..oder: hochwertige Videos dank Gimbal und Stativ Unterstützung
Prolog: Ja, ich weiß – das HUAWEI P20 Pro ist NUR ein Kamerahandy – und doch werden im Internet “professionelle Fotografen” nicht müde, dieses Smartphone mit den verschiedensten Kameras und Objektiven, welche alleine schon das doppelte wie das HUAWEI kosten, zu vergleichen. Dass ein Smartphone dabei nur verlieren kann (und soll) ist klar, oder? Doch das HUAWEI will und kann sich natürlich nicht mit einer DSLR Kamera vergleichen. Der Vorteil eines Handys ist eben, dass man es immer bei sich trägt – eine mehrere Kilo schwere Fotoausrüstung aber nicht.
Doch alleine schon der Grund, dass es solche Tests gibt, in denen verängstigte Fotografen um ihren Berufsstatus kämpfen, und deshalb Äpfel mit Birnen vergleichen, zeigt, wie nah dran ein Smartphone mittlerweile an Profi-Equipment ist.
Es ist fast schon logisch, dass man so ein Kamerahandy wie das von mir HIER getestete HUAWEI P20 Pro mit professionellem Equipment verbessern möchte um auch noch das letzte Quentchen aus der Kamera heraus zu holen.
Besonders ein Gimbal (Handgriff mit kardanischer Aufhängung zur Bildstabilisierung) kann hier für eine Verbesserung der Videos sorgen und für Hollywood-Reife Kamerafahrten sorgen. Doch die Stabilisierung durch den Zhiyun Smooth 4 Gimbal auszugleichen brachte mich fast zum Wahnsinn. Der Gimbal machte alles – nur nicht das, was ich wollte. Der “Follow ME”-Modus brach nach ein paar Sekunden ab und das Handy tanzte wie wild auf dem Gimbal herum um das verlorene Objekt wieder einzufangen – erkannte es aber leider nicht mal, wenn es wieder im Fokus war. Ein Hauptkaufgrund war auch der VERTIGO-Effekt, den in dieser Art kein anderer Gimbal hat – doch der funktionierte nun wie alles andere auch leider überhaupt nicht.
(Bild Links: der Zhiyun Smooth 4 Gimbal – leider war die Firmware nicht mit dem Huawei P20 Pro kompatibel. Das arbeiten mit dem Gimbal war mehr Frust statt Lust)
Ständig verlor der Gimbal die Bluetooth-Verbindung zum Handy (hier kommunizieren die beiden Geräte über Bluetooth Low Energy 4.0). Dass auf dem beiliegendem Zettel das Huawei P20 Pro zu den nicht unterstützten Kamerahandys aufgeführt war, ist natürlich toll, wenn auf der AMAZON Webseite extra auf die Verwendung mit dem Huawei P20 Pro hingewiesen wird.
Dieser Gimbal ging also zurück an den Hersteller – mit dem danach erworbenem Gimbal DJI OSMO Mobile 2 hatte ich mehr Glück, und es scheint so zu sein, dass nicht nur die Apple Smartphones sondern auch die Android Kamera-Handys 100%ig kompatibel zu den angebotenen Gimbals sind. Doch wir werden sehen – aktuell versieht der DJI Osmo Mobile 2 seine Arbeit jedenfalls perfekt. (Update: Mittlerweile soll es wohl ein Firmware Update gegeben haben, welches die Verwendung des Zhiyun Smooth 4 mit ANDROID Kamerahandys ermöglicht. Ich kann dazu aber keine Erfahrungen beisteuern.)
Um die Hände frei zu haben, benutze ich zusätzlich auch noch ein Fotostativ. Das am Anfang eingesetzte Heoysn Stativ für ca. 60,00 € musste dem K&F Concept TM2534T für knapp 120,00 € weichen, welches mehr Funktionen bietet. Insbesondere die Verwendung des Gimbals auf einem Ausleger, sowie als 1-Bein Tripod brachten hier die Kaufentscheidung für das doch erheblich teurere Modell.Doch sprechen wir wieder über den Gimbal DJI Osmo Mobile 2: Und zwar zuerst über das was man bekommt, wenn man das Paket erhält:
Im bunten Hochglanzkarton ist ein relativ sperriges Styroporbehältnis, welches aufgeklappt werden kann und den Gimbal enthält. Ist ganz nett – wird aber wohl kaum genutzt werden, weil dieses Styroporungetüm einfach zu groß ist um es in einen Rucksack zu stecken. Nimmt man den Gimbal aus seinem Schutzpanzer fällt einem das äußere Gehäuse aus grauem Plastik auf, welches aber trotzdem eine angenehme Haptik hat. Auch wenn Metall wahrscheinlich wesentlich wertiger gewirkt hätte – wir sprechen hier von einem Einsteiger-Gimbal für Smartphones für grade mal etwas über 100 € – da muss man wohl ein paar Abstriche machen. Durch den Einsatz von Kunststoff ist das Gewicht von knapp 500 Gramm auch längere Zeit problemlos in der Hand zu halten, sodass man keine Angst haben muss, dass die Hand während des Filmens beim spannendsten Moment kraftlos nach unten fällt.
