..oder: Nokia, Apple oder Samsung – welcher Hersteller baut das Beste Handy?
Gestern ist es angekommen! Mein neues Handy – Nein, hier muss man vor Ehrfurcht vor dieser androgynen Schönheit – ja es ist fast eine echte Technikprinzessin, ein anderes, treffenderes, ehrfürchtigeres Wort benutzen, als dieses schon fast Gossesprache mäßige Slangwort: “Handy”.
Also nochmal von vorn: Gestern kam mein neues Smartphone Samsung SIII.
Damit habe ich nun 3 Handys, welche die aktuelle Leistungsspitze der Hersteller darstellen. Wäre doch schön mal einen Vergleichstest der 3 Boliden zu machen, um sowohl Hardware als auch Betriebssystem mal ordentlich auf den Zahn zu fühlen, oder nicht?
Es treten also im Test an – VORHANG AUF:
Das Nokia N900 – Das Apple IPhone 4S – das SAMSUNG GALAXY SIII.
(Alt trifft auf Neu. – MAEMO, IOS 5 und ANDROID 4.0 friedlich vereint. Noch! Denn es gibt Stärken und Schwächen bei den einzelnen Vertretern der unterschiedlicher Betriebssystem-Philosophien)
Viele Handybenutzer, welche die Nokia Modellpalette kennen, werden sich jetzt fragen, weshalb das betagte N900 in einem Vergleichstest antritt, und nicht eines aus der aktuellen Auslage im Schaufenster, wie das N8 (das N9 ist zwar besser, wird aber in Deutschland nicht angeboten) oder das Lumia 800 – nun, das liegt daran, dass NOKIA nach dem N900 nicht mehr viel an der Hardware geändert hat.
HIER FOLGT EINE WERBEANZEIGE
Nokia wirft zwar im Quartalszyklus neue Handys auf den Markt. Doch drinnen werkelt immer noch die veraltete Hardware mit Single Core Technik, wo bei anderen Herstellern schon lange Dual Core und Quad Core CPUs für flüssige Leistung sorgen. Die CPUs wurden zwar von NOKIA in der Taktfrequenz hochgeschraubt, trotzdem merkt man im Alltagsbetrieb merklich die Verzögerung, wenn andere Anwendungen im Multitaskingbetrieb auch gerne ihr Quentchen Prozessorzeit möchten.
Das X6 hatte ich eine kurze Zeit im Besitz – und war froh, es nach 3 Wochen wieder verkauft bekommen zu haben. Die Hardware war absolut nicht für Poweruser geeignet und die von NOKIA neuerdings verbauten schmalen Displays in Dachlattenformat kann man außer zum telefonieren, zu nichts wirklich gut benutzen. Das N900 hat im Vergleich zu den aktuellen Schmalbandhandys (damit ist das Display gemeint, nicht die Sendebandbreite) zwar auch nur eine Singlecore CPU (ARM Cortex A8), der mit 600 Mhz getaktet ist (der per Software bis zu 1000 MHz übertaktet werden kann, weshalb Sie wieder auf der Höhe der Zeit ist), aber es hat dafür immer noch eines der größten jemals von Nokia verbaute Display mit 800 x 480 Pixeln, also WGA Auflösung (zum Vergleich: Das N8 hat eine Auflösung von 640 x 360 Pixeln und selbst das ganz aktuelle Lumia 900 hat nur eine Auflösung von 800 x 480 Pixeln QUELLE: www.nokia.com). Dazu besitzt es eine echte Tastatur, welche sich zeigt, wenn das Display nach oben geschoben wird.
Zusammengeschoben ist es in den Abmessungen bei Länge x Breite mit dem IPhone 4S fast bis auf wenige Millimeter identisch. Nur in der Höhe überragt es das schmale IPhone deutlich. Dies ist dem Zugeständnis an die Schiebe-Tastatur geschuldet.
