..oder: Adam West ist der freundliche Bedman von nebenan.
Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber wenn ich mich überreden lasse ins Kino zu gehen, dann tut mir hinterher leid, dass ich so viel Geld für – nennen wir es einfach Grütze – gezahlt habe. Hat ein Film kommerziellen Erfolg, dann folgt ein Sequel, welches meist schlechter ist als der erste Streifen, gefolgt von einem der das vorige in der Rubrik “Kacke” noch bei weitem übertrifft.
Wenn ich mal so richtig schlechte Filme sehen will, dann zappe ich auf Tele 5 und schaue mir eine Folge “SCHLEFAZ” (Abkzg. für ‘die schlechtesten Filme aller Zeiten’) an. In der Serie präsentieren Oliver Kalkofe und Peter Rütten gekonnt cineastischen Schrott der übelsten Art – meistens mit einem Trinkspiel gekoppelt um die krude Handlung des Quarks zu ertragen und um nicht gänzlich enttäuscht der verschwendeten Lebenszeit hinterher zu trauern. Der Übergang von guter Unterhaltung zu übelstem Schrott ist allerdings fließend.
(Bild oben: “The Expendables” – eine Actionstreifenserie, die sich (so hoffe ich zumindest) selbst nicht ernst nimmt. Die Story ist völlig überdreht, die Charaktere zum Teil “chemisch unausgeglichen” – was ein anderer Begriff für “voll auf Droge” ist – aber man sieht mal wieder fast alle Action-Stars der letzten Jahrzehnte zusammen auf der Leinwand. Für Fans sicher ein Highlight..)
“Stirb Langsam 1” fand ich noch gut, “Stirb Langsam 2“ war ganz in Ordnung (wenn auch schon die Logik bei einigen Szenen äußerst strapaziert wurde), aber dann wurde es nur noch übel. Bei “Stirb Langsam 4.0” war für mich schon zur Hälfte des Films klar, dass ich an der Kinokasse mein Geld zurück verlangen werde. Also ehrlich; aber Hubschrauber mit Maschinengewehren und Kampfjets – Geht’s noch? Es fehlte nur noch wie bei “das Leben des Brian” ein Alien-Raumschiff, welches die beiden scheinbar mit normalen Kugeln nicht zu treffenden Protagonisten entführt und wieder 100 Meter versetzt wieder auf der Erde absetzt.
Bei “Stirb langsam – ein guter Tag zum Sterben”, starb nach 20 Minuten meine Bereitschaft mir so einen an den Haaren herbeigezogenen Handlungsstrang anzuschauen – und ich schaltete ab. Die Amis mögen es ja geil finden, wenn 90 Minuten aus allen Boxen der Surround-Anlage Machosprüche untermalt mit Maschinengewehrfeuer das Trommelfell des armen Zuschauers malträtieren – wenn ich meine Ohren und mein Hirn betäuben möchte und einen bleibenden Gehörschaden haben will, kann ich das aber einfacher und billiger haben, indem ich mich ohne Ohrstöpsel auf einen Camping-Stuhl neben einen Presslufthammer auf einer Großbaustelle setze.
Die Filmemacher auf der anderen Seite des großen Teichs haben es darüber hinaus drauf, klassische Romanvorlagen so zu zu vergewaltigen, dass man Hollywood am liebsten auf Schadensersatz verklagen möchte, weil man die in der Jugend gelesenen Originalbücher in einer auf reine Effekthascherei ausgerichtete Actionposse aufs Auge gedrückt bekommt, welche in jeder Minute mindestens zweimal entweder die Grenzen der Physik oder den gesunden Menschenverstand ad absurdum führt.