Doch kommen wir zu den Funktionen: Hierzu muss erst mal aus den entsprechenden Stores der Smartphones die DJI App herunter geladen werden und auf dem Handy installiert werden. Nur mittels dieser App sind die Funktionen des Gimbals verfügbar. Und davon gibt es einige: Sehr gut gefällt mir die “Follow Me” Funktion – man markiert einen Gegenstand oder eine Person im Sucher und der Gimbal steuert über seine Motoren die einzelnen Arme der Achsen so, dass der/die fokussierte Gegenstand/Person ständig in der Bildmitte bleibt.
Hier sollte man aber auch keine Wunder erwarten – starke Lichtschwankungen um das Objekt oder zu schnelle Bewegungen bringen auch die Software und Mechanik des Gimbals an seine Grenzen, und er verliert das fixierte Objekt.
Auch die Möglichkeit den Gimbal einen vorgegebenen Pfad filmen zu lassen ist ein nettes Feature. DJI nennt die Funktion Motion Lapse. Man wählt die Funktion – positioniert das Smartphone per Hand in die gewünschte Position – drückt auf “speichern” – bewegt das Handy zur nächsten Position – drückt auf “speichern” – und so fort. Dann gibt man noch an, wie lange das Video dauern soll – den Rest macht die Software. Auch hier gibt es aber ein kleines Wermutströpfchen: Man kann nicht speichern, wie lange eine programmierte Position beibehalten wird. Möchte man ein Video von 20 Sekunden Länge drehen, welches sich z.B. 3 Sekunden an der gespeicherten Position 1 aufhält, dann 5 Sekunden zur Position 2 – weiter dann 10 Sekunden an Pos. 3 und letztlich 2 Sekunden zu Pos. 4 fährt, dann kann man nur dumm aus der Wäsche gucken, denn bei einem Video wird die Gesamtlänge des Streifens auf alle Positionen gleichmäßig aufgeteilt. Hier müsste man sich also mit zusätzlichen Keyframes behelfen, da aber nur maximal 5 Positionen gespeichert werden können, ist dies nicht möglich.
Die Bedienung des Gimbals erfolgt über 3 runde Buttons oberhalb des Griffs, wovon einer als Jog-Shuttle – wie man es von einem Joystick kennt – ausgebildet ist, sowie einem Schieber an der Seite des Griffs. Alle Bedienelemente sind mit dem Daumen gut steuerbar. Der Jog-Shuttle ist für die Kamerabewegungen zuständig, wenn der Gimbal z. Bsp. fest auf einem Stativ montiert ist und die Gefahr besteht, dass sich das gefilmte Objekt aus dem Fokus bewegt. Dann kann sowohl die Neigung wie auch die Drehung angepasst werden.
Die anderen beiden Knöpfe dienen zum ein und ausschalten und dem Modiwechsel, sowie als Auslöser für die Kamera. Der Schieber an der Seite ist für den Zoomfaktor zuständig.
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Über den 3 Haupt-Buttons sind noch 4 LED angebracht. 3 davon informieren über den Akkustand – die 4. über den Operationsmodi. Zugegebenermaßen ist die Anzahl der Buttons und Drehräder im Vergleich zum Zhiyun Smooth 4 Gimbal eher mickrig – sie reichen aber vollkommen aus.
Nun wird das Fotohandy in den Haltearm eingesteckt. Ich schaffe dies am besten, indem ich es an einer Seite der Halterung drücke und dann die andere Halterung mit der Hand vom Handy wegziehe, bis das Handy auf die Bodenplatte gedrückt werden kann. Dann noch nach unten in die Fußaufnahmedrücken und das Handy so mittig auf der Bodenplatte hin und her verschieben, bis es beim leichten anstupsen in die waagerechte zurückkehrt. In Längsrichtung muss man die Rändelschraube des Tragarms lösen und den soweit herausziehen, bis das Handy auch in Längsrichtung beim kurzen anstippen in eine waagerechte Lage zurückkehrt. Dann die Schraube wieder anziehen und der Gimbal nebst Handy sind zum Einsatz bereit.