Auch die Display-Abmessungen sind bei beiden Testkandidaten fast völlig identisch (Beide 3,5 Zoll – 8,89 cm). Natürlich kommt die Qualität und Schärfe des Nokia Displays nicht an das Retina-Display des IPhone heran – da merkt man, dass Apple es geschafft hat auf die gleiche Fläche wesentlich mehr Pixel (960*640 Pixel – Quelle: http://www.apple.com/iphone/specs.html) zu quetschen.
Apropos Display – Da gibt es mit dem Schönling Galaxy SIII aus dem Hause Samsung einen Herausforderer, der Apple die Krone entreißen will. Deshalb übertrifft er die Größe des IPhone Displays um fast 4 cm in der Diagonale. Riesige 4’8 Zoll misst das Display und man glaubt damit fast einen Tablet PC vor sich zu haben. Und Samsung presst 1280 x 720 Pixel auf diese Fläche. Das ist fast WXGA Auflösung (1280 x 768 px).
Leider verpassten die Entwickler die wesentlich größere nutzbare Fläche besser zu nutzen. Dies mag am Android Betriebssystem liegen, welches auf dem großen Display irgendwie zu überdimensioniert aussieht. Selbst die Icons wirken wie aus den 80er Jahren und sind stylisch nicht aus einem Guss. Das ganze sieht mehr aus als vom Spermüll zusammengeklaut.
Auch wenn das Android Betriebssystem gewöhnungsbedürftig ist und wie aus vielen einzelnen Apps zusammengekleistert wirkt, so hat es doch einige Features welche man bei den anderen Teilnehmern des Testfeldes auch gerne hätte. Beim MP3 Player gibt es ein Viereck, welches aus 25 Quadraten besteht und bei dem die Seiten mit verschiedenen Eigenschaften beschriftet sind. Klickt man auf eines der kleineren Quadrate, wird die Musik entsprechend Ihrer Zugehörigkeit zu den Eigenschaften gewählt. Dies sieht dann ungefähr so aus:
(ein ganz nettes Nice to Have ist dieses Feature, welches sich im Android MP3-Player verbirgt. Musikstimmung wählen anhand eines Quadrates. Keine schlechte Idee..)
Richtig punkten kann das Samsung Galaxy SIII in der Disziplin Video. Spielt man das Beispielvideo ab (und stellt unter Einstellungen die automatische Helligkeit aus, weil das Display sonst immer ein bisschen abgedunkelt ist – Dies muss man beim Videoplayer extra tun) läuft einem vor Begeisterung förmlich der Sabber aus dem Mund. Dank Quadcore und 1,4 GHz Taktung ruckelt da nichts. und die Farben sind einfach nur genial.
Wenn man die Spekulationen rund um das IPhone 5 verfolgt hat – ebenso wie die Features, welche Apple dort verbauen will – organische Formen Quadcore, größeres Display, selbst der Datenkabel-Anschluss soll beim IPhone 5 geändert werden – und wenn man sich dann das S III anschaut, mit dem fast identischen Buttonlayout und wenn man dann noch weiß, dass 60% des IPhones aus Samsung Produktion kommen, der kann schnell auf den Gedanken kommen, dass das Samsung S III quasi der IPhone 5 Erlkönig ist.
In der Tat spricht vieles dafür. Dieser Eindruck fängt schon bei der Lieferung an. Das S III kommt auch nur in einem Minischächtelchen a la IPhone.
Klar, sollten Rohstoffe gespart werden, aber man muss ja nicht bei einem Teil, welches fast 700 Euro kostet und nicht grö0er ist als eine Hand, damit anfangen. Das Handy passt mal so grade in den Karton. Es sind sogar Aussparungen für die 2 äußeren Buttons in der Pappe, damit es passt. Der Inhalt des Schächtelchens ist quasi IPhone Duplikat. Gleiches Mini-Netzteil, welches mit einem USB Kabel verlängert wird, gleiche Ohrhörer – einziger Unterschied: Es ist alles in Schwarz. Dazu wie gewohnt weder eine CD, noch ein vernünftiges Handbuch. Es gibt allerdings das Benutzerhandbuch als Widget, welches man sich Online anschauen kann. Witzigerweise steht dort dann in allen möglichen Sprachen, dass es nicht verfügbar ist. Professionell geht anders..
