Schrott

  • „Size does doch Matter!..

    ..oder: Das NOKIA X6 im Testeinsatz..

    Dortmund, Espoo – Noch letzte Woche habe ich mich über Nokia aufgeregt, weil ich als N95 Benutzer weder die Geräteinterne Navigationssoftware “kostenlos für immer” bekommen konnte, noch die NOKIA Sportstracker Software in der neuen Version kompatibel mit meinem “alten” Handy ist.

    Der Zufall wollte es, dass mein Vertrag ein Upgrade auf ein neues Handy zuließ. Mein Mobilfunkanbieter bot mir das N97 ‘Mini’ für 99,00 Euro an. Für die kleine Ausgabe des N97 erschien mir das dann doch zu teuer. Ich suchte weiter, und da fiel mir das X6 von Nokia auf, welches optisch sehr schick war, und auch von den technischen Daten überzeugen konnte. Dies kostete nur 29,90 beim gleichen Tarif (ich hatte die Daten-Flat + Festnetz-Flat für 39,90 gebucht, da durch Nutzung der Navigationssoftware reichlich Daten aus dem Internet abgerufen werden, und ich bei meinem alter Tarif nur 8 MB Datenpakete für 10 Euro dazu gebucht hatte. Da jedes zusätzlich Megabyte richtig ins Geld geht, bin ich mit der Datenflat nun auf der sicheren Seite.

    Und so hätte eine wunderbare neue Liaison beginnen können. Doch leider stand die Beziehung zwischen mir und dem X6 von Anfang an unter keinem guten Stern.

    Dies begann schon bei der Lieferung. Ich bestellte das Handy nämlich online – was ich bei vodafone übrigens nur noch mache, da ich in den Shops die Erfahrung gemacht habe, dass die lieben Herren Shop-Verkäufer nur an Umsatz, aber weniger an qualifizierter Beratung interessiert sind, was in der Vergangenheit für einige Verstimmung bei mir gesorgt hat. Deshalb kann ich dieses Vorgehen nur jedem empfehlen.

    Überhaupt gibt es keinen Grund Handys in den Shops zu kaufen, da meistens Online saftige Vergünstigungen drin sind. So sparte ich die Anschlußgebühr in Höhe von 24,95 (inwiefern eine Anschlußgebühr anfallen kann, wenn man seine SIM-Karte von einem Handy ins andere steckt, ist mir bis heute allerdings schleierhaft; vielleicht kann mir da mal jemand die Logik dahinter erklären) , und bekam für die Dauer des Vertrags 24 mal 5,00 Euro Gutschrift.

    Doch verlassen wir mal den Bereich des schnöden Mammons, und kommen zurück auf das Handy. Dienstag Abend habe ich das Handy online bestellt, und am nächsten Morgen  – es war Mittwoch – bekam ich eine SMS mit der Paket Tracking Nummer, damit ich überprüfen konnte, wo sich das Paket grade befand. Und das befand sich in Bielefeld im Einlieferungslager.

    Am Donnerstag hatte ich einen Termin, und während ich mich so fertig machte, checkte ich nochmals kurz nach: Die Info zur Trecking Nummer, sagte, dass sich das Päckchen mit dem Handy immer noch in Bielefeld befand. “Na, schade, dann wird das vorm Wochenende wohl nix..”, dachte ich mir, weil ich Freitag auch unterwegs wäre, und dass Samstag geliefert wird, ist ja auch nicht bei allen Paketdiensten selbstverständlich.

    Mit diesem Gedanken ging ich in die häusliche Nasszelle, um mich zu duschen. Während ich duschte, hörte ich unten einen Wagen vorfahren und ebenfalls am Klang konnte man erkennen, dass ich eine Schiebetür öffnete. Es musste also ein Lieferwagen sein. “Das ist jetzt aber doch wohl nicht das Handy!”, schoss es mir durch den Kopf! DOCH! Es schellte bei mir. Suuper! Also erst mal das Fenster aufgerissen, und wie ein Asozialer runtergebölkt: “Moment!”

    Plädernass und voller Seife ‘nen Bademantel übergeworfen, und  das Päckchen in Empfang genommen. Der Mann vom Paketdienst sah mich mit einem seltsamen Blick an – ich wollte gar nicht wissen, was er dachte! Das Päckchen war sehr leicht, und ziemlich klein.. Hmm – ich dachte, unüblich für meine bisherigen Telefonsendungen.. Doch egal. Ich nahm den Duschvorgang erneut auf, um die Seiifenreste abzuspülen. Gutgelaunt und wohlriechend öffnete ich die braune Umverpackung, und zum Vorschein kam ein blauer Nokia Karton, der nochmal um einiges kleiner war als die Versandverpackung.

