..oder: Olympia in Sotschi – eine Gelddruckmaschine für Spekulanten
Heute ist es soweit – die im russischen Sotschi (Webseite: www.sochi.ru) ausgetragenen 22. olympischen Winterspiele werden in einem Riesenspektakel enden. Es wird selbstverständlich im Abschluss wieder von allen Seiten gesagt werden, dass DIESE Spiele die tollsten, schönsten und bestorganisierten waren, die es bisher gab. Danach wird in Medias res gegangen und abgerechnet – denn das Motto: “Dabeisein ist alles” war gestern.
Alle Staaten werden dann ihre Medaillen zählen und Deutschland, welches dieses Mal nur auf einem enttäuschenden Rang 6 in der Nationenwertung rangiert (was das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung ist), wird sicherlich Bauernopfer suchen und Trainerköpfe rollen lassen. Dazu kommt ein peinlicher Dopingfall – auf das früher eher Athleten aus China und Russland das Copyright hatten – und das ausgerechnet bei einer deutschen Vorzeigeathletin. Ich glaube, Erfolg definiert man irgendwie anders..
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Doch was ist überhaupt Olympia? Erinnern wir uns an früher – ja, das werden die meisten jüngeren Leser nicht wissen, aber es gab früher den Amateurstatus. Das hieß, dass Sportler nicht von Ihrem Sport lebten und Millionen durch Werbeverträge verdienten, sondern einem normalen Beruf nachgingen. Kam heraus, dass ein Sportler Profi war, dann wurde er von den Spielen ausgeschlossen.
Heute ist alles anders. Olympia ist in erster Linie purer Kommerz. Statt aus Amateuren rekrutieren sich die Sportler nur noch aus von Ihrem Beruf lebenden Profis – das ganze Umfeld auch. Bundestrainer, Trainingszentren, Sportfunktionäre, Verbände – das kostet eine Menge Geld. Dem stehen auf der anderen Seite Sponsoren und Werbepartner entgegen, welche knallhart rechnen, ob sich der in den Sportler investierte Etat refinanziert. Gemeinsam ist aber: alle erwarten den Erfolg – denn nur der kann sich monetär verwerten lassen. Alles andere als der erste Platz ist nicht akzeptabel, da nicht gewinnbringend. Der zweite Platz ist schon der erste Verlierer. Aus “Dabeisein ist alles” wurde “Gewinnen ist alles” – und das um jeden Preis!
Aus Attraktivitätsgründen werden immer neue, actionlastigere und damit publikumswirksamere Sportarten ins Programm genommen. Die Sportler dort sind meist Anfang 20 – logisch, hier wird das zahlende Publikum der Teenager als Zielgruppe angepeilt. Dort ist eben auch Geld zu verdienen – hippe Snowboards, coole Lifestyle Klamotten und am besten noch Energy Drinks mit dem roten Bullen – das verkauft sich nicht nur gut, da ist auch jede Menge Gewinnspanne drin. Die Sportarten in denen Deutschland seit Jahrzenten gut ist, wie Rodeln, Bob u.ä. sind eher als Schlafmittel geeignet. Sportarten, bei denen das Material über Sieg oder Niederlage entscheidet und es beim Sieg um den tausendsten Teil einer Sekunde geht? Das hat nicht wirklich etwas mit Sport zu tun, und kaum ein Fernsehzuschauer wird nach den Spielen ins die Sport-Abteilung rennen um sich einen Vierer Bob zu kaufen..
Sotschi war aber nicht nur schlecht für die Bundesdeutschen Athleten – es war auch für die Einwohner dieses beliebten Kur-und Badeortes, der auch “Riviera des schwarzen Meeres” genannt wird schlecht – sogar äußerst schlecht!
Denn Sotschi waren die teuersten olympischen Winterspiele, die es bisher gab. Berichte der öffentlich rechtlichen Sender, die kritische Reportagen naturgemäß erst zu nachtschlafender Zeit ausstrahlen, um die wenigen wachen Fernseh-Zuschauer nicht zu verwirren, sprachen von 50 Milliarden Euro. Eine unglaubliche Zahl. 50 Milliarden durch 14 Tage Spiele – da hat so ein Tag mal eben läppische dreieinhalb Milliarden € gekostet. Das ist in Zahlen eine unglaublich lange Zahl: 3.500.000.000,00 €. Über 24 Milliarden € gingen nach Berichten alleine für Bestechungsgelder drauf. Jetzt ist auch klar, wie man in Russland Milliardär wird. Aber das Schmiergeld war gut investiert: So wurden für das Bauvorhaben Olympia hunderte Bürger enteignet. Umweltschützer, die den kompletten Umbau einer ganzen Region kritisierten ins Gefängnis gesteckt. Und ganz im Sinne einer funktionierenden Demokratie hat der “lupenreine Demokrat” (Originalton Ex-Kanzler Gerhard Schröderl) Putin eine Demonstrationszone in Sotschi erlaubt – meilenweit vom Stadtzentrum entfernt und unter einer Autobahnbrücke. Doch dafür hat Sotschi jetzt eine vierspurige Autobahn für die ein kompletter Wald und ein Flussbett plattgewalzt wurden – so was macht ja auch Sinn in einer Stadt mit grade mal 400.000 Einwohnern. Der Rest der Stadt, welche an einigen Stellen eben nicht das architektonische Kleinod mit Mittelmeer – Flair ist, wurde – einem potemkinschen Dorf gleich – kurzerhand abgesperrt, mit Planen verhängt und der Verkehr umgeleitet. Das macht man in Russland gerne – ich habe dieses witzige Verhalten auch in der DDR bei der Leipziger Messe erlebt.
Naja, wenn mich Weibsvolk besucht, wird die Schmutzwäsche ja auch kurzerhand unters Bett geschoben – aus den Augen aus dem Sinn. Was im Kleinen klappt, klappt wohl auch im Großen..
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Aber ganz generell wirft die Auswahl dieser Stadt einige Fragen auf. Es sollte doch in einem Riesenland wie Russland, welches grade auch für seine knackigen Winter bekannt ist, ein Ort zu finden sein, der klimatisch besser geeignet ist, als ausgerechnet ein Ort, der das ganze Jahr über keine Minustemperaturen hat, sondern durch seine geographische Lage ein mediterranes Klima. Doch Sotschi wird ja auch ein Austragungsort der Fussball WM 2018 sein – selbst die Formel 1 soll hier ebenfalls bald zu Gast sein und Rennen abhalten. Spätestens dann ist es komplett mit der Ruhe und Beschaulichkeit für die Anwohner vorbei. Und hier kommen dann auch die Immobilienspekulanten voll auf Ihre Kosten – sehen Sie doch schon ein kleines zweites Monaco mit den gleichen unbezahlbaren Grundstückspreisen am Horizont erscheinen.
Aber warum müssen ganze Landstriche durch Raubbau umgestaltet werden um für 2 Wochen fragwürdiges Spektakel einen bis dato unbekannten Ort in den Fokus der Öffentlichkeit zu zerren? Es gibt genügend Wintersportorte auf der Welt – zur Not Orte, in denen die Olympiade schon mal ausgetragen wurde. Wäre es nicht intelligenter diese Orte, in denen schon alles gebaut worden ist zu reaktivieren? Was meint Ihr?
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