Ein weiteres Manko: Nimmt man das Handy aus dem Schächtelchen ist man überrascht, wie leicht das Mobiltelefon ist. Noch nicht durch den riesigen Akku beschwert, kann man es fast aus der Verpackung blasen (wahrscheinlich sind zur Verhinderung dieses Effekts die Haltelöcher im Pappkarton). Alles an dem Handy schreit förmlich: “ICH BIN AUS BILLIGSTEM PLASTIK!”.
Ein Handy, welches einem bei offenem Fenster glatt aus der Hand geweht werden kann? Nein, dieses Teil kann absolut nicht an die Solidität und Wertigkeit eines IPhones heranreichen.
Statt echtem gebürsteten Edelstahl gibt’s hier pures Plastik in Metallic-Lack.
Und selbst das Display des IPhone wirkt durch seine grade Form und dadurch, dass es aus dem gleichen stabilen Plexiglas hergestellt ist wie Hubschrauberkanzeln und Scheiben für Hochgeschwindigkeitszügen nicht so anfällig für Kratzer wie der Herausforderer aus dem Hause Samsung. Dies mag aber täuschen, denn eventuell nutzt Samsung hier das gleiche Polycarbonat – auf der Herstellerseite findet man aber keinen Hinweis darüber.
Der Wunsch ein IPhone zu sein, geht beim Samsung sogar so weit, dass es eine eigenen Siri mitbringt. Bei Samsung nennt sich das S VOICE – und die dümpelt in der Erkennung sichtlich hinter SIRI hinterher. Selbst bei einfachsten Befehlen versteht das SIRI Pendant zum Teil nur Bahnhof. Die Stimme erinnert an die Sprachausgabe von vor 10 Jahren, dazu dann noch ein Rechtschreibfehler in wecken. – hier ist noch ordentlich was zu tun.
(Los wech mich.. Wohl eher mach mich wech. Das Siri Pendant kann es in keiner Disziplin mit dem IPhone 4S Original aufnehmen.Und die Stimme der Sprachausgabe ist zum wegrennen)
Samsungs Siri hat aber auch lichte Momente:
allerdings kommt man sich beim lesen des Textes vor, als würde man eine aus dem englischen übersetzte Bedienungsanleitung lesen.
Und was macht das N900 derweil? Es lächelt ob dieser Bemühungen Informationen möglichst kompliziert auszugeben – denn auf seinem Endlosband-Display welches 4 Bildschirme zum scrollen aneinander reiht, findet sich mit OM Weather eine App, die eine 5 Tages- Vorschau bietet.
(Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht – oder war’s nicht andersrum? Mann kann das Wetter auch ohne Sprachausgabe erfahren. Die NOKIA-MAEMO-Opensource-Variante)
Überhaupt ist das N900, wenn auch von NOKIA ausgemustert und nicht mehr auf deren Webseite zu finden (erstaunlich, weil es wesentlich ältere Handys dort noch zu finden gibt – aber die haben ja auch mit Symbian ein Massenweise verbautes OS installiert, und sind nicht so ein Exot wie das N900 mit dem MAEMO Linux), ein echtes Unikat – und für Technik-Frikkler ein Must Have. Wo andere versuchen alle möglichen Alltagsproblemchen mit Apps zu lösen, lässt sich unter dem N900 dank Linux und Open Source ein komplettes Debian laden. Bildbearbeitung? Dank Gimp hat man dann ein Grafikprogramm im Photoshop Kaliber. Da kann man bei anderen Apps, mit grade mal 3 Funktionen nur beschämt zu Boden schauen. Leider steht zu erwarten, dass die Halbwertszeit des noch relativ neuen N9 (welches in Deutschland nie auf den Markt kam) mit dem Maemo Nachfolger Meego ähnlich lang sein wird, wie das Leben einer Eintagsfliege. NOKIA ist mittlerweile auch seine Marktführerposition im Mobilfunkbereich los. Von Platz 1 auf Platz 4 – Tendenz weiter fallend. Das liegt zum Teil eben auch an der missglückten Modellpolitik und der veralteten Hardware, die für Poweruser und echtes Multitasking nicht mehr geeignet ist.
