..oder: Wihlkommmen im WWW fürs Doofies..
Vor einigen Wochen las ich bei einem anderen bekannten Blogger einen interessanten Beitrag. Es handelte sich um das Thema Blogsterben – welches sogar im Header seiner Webseite als Grafik seinen Platz findet.
Aufgrund des Beitrags und der dort hinterlassenen Kommentare habe ich mal einen Test gemacht und meinen Blog für knapp 2 Wochen “gelöscht”, um zu sehen, was passieren würde. Schließlich hat mein Blog auf www.petersplace.net am Tag hohe dreistellige Zugriffszahlen
Natürlich habe ich ihn nicht wirklich gelöscht, sondern etwas getrickst, damit es optisch so aussah.
Dazu habe ich das Originalverzeichnis umbenannt, ein neues Verzeichnis mit dem Namen des Installationsordner erstellt, und dort nur 3 von WordPress benötigte Dateien hineinkopiert. Die Index.php, die wp-blog-header.php und eine von mir angepasste 404.php, die in meinem bekannten Macho-Charme formuliert wurde.
(so präsentierte sich der Blog knapp 2 Wochen. Noch war es ein Warnschuss, aber was nicht ist kann ja noch werden.)
Die Reaktion meiner Leser darauf war quasi nicht zu bemerken. Niemand schrieb, niemand fragte nach, niemand beschwerte sich (Es stimmt nicht ganz, denn einer hat es bemerkt und mich drauf angesprochen. Ja, Telefone sind schon eine tolle Erfindung. Wenn es mal mehr Menschen gebe, die wissen wie so ein Gerät funktioniert). Zu glauben, dass es niemand bemerkt hat, mag ich nicht ganz glauben.
Wer es aber merkte, war Google – die bekannteste Suchmaschine der Welt versuchte vehement aber vergeblich etliche tausend Mal auf meinen Blog zwecks Indizierung zu zu greifen. Da von der 404.php Seite automatisch eine Mail generiert wurde (diese Funktion entfernte ich nach 2 Tagen aus dem Quelltext, da sowohl Mailserver als auch mein Smartphone völlig überlastet waren), bei jedem ‘404 Fehler’ mit dem Erzeuger des Aufrufs, bekam ich immer alle paar Minuten Error-Mails in 50er Packs auf mein IPhone gepusht. Interessant und erstaunlich wie viele Server auf der ganzen Welt für Google das Web scannen.
Das spurlose Verschwinden meines Blogs hatte bei Google weitreichende Konsequenzen: Suchte ich mit Google nach Inhalten, welche vorher ein hohes Ranking hatten, wurden diese nicht mehr angezeigt – ein Zeichen dafür, dass Google das Internet für die Suchenden tatsächlich aktuell hält. Auch schön zu sehen, dass sich nach und nach meine Blogbeiträge wieder bei Google einfinden – dazu mit den selben hohen Rankings – dies hatte ich eigentlich nicht erwartet.
Doch zurück zum Grund, weshalb ich dies gemacht habe.
Immer mehr Blogger beklagen sich bitter über den Rückgang der Kommentare von Besuchern. Auch ich bin ziemlich angepisst, dass weniger als 0,01% der über Google anreisenden, und nach geistiger Erleuchtung suchenden Internet-Nutzer sich verewigen. Nun, ich kann hier noch Gnade vor Recht walten lassen, denn das registrieren für einen Kommentar bei einem zufälligen Besuch ist tatsächlich zu aufwendig – aber nötig, um Spammer fern zu halten.
Schlimmer ist es bei meinen Abonnenten, also Besuchern, die meinen Blog scheinbar gerne lesen. Auch von denen gibt es viele – doch leider sind auch dies überwiegend “Nurleser”. Diejenigen, welche wirklich mal einen Kommentar dalassen, kann ich an den Fingern einer Hand abzählen.
Ein Grund dafür ist das abwandern in andere soziale Netzwerke und das sich dort selbstverwirklichende Tun.
Ich gebe es zu, dass ich auch Accounts bei g+, Facebook und Twitter habe – ich diese Plattformen aber A.) nicht mehr nutze, und B.) die meisten dort geschlossenen Kontakte schon wieder ‘entkontaktet’ habe. Was habe ich von 40 Leuten in meinem Netzwerk, wenn von denen keiner was schreibt.
Erschwerend kommt hinzu: Auf dem Facebook Account war das Niveau so platt, dass ein von einer Straßenwalze überrollter Pfannkuchen dagegen trotzdem noch Hochhaus-Charakter hatte! Anspruchsvoller Content, der mal über einen Zweizeiler hinausging? Fehlanzeige!
Dazu immer wieder Spieleinladungen und bereits 100 mal gesehene und immer wieder aufgewärmte Bildchen aus dem Internet.
Man hatte das Gefühl, dass sich dort die Dümmsten der Dummen endlich mal so geben können, wie Sie wirklich sind – und nicht wie im normalen Leben, weil nur mit einem Bildungsniveau auf Sonderschulniveau, gezwungen sind, richtige Sätze mit Subjekt, Prädikat, Objekt zu kreieren.