Will man den Gimbal auf ein Stativ montieren, so geht dies mittels eines Gewindes im Griff des Gimbals problemlos. Das Gewinde ist Standard für die meisten Fotostative – viele Stative haben Fixierungsplatten, die man nur einmal anschraubt und dann am Gimbal lassen kann und die bei Bedarf schnell ins Stativ einspannt.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch auf die FILMIC Pro App hinweisen, die von beiden im Erfahrungsbericht erwähnten Gimbals angesprochen werden kann. Diese Software geht bereits in den professionellen Bereich und man kann damit die Aufnahmequalität und Effekte der Videos stark verbessern.
(Bild rechts: der DJI Osmo Mobile 2 – nicht besonders aufregend, aber versieht klaglos und ohne Fehler seinen Dienst)
Wenn auch die Gimbals im täglichen Betrieb klaglos funktionieren, sind trotzdem ein paar Punkte anzumerken, bei denen man merkt, dass hier mit dem Rotstrich entwickelt wurde. Beide Gimbals können mittels separat erhältlicher USB Kabel während des Betriebs das im Gimbal eingesteckte Smartphone mit Strom versorgen – grade bei Langzeitaufnahmen wäre dies ein großes Plus (wenn es denn funktionieren würde). Denn da das Display des Smartphones während der ganzen Zeit beleuchtet ist und auch die CPU während des Filmens stark gefordert sind, schwindet die Akkuleistung schnell.
Doch leider sind die Tragarme der Gimbals nicht ausreichend lang dimensioniert (jedenfalls nicht für das HUAWEI P20 Pro) um das entsprechende Smartphone bei eingestecktem USB-Kabel auszubalancieren (selbst spezielle Kabel mit abgewinkeltem USB C-Anschluß erwiesen sich in der Praxis als untauglich). Versucht man es trotzdem, bekommt man pausenlos Fehlermeldungen der Firmware, weil die die das Handy nur unter starker Belastung oder gar nicht ausbalanciert bekommt. Hier wäre es den Herstellern mal gut angeraten gewesen, wenn man sich mal die aktuelle Fotohandy-Palette und die Größe derselben vorgenommen hätte – ein nur wenige Millimeter längerer ausziehbarer Arm und mit dem Huawei könnte man einen ganzen Tag lang problemlos filmen. Auch das Gewicht der Smartphones ist im Kaufentscheid zu berücksichtigen. Lt. Hersteller unterstützt es nur Smartphones bis 240 Gramm. Der Einsatz von Gegengewichten um ein Handy auszubalancieren verbietet sich damit quasi von selbst. Und in der Zeit in der die Geräte immer größer werden, könnte da bald der Gimbal an seine Grenzen kommen oder man muss einen für eine DSLR-Kamera erwerben – mit entsprechendem Preisaufschlag.
Je stärker die Motoren arbeiten müssen, umso stärker wird natürlich auch der eingebaute Akku des Gimbal beansprucht. Auch wenn der DJI Mobile 2 mit bis zu 15 Stunden Akkulaufzeit angegeben ist, so ist dies im Alltagsbetrieb kaum zu erreichen. Positiv ist hier anzumerken, dass man die Stellgeräusche der Elektromotoren nicht hört.
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Auch das zoomen mit dem Gimbal ist leider alles andere als butterweich. Man merkt doch beim filmen ziemlich stark die einzelnen Zoomfaktoren – da ist noch Luft nach oben..
Ansonsten ist ein Gimbal eine schöne Sache, wenn man zum Beispiel eine Familienfeier filmen will und auch mal mit auf das Video möchte oder eine Langzeitaufnahme machen möchte, bei der die Kamera auf einer Stelle fixiert ist ohne zu verwackeln..
Was meint Ihr? Nutzt Ihr auch einen Gimbal oder ist euch dieses Gimmick zu teuer?
Der DJI Osmo Mobile 2 im Test
Preis/Leistungsverhältnis
Aussehen
Verarbeitung
Haptik
Kompatibilität
Zubehör
Geräuschentwicklung
Energieverbrauch
Gesamt
Wie kann man ein Spitzenmäßiges Kamera-Smartphone wie das HUAWEI P20 Pro noch verbessern? Man filmt mit einem Gimbal. Den meisten wahrscheinlich eher unbekannt, mausern Sie sich zu einem nützlichen Tool für Semiprofessionelle Youtuber oder andere Benutzergruppen. Hier teste ich das DJI OSMO Mobile 2 - ein Einsteiger-Gimbal, welches den Start in die verwackelfreie Videografie erleichtert. Leider funktionieren die Gimbals im Allgemeinen nicht mit allen Fotohandys gleich gut. Schon das einspannen und ausbalancieren des Handys kann zum Problem werden - man sollte das in einem Laden für das gewünschte Handy besser mal ausprobieren - am besten gleich mit einem Ladekabel für das Handy.