Hier können ganz klar die anderen Hersteller punkten. Die Messlatte legt das momentane Spitzenmodell Samsung Galaxy SIII sehr hoch. Einziger Wermutstropfen: Die Hardware ist für das Android Betriebssystem eigentlich zu schade. dazu kommt, dass Google hier seinem Ruf als Datenkrake gerecht wird. Alles zielt darauf ab ausschließlich die eigenen google Dienste zu nutzen. Wahrscheinlich fehlt deshalb die Outlook Integration völlig.
Hier hat man mit Nokia Handys kein Problem. Das synchronisieren mit Outlook gehört zu den Grunddisziplinen
Selbst Apple – wahrlich nicht als Busenfreund von Microsofts bekannt – gibt dem IPhone eine Outlook Schnittstelle, welche sich automatisch installiert.
Während Nokia mit der PC-Suite, bzw. der OVI-Suite und Apple mit ITunes Software-Lösungen mitbringen, welche Tools für alle Synchronisierungsdienste und Installationen mitbringen, bietet Samsung nichts dergleichen.
Auch bei anderen Dingen im Bereich Multimedia merkt man, dass zum Teil nur halbherzig gearbeitet wurde.
Das Nokia findet über das Netzwerk automatisch den Server und zeigt alle freigegebenen Medien an. Dank WLAN funktioniert dies auch im Keller.
Das IPhone hat wegen anderer Dateiformate Probleme Divx Videos abzuspielen, zeigt aber brav alles an verfügbaren MP3, Mp4 und Grafiken auf dem Media-Server an.
Das Android hinterlässt einen gemischten Eindruck. Da wird der Server erkannt, Bilder werden auch angezeigt – aber bei MP3 und Videos – da wird gesucht und gesucht, aber nichts gefunden. Das gute: Die Klangqualität bei MP3 ist auf höchstem Niveau. Ich empfinde Sie persönlich noch besser als die des IPhones.
Einen Sieger küren – das fällt bei diesem Vergleich schwer, weil die Testkandidaten zu unterschiedlich sind. Aber ich kann eines mit Bestimmtheit sagen: Das Samsung Galaxy SIII kommt wieder ins Schächtelchen und wird wieder verkauft. Und das Geld wird gespart für das IPhone 5, welches in einigen Monaten herauskommen soll.
HIER FOLGT EINE WERBEANZEIGE
Und noch eines kann ich sagen in Bezug auf die Überschrift: wer an die angegebenen Standby-Zeiten glaubt, die in den Produktbeschreibungen angegeben sind, der wird schnell feststellen – im Alltag nicht zu erreichen! Denn dass diese Handys nur im Standby irgendwo hunderte Stunden unbenutzt rumliegen glaubt ja wohl kein Mensch. Nutzt man alle verfügbare Handyhardware und damit verbundene Apps – zum Beispiel joggen mit umgeschnallten HF-Gurt und aktivierter Tracking Software, hört dabei Musik und schreibt noch auf aktuelle Facebook Posts eine Antwort – dann ist der Akku bei jedem der 3 in wenigen Stunden leergesaugt.
Und im Anschluss findet Ihr unten noch eine Tabelle, was welches Handy kann und was nicht.