..oder: eine Bank für “ganz besondere Kunden”
Letzten Freitag habe ich mal wieder ein AHA-Erlebnis der Besonderen Art gehabt – und das sogar bezahlt, da während meiner Arbeitszeit.
Wir sind ja als europaweiter Partner von CENTURY (dem weltgrößten Martial Arts Ausstatter) tätig, und haben deshalb auch einige Kunden, die aus dem nicht deutschsprachigem Raum kommen.
Dies wäre nicht schlimm, denn die meisten Kunden können wenigstens Englisch, was die Kommunikation ermöglicht.
Doch letztens hatte ich einen Kunden, der nicht nur Probleme mit der englischen Sprache hatte, sondern auch mit den aktuellen Möglichkeiten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs überfordert war.
Mehrmals wechselten Mails mit den Bank-Daten hin und her – doch letztlich verstand der liebe Herr aus Griechenland nur Bahnhof und Olivenbaum, und schrieb, dass er nicht wüsste, wie er die fällige Rechnung überweisen sollte, und er uns das Geld in bar zusenden wollte. Ich ging davon aus, dass er es versichert als Wertbrief mit der Post oder ähnlichen Transportoptionen schicken würde – doch da irrte ich mich!
Ich bekam eine Mail, indem mich der Kunde informierte, dass er das Geld an MICH PERSÖNLICH versandt hätte – und zwar über die Western Union Bank!
Nun ist die Western Union Bank für eines bekannt: Sie ist so ziemlich die größte Geldwäschebank der Welt. Jedermann kann Geld einzahlen (ohne dort ein Konto zu haben), sendet es an eine beliebige Stelle des Planeten, und dort kann es jedermann (ohne ein Konto bei der Bank zu haben) abheben.
(Geld von der Western Union? Dann dieses Formular ausfüllen, und du bekommst es)
Sie ist auch nicht grade Flächendeckend in Deutschland vertreten.
So gibt es in Dortmund eine einzige Filiale – und die ist dem schlechten Ruf der Bank entsprechend am Ende der Brückstraße – einer Ecke, die man Nachts eher meidet, und die selbst tagsüber nicht grade von vertrauenserweckenden Gestalten, sondern eher von lichtscheuem Gesindel bevölkert wird.
Dort öffnet man seine Geldbörse nur mit Bedacht, und achtet darauf, dass niemand sieht, dass dort noch ein verträumter Zwanziger steckt, um nicht einen Überfall zu provozieren und seine körperliche Unversehrtheit aufs Spiel zu setzen – Und dort musste ich hin, um etliche hundert Euro abzuholen!
Klasse! Also Freitags Morgens in Klamotten gezwängt, die dem Abenteuer “Western Union” gemäß waren. Army-Hose, Flieger-Blouson (selbstverständlich hatte ich mich das Wochenende nicht rasiert, um mit einem machomäßigem Dreitages-Bart gefährlicher aus zu sehen).
Um kurz nach 9 Uhr (um 09:00 Uhr öffnete die Bank) Morgens betrat ich die Bank und stand schon in einer Menschenschlange!
Das innere der Bank war verdreckt, wie man es bei normalen Geldinstituten niemals sehen würde. Auf dem Fußboden lagen Getränkedosen und zerknüddelte Kassenbelege. Im Wartebereich standen Sitzklötze, die aussahen, als wären Sie seit 20 Jahren im Einsatz. Das Ambiente lud wirklich nicht zum verweilen ein!
Die “Kunden” kamen aus allen möglichen Ländern – ich war der einzige, der sowohl keine Hautfarbe hatte, die von jahrelanger südlicher Sonne gebräunt war, als auch der deutschen Sprache mächtig war.
(So sieht es nur auf einem Werbefoto aus! Im wahren Leben starren die Schalterräume vor Dreck – und das Publikum ist eher von der Migrationhintergründigen Art und steht in Schlangen an den Schaltern..)
Ich vermutete auch, dass scheinbar niemand der Kunden einer geregelten Arbeit nachging, denn man hatte wirklich keine Eile seinen Bankgeschäften nachzugehen, indem man erforderliche Belege ausfüllte. Es gab in der Schalterhalle nur ganze 2 Tische an denen man die Ein-und Auszahlungsbelege ausfüllen konnte, und die netten Menschen, die dort Ihre Geldgeschäfte erledigen wollten, führten erst mal genüsslich endlose Telefonate während Sie im Schneckentempo mal ab und zu einen Buchstaben aufs Papier brachten. Dass andere Menschen vielleicht auch den Wunsch verspüren mal einen Beleg auszufüllen – so weit denkt man ja Morgens, wenn man noch bis zu den Haarspitzen unter Drogen steht, nicht.
So dauerte es auch nur eine knappe halbe Stunde, um einen pieseligen Beleg auszufüllen und dann, von neugierigen Blicken anderer Besucher beäugt, doch endlich an den schnöden Mammon zu kommen.
Ich war wirklich froh, als ich das Geld verstaut hatte, und unbeschadet in der U-Bahn zur Firma unterwegs war.
Also, wenn jemand von euch Thrill und Abenteuer sucht: Besuch die Western Union!
letzte Änderung: 21.11.2010 23:06 Uhr[fusion_builder_container hundred_percent=“yes“ overflow=“visible“][fusion_builder_row][/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]