(Bild links: Willkommen in Absurdistan – wer physikalische Gesetze so mit Füssen tritt, der hat einen Eintrag in der Hall of Fame der “schlechteste Filme aller Zeiten” verdient)
‘Die 3 Musketiere’ war so ein Streifen. Jetzt sind Luftschiffe ja in Ordnung – außer es handelt sich um normale etliche Tausend Tonnen schwere Holzschiffe, die mittels einem in den Proportionen völlig unzureichendem Ballon durch die Lüfte schweben sollen. Bei solch offensichtlichen Beleidigungen des Schulwissens werde ich echt zickig und fange an, den, der mich überredet hat ihn zu diesem Film zu begleiten, das an der Kinokasse für teuer Geld erworbene Popcorn zur Strafe in die Nasenlöcher zu stopfen.
Doch es gibt auch noch cineastisches Material, welches allen Sinnen schmeichelt – dazu auch noch mit einem Preis von ca. 0,75 € pro Stunde Hör-und Sehbeschallung megagünstig.
Comic Figuren sind ja immer eine Verfilmung wert. Wer kennt nicht die Superman-Streifen mit dem leider verstorbenem Christopher Reeve aus den 80ern, die “Iron-Man” Movies aus der neueren Zeit mit Robert Downey Jr. oder die ganzen anderen auf Action getrimmten Kinoerfolge rund um die fantastischen 4, den Hulk, Captain America, the Avengers, oder auch die X-Men?
Die meisten haben eines gemeinsam: schnelle Kameraschnitte, viel Geballer und ohne Ende Computeranimationen – denn dass, was auf der Leinwand passiert, ist nur mit aufwendiger Software wie zum Beispiel 3ds max und Maya von Autodesk und monatelanger Berechnung in Renderfarmen möglich. Dazu haben die “Guten” charakterlich keine großen Unterschiede zu den Bösewichten: da wird bei Verhören gedroht, sogar körperliche Gewalt angewandt um “Bösewichte” zur Zusammenarbeit oder zu Geständnissen zu bewegen.
(Bild rechts: der gar nicht nette Superheld von nebenan. Ist er nun Bösewicht oder Held? Wer besser prügelt als ein Schurke, mehr Waffen am Körper trägt als ein Navy Seal im Einsatz und seine Identität verschleiert, der muss sich nicht wundern, wenn moralische Werte bei Jugendlichen nicht wirklich ausgeprägt sind)
Ich persönlich finde diese Entwicklung bedenklich – sehen doch diese Filme auch Jugendliche. Kinder und jugendliche Heranwachsende lernen aber aus gesehenem und erlebtem und deshalb ist es meiner Meinung nach auch kein Wunder, dass man größtenteils bei dem Verhalten Jugendlicher das Gefühl hat, dass Sie eher unter einem Stein als in einem intakten Familienumfeld aufgewachsen sind.
Dass es auch anders geht, zeigt der 1. Batman der Film- oder besser Fernsehgeschichte. Dort ist alles Bonbonfarben, politisch korrekt und selbst Schimpfworte sind auf dem Niveau eines Klosterschülers und gehen nicht über ein “heiliges Kanonenrohr” hinaus. Und wenn zum Beispiel Robin ein von Batman herausgeschnittenes Fenstergitter von einem Fenstersims aus der obersten Etage werfen will und Batman Ihn mit den Worten: ”Robin – achte bitte auf die Passanten dort unten!” stoppt, dann aus seinem Vielzweckgürtel einen ‘Bathaken’ zaubert, den dann an die Hauswand tackert und daran das Gitter hängt – das ist wirklich persilsaubere und politisch korrekte Unterhaltung – wenn auch bisweilen unfreiwillige Comedy, es zeigt aber, dass die “Guten” tatsächlich gut sind (und das immer und überall).
Viele Stars von damals treten dort als Bösewichte oder in Gastrollen auf. Vincent Price, Jill St. John und sogar Zsa Zsa Gabor sind als Bösewichte und deren Sidekicks zu sehen.
Während in aktuellen Filmen die Ermordung seiner Eltern Batman zu einer gespaltenen Persönlichkeit mit ausgeprägtem Gewaltpotential mutieren lässt, fehlt dieser Aspekt in der Urserie völlig. Natürlich bekämpft auch hier Batman die Superschurken – glaubt aber immer auch an das Gute im Menschen.
