..oder: warum zum Teufel hat die D802 keine Tapi-Schnittstelle, sondern die Network Caller ID?
Dortmund – Nachdem nun meine neue DSL-Verbindung endlich läuft, habe ich mich zwangsläufig auch mit der neuen Telefonanlage, der vodafone Easybox 802 befasst. Die Hardware ist von dem taiwanesisch-chinesischem OEM-Hersteller arcadyan gefertigt worden, und wird hier von astoria Networks in Eschborn vertrieben. Wie zufällig ist dort auch der Sitz von arcor (der Billigheimertochter von vodafone) ansässig. Und witzigerweise sieht man in der Flash-Animation auf der Webseite unter Manufactoring am Ende ganz viele Telekom-Kartons mit den bekannten Magentafarbenen „Digits“. Was die technischen Daten angeht, liest sich das alles ganz gut, auch wenn vodafone als Router keine qualitativ bessere und umfangreicher ausgestattete Fritz Box spendiert hat. Die Box ist relativ gut ausgestattet. Sie als reinen Router zu bezeichnen, wäre schamlos untertrieben. Es ist schon fast eine vollwertige programmierbare Telefonanlage. Sie kann sowohl als Standgerät, als auch per Wandmontage betrieben werden. Allerdings ist das Risiko, dass die Kabel durch ihr Eigengewicht die sehr leichte Anlage vom Tisch ziehen ziemlich hoch. An die Rückseite können sowohl ein, bzw. über Adapterkabel mehrere ISDN-Telefone, angeschlossen werden. Doch selbst alte noch vorhandene Analog-Telefone, Faxgeräte und Anrufbeantworter lassen sich über die 3 TAE-Dosen anschließen. Die Wireless-Funktion ist sowohl manuell über einen Taster ausschaltbar, sowie zeitgesteuert für jeden Tag konfigurierbar. Darüber hinaus ist sie bereits ab Werk verschlüsselt. Ein Manko: Die Reichweite ist nicht besonders üppig. In meiner Wohnung lag die Funkausleuchtung bei knapp 8 Metern. Darüber hinaus fiel die Leistung dramatisch. Dieser Radius sollte aber in einer normalen Mietwohnung und zentraler Aufstellung in den entferntesten Winkel reichen. Immer ein Punkt bei Wireless ist die Verschlüsselung. Die ist mit WPA2 auf dem aktuellen Sicherheitsstandard. Überhaupt sind die Sicherheitsfeatures recht umfangreich. So ist eine MAC-Adressen Filterung nicht nur für das WLAN möglich, sondern auch für kabelgebundene Netzwerk-Adressen. Ein guter Schutz, für kleine Firmen, falls sich jemand über das Kabel und einem Laptop ins Internet stehlen will. Der Böse Bube kommt weder ins Internet, noch kann er sich überhaupt auf dem Router anmelden. Die Firewall ist gut konfigurierbar. Selbst an Ausnahmen für Bittorrent und emule wurde gedacht, und die Einträge brauchen nur im Menü als Ausnahme angeklickt werden. Was noch positiv auffällt: Sollte es einen Angriff von Außen geben, wird man per e-mail darüber informiert – sofern man die email-Daten korrekt eingegeben hat. Ein paar interessante Features biete die D802. So hat die Box 3 USB2.0 Anschlüsse. Einer davon ist allerdings ausschließlich einem UMTS-Stick vorbehalten. An die anderen beiden USB-Anschlüsse kann entweder ein Speicherstick angeschlossen werden, da die D802 als eigener FTP-Server dienen kann. Ganz sinnvoll, wenn man heikle Daten nicht ins allwissende Internet stellen will. Auch ein normaler Drucker kann als Netzwerk-Drucker eingerichtet werden. Dies funktionierte allerdings mit meinem CANON Pixma 4300 nicht zufriedenstellend. Ausgedruckte Dokumente stimmten vom Format nicht, obwohl die Druckvorschau korrekt war. Wurde der Drucker wieder direkt an den Rechner angeschlossen, war die Druckausgabe korrekt. Was dieses Verhalten hervorrief? Keine Ahnung… | Bis auf diese (wahrscheinlich lösbare) Problemchen, gibt sich die D802 erstaunlich unkompliziert, und vielseitig einsetzbar. Was gegen den Einsatz als Telefonanlage in einer kleinen Firma spricht, ist das fehlen einer Tapi-Schnittstelle. Damit scheidet die Möglichkeit über Outlook zu telefonieren aus. Das ist leider ziemlich schade, weil sich die D802 damit als reines Consumer-Gerät outet. (sitzt man nicht am Rechner, wird man trotzdem über den letzten Anruf informiert. Man kann sich aber auch die ganze Historie anzeigen lassen) Dafür bringt die Box eine NCID-Schnittstelle mit. NCID ist die Abkürzung für ‚Network Caller ID‘. Was nichts anderes als die Telefonnummer des Anrufers ist. Diese kann mit entsprechender Software über den Port 3333 ausgelesen und auf dem Monitor dargestellt werden. Vodafone selber liefert übringens bei der D802 kein Stück Software mit. Auf der beiliegenden CD sind nur die Handbücher der verschiedenen Easyboxen. Vodafone schreibt im Handbuch dazu lakonisch: “NCID Programme können kostenlos im Internet heruntergeladen werden”. Da hat vodafone recht. Es gibt leider grade mal eine Handvoll, und bei fast allen ist die Umsetzung katastrophal. Es gibt nur ein Programm, welches einen professionellen Eindruck macht. Das ist die Software ncid.Net von Gerhard Junker. (das Popup-Fenster bei einem Anruf. Telefonnummer und Vorschaubild.) Hier wird eine Datenbank und eine Mini-SQL-Server Umgebung mit installiert. In die Datenbank können Adressen von Outlook importiert werden. Ebenso kann man Vorschaubilder des Anrufers anzeigen. Voraussetzung ist natürlich, dass der Rechner eingeschaltet ist. Das ist zwar besser als nix, aber eine richtige Schnittstelle zu Outlook wäre wesentlich besser gewesen. Ach: Und wenn ihr die ncid.Net Software nutzt, dann spendiert Gerhard Junker doch ein Bier. Die Software hat es verdient! letzte Änderung: 11.04.2010 23:14 Uhr |