    N95 vs X6 Bild 1

    (2 Jahre Differenz – 300% weniger Zubehör. Das einzige Kabel ist ein stummeliges USB-Kabel von 20 Zentimeter Länge)

    Im Karton: das NOKIA X6, welches mir sehr winzig erschien, der Akku für das X6, das bekannte Kompaktladegerät (welches ich gar nicht ausgepackt habe, da es identisch mit dem des N95 ist), ein Micro-USB-Kabel (mehr dazu später), ein Headset, Bedienungsanleitung, und eine Mini CD mit der Ovi-Suite. Ende..

    Ich drehte den Karton nochmals um, ob ich was übersehen hatte. das erschien mir nun doch für ein 400,00 Euro Handy ziemlich kläglich. Doch leider war in dem Karton nicht mehr drin. Überhaupt: Das USB-Kabel ist ein Witz. NOKIA nennt es Micro-USB-Kabel, doch die korrekte Bezeichnung müsste Mickrig-USB-Kabel heißen. Es ist grade mal 20 Zentimeter lang. Wo soll man so ein pieseliges Dingen vernünftig einstecken, ohne dass das Handy in der Luft hängt.

    Der Versuch über PictBridge mit meinem Drucker ‘CANON Pixma 4300’ Bilder auszudrucken endete damit, dass ich nirgendwo das Handy ablegen konnte. Dieses Stümmelchen lässt sich nur mit einer Verlängerung vernünftig anschließen. Das bedeutet, dass man nicht ein, sondern 2 Kabel mit sich rumtragen muss, falls man mal Datentransfer an andere Rechner machen möchte. Da hätte man lieber ein richtiges USB-Kabel beilegen sollen, und dem X6 einen Karten Slot für Micro SD Karten. Die kann man vor Ort mal in ein Kartenlesegerät schieben, und muss dafür kein Kabel mit sich rumschlörren.

    Ebenfalls vermisste ich das CA-75U Video Übertragungskabel, das beim N95 noch netterweise dabei lag. Dieses Kabel allein schlägt normalerweise als Originalzubehör mit 38,00 Euro zu Buche. Bei einem Multimedia Handy, welches auch Videoausgabe am TV ermöglicht, sollte dies wohl als Zubehör beiliegen.

    Auch das Autoladekabel, welches beim N95 mit dabei lag, fehlte. Doch darüber machte ich mir erst später Gedanken – ich hatte schließlich noch einen Termin.

    Also schnell den Akku in das Handy einlegen und los.. Ja von wegen. Der Akkudeckel ist ein Stück billiges Weichplastik, welches über die ganze Rückseite geht, und mit winzigen Befestigungsnasen am Handy einrastet – besser wäre zu sagen: einrasten soll. Denn das tut er nicht. Ich konnte drücken, wie ich wollte. Der Deckel passte nach dem entfernen nicht mehr ins Gehäuse.  Erst das aufbiegen der Nasen mit einer Zange ließ den Deckel einigermaßen fest erscheinen. Doch beim tragen des Handys in der Hand klappert und schlägt der Akku merklich im Gehäuse. So eine billige Befestigungsmethode würde ich vielleicht bei einem 20,00 CallYa Handy erwarten dürfen, aber nicht bei einem Gerät, welches auf der NOKIA Evolutionsstufe ganz weit oben steht. Die Handyforen sind übrigens voll mit dem Thema “nicht schließender X6 Akkudeckel”. Damit das nervende klappern aufhörte, habe ich an der Seite des Akkus ein Stück weiches Küchenpapier reingestopft. Vielleicht kann ich das ja als “Nokia-Antiklappertool” bei ebay vermarkten?

    Wäre schön, wenn es dabei bliebe, dass dies das einzig Negative wäre, was es zu berichten gibt. Doch leider geht die Liste munter weiter.

    Mit meinem neuen Handy in der Tasche machte ich mich auf den Weg in die City. Natürlich hatte ich die Bedienungsanleitung zu Hause gelassen, da ich mir dachte, als ITler wirst Du wohl noch in der Lage sein ein Handy zu benutzen.