(Bild links: Toll finde ich das BATMOBIL – das hatte ich damals als Spielzeug. Es verschoss rote Plastikraketen aus den silbernen Abschussrohren. Leider sind die schnell im Sandkasten buchstäblich “verschütt” gegangen. Aber abgebrochene Streichhölzer erfüllten den gleichen Zewck!).
Ich habe letztens bei Amazon die komplette Serie (120 Folgen) für unter 50,00 € gekauft und ich muss sagen, ich bin von den 25minütigen Filmfitzelchen so entschleunigt, dass ich immer noch die 1. DVD der insgesamt im Player habe – ich schlafe regelmäßig völlig entspannt nach 20-30 Minuten betrachten dieses klinisch reinen Heldenepos ein. Adam West ist also kein’ Batman’ sondern eher ein ‘Bedman’.
Trotzdem – oder vielleicht grade deshalb liebe ich diese Serie. Prügeleinen, bei denen in aktuellen Actionstreifen Knochen knacken, Nasen brechen und Literweise Blut spritzt, findet man dort nicht. Man sieht den Schlägereien an, dass dort kein Martial Art Trainer die Helden zu möglichst effekthaschende Kampftechniken zwang. Eine Kissenschlacht im Mädchenpensionat ist gewalttätiger – um trotzdem eine gewisse Prügeleidynamik zu simulieren werden bei derlei Gruppenbewegungsübungen Sprechblasen mit lautmalerischen Worten wie “BLAM”, “POW”, “CRUNCH”, wie man Sie ja auch aus Comicheftchen kennt, eingeblendet.
Und natürlich hat Batman immer das passende Gadget im Gürtel, wenn er auf die Bösewichte trifft. Ist klar, ich habe auch immer mein Anti-Haifisch-Spray in der Hosentasche – könnte ja sein, dass es plötzlich 20 Meter lange Haie vom Himmel regnet. Seit es dieses Szenario bei SCHLEFAZ im Film “Sharknado” gab, muss man ja scheinbar mit allem rechnen.
Robin, das Mündel von Batman ist so wohlerzogen, ständig adrett gekleidet und gebildet, dass man hemmungslos los weinen möchte, wenn man dagegen die ständig mit Ihren Popelfingern auf Ihr Smartphone-Display patschenden und nichts von Ihrer Umwelt mitbekommenden Kackblagen der “Generation Nicknack” im realen Leben dagegen sieht.
Mögen Sie alle beim posten auf Facebook vom Blitz getroffen werden. Oder wie Robin wohl im Jahre 2015 sagen würde: “Heiliger Facebookfail…”
Batman die Serie mit Adam West u. Burt Ward - die Review
Preis/Leistungsverhältnis
Bildqualität
Sound
Verpackung
Ausstattung/Zusatzmaterial
Gesamt!
Endlich gibt es die komplette Serie des 1. Batmans im deutschen Fernsehen auf DVD. 18 DVDs mit insgesamt 120 Folgen kann man bei Amazon für knapp 50,00 € erwerben. Das Preis/Leistungsverhältnis stimmt also schon mal. Leider ist die Verpackung der DVDs in einem einfachen Papp-Schuber nicht besonders opulent. Ebenso halten die DVD-Behältnisse der einzelnen Staffeln die DVD nicht richtig fest. Auch die Menüs auf der DVD sind leider nur aufs nötigste beschränkt. Keine Vorschaubilder der Folgen mit Folgentitel sondern nur eine Durchnummerierung. da ist an der Ausstattung an einigem gespart worden. Bild und Ton-Qualität sind in Ordnung für das alte Material. Schade - hätte man sich mehr Mühe gegeben bei der Ausstattung würde ich eine Kaufempfehlung aussprechen - aber so kommt das Gesamtpaket nicht über die Mittelklasse hinaus.