..oder: “Haben Sie’s schon mal virtuell gemacht?”
Seit heute weiß ich: Virtuell kommt von Vertigo, und bedeutet Schwindel. Zeit also, mal einen Schwindel von Microsoft etwas genauer zu betrachten. Die Rede ist vom virtuellen PC. Ein PC der schwindelt?, werden sich jetzt viele Leser fragen. Teils, teils. Aber ich denke ich erkläre erst mal das Prinzip eines virtuellen PCs, damit das Prinzip, was dahintersteckt verstanden wird.
Was ein PC ist, weiß jeder, der täglich damit arbeitet. Ein Stück solide Hardware, die man anfassen kann, und die auf, unter, oder neben dem Schreibtisch steht. Soweit so gut. Aber es gibt auch den PC im PC. Die Rede ist von einem virtuellen PC. Dies ist eine Software, die unter dem installiertem Betriebssystem ausgeführt wird, und quasi aus der im PC verbauten Hardware einen eigenen PC zur Verfügung stellt.
(Windows XP im Virtual PC 2007 unter dem Betriebssystem Windows 7. Geht nicht? Geht doch!)
Du wirst sicher die Frage stellen wollen: “Und wofür soll das gut sein?”
Nun, da gibt es einige gute Gründe dafür, warum man sich mal mit dem Thema “Virtual PC” befassen sollte:
- ein virtueller PC ist sicher vor Viren (genauer gesagt das Wirtsystem ist sicher: das Gastsystem kann infiziert werden – aber eine Virenentfernung ist mit 2 Klicks erledigt)
- ältere Betriebs-Systeme, oder Software die normalerweise nicht unter der Hardware/Betriebssystem laufen, können weiter eingesetzt werden
- Zu Schulungszwecken im Bildungsbereich, und zur einfachen Wartung im Schulungsbetrieb
- einfach mal zum testen
Du wirst jetzt wahrscheinlich ganz aufgeregt auf deinem Stuhl hin- und her rutschen, als du gelesen hast, das ein virtueller PC sicher vor Viren ist, weil du letztens beim Besuch deiner “Favoriten” im Bereich “Junge, böse Mädels, die’s für Geld machen” mal wieder einen hartnäckigen Virus eingefangen hast, der dein System 3 Tage lahm gelegt hat. Ruhig Blut du kleines Ferkel! Fakt ist, ein virtueller PC ist ein ‘PC im PC’. Wer den Film von Rainer Werner Fassbinder “Welt am Draht” gesehen hat, weiß was ich meine.
Denn der künstliche PC kann aus seiner Virtuellen Realität nicht heraus. Er ist sich seiner Künstlichkeit nämlich nicht bewusst. Selbst wenn das Wirtbetriebssystem etliche Partitionen hat, für das virtuelle installierte Gast-Betriebssystem, wird es immer nur die Anzahl von Partitionen geben, die wir ihm erlauben. Von daher ist ein übergreifender Virenbefall gar nicht möglich, denn auch die Viren sehen es nicht. Bei Virenbefall einfach die Containerdatei der Festplatte löschen, und gegen die Sicherungskopie eintauschen, und alles läuft wieder wie vorher. Dafür braucht nicht mal das Gastbetriebssystem gestartet werden. Es wird unter der Management Software der virtuellen Maschine (im folgenden VM genannt) einfach auf eine andere Datei verwiesen.
Dies ist auch im Schulungsbetrieb für Administratoren sinnvoll. Wenn die Kackblagen vor lauter Langeweile irgendwelche Systemdateien gelöscht haben, was unter normalen Umständen eine Neuinstallation erforderlich macht, genau das gleiche wie beim Virenbefall.
Ex und hopp. Sicherungskopie gegen das zerstörte Betriebssystem (im folgenden OS genannt) austauschen, und innerhalb von einer Minute läuft alles wieder störungsfrei wie vorher.
Das Thema virtueller PC ist nicht neu. Schon seit einigen Jahren gibt es fertige Lösungen dazu. Und schon im Jahre 2003 wurde die Firma Connectix von Microsoft aufgekauft, damit man sich die Technik der Virtualisierung sichern konnte, und das Produkt unter dem Namen “Virtual PC” weiter vertreiben konnte. Es ist allerdings ein eher unbekanntes Produkt für den Heimanwender geblieben. Hauptsächlich, weil die meisten Anwender nichts damit anzufangen wussten.
Trotzdem setzt Microsoft in Zukunft immer mehr auf das Produkt. Hauptsächlich im Serverbereich. Der Grund ist relativ einfach: Stürzt das auf dem Server installierte OS ab, ist Schluss mit lustig. Deshalb geht man immer mehr dazu über, die Anwendungen auf mehrere virtuelle Maschinen zu verteilen. Stürzt mal eine virtuelle Maschine ab, ist das Wirtsbetriebssystem nicht davon betroffen. Auch die Verwaltung ist einfach. So kann ein Administrator unter dem kostenpflichtigem Konkurrenzprodukt VMWare zum Beispiel direkt sehen, was der User auf seinem entfernten PC auf dem Rechner anstellt.
Wer sich etwas mit dem neuen Windows 7 befasst, wird feststellen, dass es ab der Professional Version von Haus aus einen Virtuellen PC mitbringt. Als Gastbetriebssystem wird dort das alte Windows XP eingesetzt (was man sich von der Microsoft Webseite noch herunterladen muss).
Dieses virtuelle XP hat einen Vor- und einen Nachteil. Der Vorteil: Dadurch, dass es sehr hardwarenah auf der CPU läuft, ist es schneller. Der Nachteil: Hat man einen älteren Rechner, auf dem zwar Windows 7 installiert ist, aber die CPU die Hardwarevirtualisierung nicht unterstützt, lässt sich die virtuelle Maschine gar nicht erst nicht installieren. Leider bricht auch die Installation des Virtual PC 2007 auf Windows 7 mit einer Fehlermeldung ab. Allerdings gibt es eine Möglichkeit den Virtual PC trotzdem unter Windows 7 zu installieren. Wer mehr wissen will, der kann meinen Leitfaden zur Installation Virtual PC 2007 auf Windows 7 lesen. Dort ist vom Download, bis zur Installation des Gast-OS alles beschrieben.
Wer sich mit dem Gedanken trägt, mal ein bisserl mit den virtuellen PCs rumzuspielen: Es gibt mittlerweile auch von SUN eine neue und kostenlose Software namens “Virtual Box”. Sie ist wesentlich umfangreicher zu konfigurieren als das relativ spartanisch ausgestattete VPC 2007. Das größte Manko beim VPC 2007 liegt in der Grafik. Hier wird eine virtuelle S3 mit 2 MB Speicher zur Verfügung gestellt. Damit ist nicht viel zu reißen. Die SUN VBOX ist da wesentlich luxuriöser. Über einen Schieberegler lässt sich der Speicherbedarf einstellen. Selbst 3D Beschleunigung ist möglich. Wichtig, wenn man mal ein DirectX Spielchen wagen will. Zum downloaden der SUN Virtual Box HIER klicken.
letzte Änderung 20.12.2009 22:10 Uhr