    Während ich an der Haltestelle auf die Bahn wartete, wurde diese Überlegung Ad Absurdum geführt. Denn ich wollte ein Telefonat führen und deshalb eine Nummer wählen. Tja, wie gesagt: Ich wollte. Denn dabei blieb es! Ich drückte am unteren Ende des Handys auf die Menütaste. Es passierte: NIX..

    Jedenfalls nichts sichtbares. Denn da die Sonne schien, konnte man auf dem stark spiegelnden Display nicht sehen, was dort passierte.

    Schemenhaft wurde etwas angezeigt, man konnte aber absolut nicht erkennen, was mir das Handy sagen wollte!Erst in der Kunstlicht-Umgebung der Bahn konnte ich wieder sehen, was auf dem Display angezeigt wurde. Dies bedeutete aber nicht, dass mir das in irgendeiner Weise weiter geholfen hätte: “Zur Freigabe von Bildschirm und Tasten Sperrtaste drücken” erschien abgedunkelt auf dem Display.

    Soso.. Sperrtaste.. ich drückte auf alle Tasten, die ich fand. Das Handy  blieb stumm!… Ich wurde langsam nervös. Sollte ich tatsächlich langsam zu alt sein für meinen Job? Wenn es mir schon nicht mehr gelingt ein Telefon zu bedienen, kann man schon ins grübeln kommen, oder?

    Ich schaute genauer hin. Die mittlere Taste auf der Seite war ein Schieber – keine Taste! Ich schob den Schieber also probeweise nach unten. Tadaaa! Das Display wurde hell.. “Aha”, also nur unklar beschrieben. Korrekt wäre dann wohl gewesen: “Zur Freigabe Schieber nach unten bewegen”. Jaja, nennt mich ruhig Erbsenzähler; aber ein Schieber ist nun mal kein Schalter, hehe..

    Okay, also los: Display leuchtet – wo muss ich drücken? Ich versuche die grüne Taste – umgehend erscheint ein Hinweis, dass ich die Sprachbefehle trainieren soll. Will ich das jetzt? Nöö..

    Nächster Versuch – ich drücke die mittlere Menütaste. Statt einem Menü erscheint die mittlerweile bekannte Meldung: “Zur Freigabe von Bildschirm und Tasten Sperrtaste blabla..” – langsam bin ich genervt von diesem verzwicktem Ding mit psychopathischem Eigenleben. Okay, telefonier ich eben NACHDEM ich die Bedienungsanleitung gelesen hab. Aber wenigstens Musik müsste gehen.

    Also das Head-Set rausgekramt und oben ans Handy angeschlossen. Und schon der nächste Wermutstropfen:  ich weiß zwar nicht, wer aus der Marketing oder Versand Abteilung bei NOKIA dafür zuständig ist, aber wer um alles in der Welt, legt zu einem SCHWARZEN Handy ein WEISSES Head Set? Das sieht einfach Panne aus! Positiv ist, dass man die billigen Ohrhörer, die bei jeder Kopfbewegung aus den Ohren purzelten, gegen die Version mit Silikonstöpseln getauscht hat.

    Diese Weichgummiproppen kann man sich bis zum Trommelfell schieben, damit die Musik mit ausreichendem Druck ankommt. Denn Nokia Handys haben eine katastrophale Ausgangsleistung. Ich hör nun mal gerne House und Techno – Da muss die Musik auf “S” abgespielt werden. Echt blöd, wenn nur ein säuseln ankommt.

    X6 MP

    Multimedia ist aber nicht nur Ton. Es ist auch Bild und Video. Tja, schön für diejenigen, die das Video-Adapterkabel haben. Einstecken, Kabel wird erkannt und das gespeicherte Video auf dem Fernseher ausgegeben. Ganz einfach. Das klappt richtig gut.

    Dann aber wieder etwas, was mir negativ auffiel: Die eingebaute Kamera ist trotz 5 Megapixel eher zweitklassig. Da mein N95 mit der gleichen Zeiss Optik wesentlich bessere Bilder macht, liegt es vielleicht an Fertigungstoleranzen. Wie auch immer, die mit Blitz aufgenommenen Bilder haben einen weißen Schleier, und die Fotos sind im ganzen nicht 100% scharf.

    Des weiteren hatte das Telefon unglaublichen Kontaktbedarf. Während es bei mir in der Hosentasche vor sich hin schmollte, rief es ungewollt ca 10 Telefonnummern an. Mehrere davon mehrmals. Da das Display auf leichtesten Druck und Wärme reagiert, muss man echt aufpassen, dass man den Schieberegler betätigt, bevor man das Teil in die Tasche steckt, sonst kann’s teuer werden.

