht, und die Handlung ist stimmig.

    Gut finde ich, dass mal nicht die Menschen gewinnen, sondern dass die Gierigen und nur auf ihren eigenen Vorteil bedachten Homo Sapiens einen Spiegel vorgehalten bekommen, mit der Botschaft: “Nicht alles was man sieht, darf man sich einfach nehmen”.

    P.S. Der Film soll 2 Fortsetzungen bekommen.

    letzte Änderung: 11.09.2010 16:05 Uhr

    Filmtest: Avatar - Aufbruch nach Pandora

    Action
    schauspielerische Leistung
    künstlerischer Anspruch
    Anspruch
    Filmmusik

    Popcorn-Faktor

    Popcorn-Kino vom Feinsten! Hier stimmt wirklich alles: stimmige Story mit nachdenklichem sozialem Touch, eine Liebesgeschichte, Action, Wahnsinnslandschaften. Unbedingt anschauen!

    User Rating: 4.7 ( 1 votes)
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"