Sätze konnten dann durchaus aus nur einem Wort bestehen: “Cool, Geil, LOL”. Und schon hatten die Probanden aus diesem Wortvorrat 3 Kommentare geschrieben. Traurig, dass es viele gab, die nur diese 3 Wörter in Ihrem Sprachschatz hatten.
Und für den, der nicht mal schreiben konnte – für den gab es dann noch den Like-Button..
Nach 6 Monaten Dauerbeschallung von Dumpfbacken aller Color, reichte es mir dann doch. Sicher gab es dort auch Kollateralschäden, denn nicht alle in meinem Netzwerk waren Laboraffen, bei denen einige Experimente schief gegangen waren – aber die Reizüberflutung durch veröffentlichten geistigen und ständig aufgewärmten WWW-Müll, lösten bei mir diese Gehirn-Flucht aus.
Es gibt ja den Spruch, dass Dummheit ansteckend ist – und so enden wollte ich dann doch nicht..
Dies bringt mich zu der Blog-Überschrift:
Das Wort Prekariats-Internet (eine Wortschöpfung von mir) bezeichnet in Anspielung aus das bereits bekannte und im Sprachgebrauch benutzte Prekariats-Fernsehen, die niveaulose Unterhaltung ohne nennenswerte nützliche Informationen.
Brauch ich so’n Scheiss? Sicher nicht!
Dazu bringt mir das veröffentlichen von Blogbeiträgen in sozialen Netzwerken nicht die Spur Nutzen – dafür aber mehr Arbeit. Warum? Natürlich sollen die Besucher meines Blogs auf meinem Blog kommentieren und nicht in irgendwelchen Social Networks ihr “Thumbs up” machen. Kommentare und Links auf meinem Blog steigern nämlich bei Google den Wert eines Beitrags. Leider sind die Leute heute aber durchgehend stinkefaul!
Früher habe ich beispielsweise in den Feeds den kompletten Beitrag eingestellt. Nachdem ich gemerkt hatte, dass die Feeds zwar gelesen wurden, aber deshalb niemand mehr auf meinen Blog zum lesen, habe ich nur noch Auszüge als Appetizer versandt. Na, da hagelte es aber Beschwerden der Leser. Jetzt musste man ja plötzlich einen Mausklick machen, um den ganzen Beitrag lesen zu können. Oh Gott – für einige verwöhnte Leser bestand da scheinbar durch dieses Mausklicken schon die akute Gefahr für eine Tendovaginitis. Wie kann ich auch nur auf den absurden Gedanken kommen, und mich erdreisten zählbaren Traffic auf meinem Blog generieren zu wollen?..
Seitdem google mit Empfehlungen arbeitet ist es aber nun mal eben wichtig, dass Backlinks auf dem eigenen Blog erscheinen. Da Google bei Facebook nicht nach Inhalten indizieren darf, sind Kommentare auf Facebook mit Links für die Katz, da es keine Relevanz für den Wert meines Blog hat. Da schon eher g+. Es dürfte wohl der hauptsächliche Grund sein, weshalb Google dieses soziale Netzwerk ins Leben gerufen hat – und warum es das einzige Social Network ist, indem ich noch sichtbar bin (wenn ich auch viele Leute aus meinen Kreisen entfernt habe).
Es dürfte über kurz oder lang wohl so sein, dass viele Blogger Ihre Blogs einstampfen werden, wenn sich das Verhalten der Besucher nicht ändert. Zu Recht. Ich kann jeden verstehen, der keinen Bock mehr hat sich stundenlange Arbeit für das schreiben eines Blogbeitrags nimmt, und der nie auch nur mal ein bisschen Anerkennung in Form eines Kommentars dafür erfährt.
Damit dürfte über kurz oder lang aber auch die Qualität des Internets drastisch sinken, was für die schreibfaulen und nur auf Nepp ausgerichteten Nutzer ein ziemlicher Nachteil wäre, denn wenn wir nur mal das Beispiel Produktteste nehmen, ist ein ohne monetäre Hintergründe geschriebener ehrlicher Beitrag ein wichtiger Gegenpol zu schöngefärbten Produktbeschreibungen auf Firmenseiten und Auftragsbloggern, welche über Portale wie Hallimash gegen Bares das blaue vom Himmel runterlügen um ein Produkt zu hypen.
Nun, ich werde mal schauen, wie ich die Leute dazu bringe den Arsch endlich mal zu bewegen.
Zuerst mal werde ich die neuen Beiträge mit Passwörtern schützen. Wollen wir doch mal sehen, wer hier den längeren Arm hat.
Und wenn das nicht klappt. Ich muss mir das alles nicht antun. So ein Blog ist wie man sieht in 2 Minuten gelöscht –
und dann heißt es hier vielleicht wirklich bald endgültig: 404 PAGE NOT FOUND!
Datum letzte Änderung: 19.05.2012 09:24 Uhr