    Okay, bis jetzt könnte man fast glauben, ich will das NOKIA X6 schlecht reden. Dem ist nicht so. Ich gebe nur meine Erfahrungen und Gedanken wieder. Aber jetzt kommen wir zu der Rubrik, in der das X6 richtig klasse ist!

    Die Rede ist vom Navigationssystem. Das aktuelle OVI-Maps ist kostenlos und navigiert einen sowohl zu Fuß, als auch mit dem KFZ sprachgesteuert zu jedem Ziel. Ich habe es bei mehreren stundenlangen Spaziergängen getestet. Warum Vodafone die alte Version installiert hatte, zusätzlich noch die eigene hausbackene Navigationssoftware, die nicht mal kostenlos ist? Tja, das weiß ich auch nicht..

    Aber dank Ovis Suite wurde ich darüber informiert, dass es eine neue OVI-Map Version gab, und habe direkt aktualisiert. Dank 16 Gigabyte Speicher kein Problem. Heute habe ich einen langen Spaziergang getätigt, um der Navi-Software mal auf den Zahn zu fühlen. Auf dem Hinweg nutzte ich die neue Sportstracker Software. Sie hinterließ einen sehr guten Eindruck. Das neue “Look and Feel” passt gut. Nachdem ich so knapp 6 Kilometer aufgezeichnet hatte, schaltete ich die Ovi-Maps ein.

    Ovi Maps Startcenter

    (Die neue Version der OVI Maps. Die ist mal richtig gut gemacht.)

    Tja. 2 Programme, die gleichzeitig auf den GPS Empfänger zugreifen? Das funktioniert scheinbar nicht. Die Software konnte keinen Satelliten finden. Nach beenden der Sportstracker Software funktionierte OVI Maps aber augenblicklich. Wie oben auf dem Bild ersichtlich bieten die OVI Maps nicht nur reine Auto-Navigation. Auch das bereisen von Innenstädten zu Fuß wird hervorragend unterstützt. Allerdings war keine Sprachausgabe installiert. Bei einem Flat-Datentarif kein Problem: Auf die Frage: “Wollen sie nun die deutsche Benutzerführung herunterladen” mit Ja geantwortet, und in knapp 10 Minuten waren die Dateien heruntergeladen und installiert. Ich lud mir die weibliche deutsche Menüführung herunter – wie doof.. wo doch jeder weiß, dass ich nie das tue, was “Frau” mir sagt! Ich machte mich auf den Rückweg nach Hause. Das schöne bei der Sache – man kann ein Konto erstellen und seine Position freigeben. Diese wird dann immer online übertragen, und kann in Facebook oder google latitude angezeigt werden. Ob ich das mache ist aber fraglich.

    Möchte ja nicht, dass meine Freundinnen wissen, wo, oder mit wem ich mich grade rumtreibe, gelle…?

    Interessant bei der Navigation per pedes – selbst Feldwege ohne Straßenbezeichnung werden erfasst, und man wird zuverlässig geführt. Die Stimme spricht auch während der Musikwiedergabe von MP3s. Allerdings nicht bei Radio-Empfang, Das ist zwar nicht perfekt, lässt sich aber verschmerzen. Dass ich absichtlich mehrmals falsch gegangen bin (sogar querfeldein), brachte meinen weiblichen Dschinn nicht aus der Ruhe. Stoisch plapperte Sie was von Routenneuberechnung, um mir die neue Route zu präsentieren.

    Abschließend lässt sich sagen: Das Nokia X6 könnte ein Kracher sein, wenn die Verarbeitung wertiger wäre, und man nicht das Gefühl hätte, dass Nokia auch beim beilegen des Zubehörs die Taschen zugeknöpft hatte.

    Dass die Kamera ein Montagsmodell ist, der Akku im Gehäuse rumklappert wie ein Rudel mexikanischer Springbohnen,  und der Akkudeckel aus billigstem Plastik besteht, trübt wirklich das Bild des ansonsten tollen Handys.

    P.S. Natürlich werde ich google Latitude doch nutzen, um meine Position anzuzeigen. Ich kann einfach an keinem technischen Gimmick vorbeigehen, ohne es auszuprobieren.. 😉

    letzte Änderung: 19.07.2010 09:24 Uhr

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